So schmeckt Westfalen!

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Spezialitäten Westfalen: Mettwurst und Töttchen, Panhas und Pickert – diese regionaltypischen Leckerbissen kennen in Westfalen viele. Lemgoer Strohsemmeln Ahle Wurscht und die Herforder Bruchbude sind weniger bekannt. Ein kulinarische Streifzug durch die Städte der Westfälischen Hanse:

Die Soester wussten schon im Mittelalter, was zu einem ordentlichen Essen gehört. Das prächtige Bleiglasfenster über dem Nordportal der spätgotischen Kirche St. Maria zur Wiese zeigt das letzte Abendmahl von Jesus Christus mit seinen Jüngern – statt Wein und Brot kredenzt der unbekannte Schöpfer des „Westfälischen Abendmahls“ Jesus und seinen Jüngern bei ihrer letzten gemeinsamen Mahlzeit jedoch Schweinskopf, westfälischen Knochenschinken, Bier aus großen Steinkrügen, kräftiges Schwarzbrot und zum Abschluss ein Schnäpschen. Darauf lassen zumindest die entsprechenden Gläser schließen, die man rechts neben dem Teller mit dem Schinken entdecken kann…. Soester Pumpernickel, Knochenschinken und ein westfälischer Korn nach Vorbild des Westfälischen Abendmahl-Fensters werden den geladenen Ehrengästen der Stadt Soest übrigens auch traditionell beim Philippsessen in Soest serviert. Hierbei handelt es sich um das älteste Ratsessen Deutschlands.

Spezialitäten Westfalen

Spezialitäten Westfalen: Noch mehr Informationen und Links zum Thema gibt es auf der Website der Westfälischen Hanse: www.westfaelische-hanse.de

Warum die Vorliebe der damaligen Gattin der Soester Bürgermeisters für üppiges Essen der Legende nach sogar für den siegreichen Ausgang der Soester Fehde gesorgt haben soll, davon wissen die Soester Gästeführer bei unterschiedlichen Stadtführungen zu berichten, die sich speziell um die Themen Kulinarik und westfälische Gastlichkeit drehen. Am besten und kompaktesten lassen sich die urigen Gaststätten daher im Rahmen einer geführten „Historischen Gaststättentour“ oder einer „Menü-Safari“ erkunden. Bei letzterer werden die verschiedenen Gänge eines typischen westfälischen Menüs in vier unterschiedlichen Häusern serviert. Natürlich darf dabei auch das schon erwähnte Westfälische Abendmahl nicht fehlen, zu dem es im Brauchaus Zwiebel – Soests einziger Brauerei – ein hausgebrautes Soester Hell oder Dunkel gibt. Den krönenden Abschluss bildet ein Halbgefrorenes mit Original Soester Pumpernickel im Pilgrimhaus. Das 1304 als Pilgerherberge erstmals erwähnte Pilgrimhaus ist die älteste Gaststätte in Westfalen.

Spezialitäten Westfalen: Pumpernickel, das süßliche Schwarzbrot, das Napoleon einer gern erzählten Geschichte nach noch mit den Worten „C’est bon pour Nick“ (Gerade mal gut genug für mein Pferd Nick) verschmäht haben soll, gilt heute als Delikatesse. Es ist inzwischen in den Regalen zahlreicher Feinkostgeschäfte in der ganzen Republik zu finden. Und es ist ein echtes „Soester Original“, denn hier wurde es in der Bäckerei Haverland zuerst gebacken. Es geht aber noch süßer in Soest: Wer die Bezeichnung Christstollen hört, denkt wohl zunächst an Dresden. Tatsächlich kommen die meisten Exemplare des Weihnachtsgebäcks aber aus Soest. Denn hier ist mit der Firma Kuchenmeister der Weltmarktführer für Christstollen und Baumkuchen ansässig.

Spezialitäten Westfalen

Der nordhessische „Wursthimmel“. Foto GrimmHeimat NordHessen

Seit der Entstehung der Hanse im Mittelalter haben Kaufleute in den westfälischen Hansestädten einen regen Handel mit Bier und Schnaps, Wurst und Schinken getrieben, denn auch damals produzierten die Bauern der Soester und der Warburger Börde oder im Münsterland schon mehr Getreide und mästeten mehr Rinder und Schweine, als die Westfalen selbst aufessen konnten. Nicht von ungefähr ist das Land der roten Erde heute mit Unternehmen wie Westfleisch in Münster oder Tönnies in Rheda-Wiedenbrück ein Zentrum der deutschen Fleischwarenproduktion. Gerade Wurst und Schinken, gut eingesalzen, lufttrocken oder geräuchert, sind lange haltbar und gut zu transportieren – kein Wunder, dass sie in den Städten der Westfälischen Hanse seit alters her gut gemacht und gerne gegessen werden.

Das weiße Gold

Gerade in vergangenen Jahrhunderten war Salz für die Konservierung von Lebensmitteln unverzichtbar – und dementsprechend begehrt. Westfälische Hansestädte wie Geseke oder auch Soest verdanken ihren historischen Wohlstand nicht zuletzt dem „Weißen Gold“. Hierzulande wird für die Salzgewinnung salzhaltiges Quellwasser – die Sole – über Salinen mit hoch aufgetürmten Reisigstapeln geleitet und gesiedet, bis das Wasser verdunstet ist. Auch in Rheine im Norden des Münsterlands gibt es so eine Saline, und sie ist auch noch in Betrieb. Das Salz der Saline Gottesgabe in Rheine wird nach historischer Methode behutsam gewonnen. Die in der natürlichen Sole enthaltenen Mineralien und Spurenelemente, wie Kalzium, Magnesium, Kalium oder Eisen bleiben erhalten und geben dem Salz einen milden Geschmack. Das herkömmliche Supermarktsalz durchläuft einen chemischen Raffinierungsprozess, in dem fast alle für den Körper bedeutsamen Elemente herausgefiltert werden, bis auf Natrium und Chlorid. Das gewonnene Bentlager Salz wird in kleinen Säckchen abgepackt und zum Preis von 2,50 € verkauft. Auf der Website der Saline Gottesgabe gibt es eine Liste mit den Geschäften, die das feine Salz verkaufen und eine Online-Bestellmöglichkeit.

Ahle Wurscht

Eine besondere Wurstspezialität ist die „Ahle Wurscht“, wie sie im Waldecker Land um die Stadt Korbach gemacht wird.

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„Ahle“ heißt im nordhessischen Dialekt „alte“, denn die Wurst muss lange reifen, bis sie fertig ist. Nicht nur, um haltbar zu werden. Nein, auch der typisch kräftige Geschmack und das intensive Aroma entstehen erst durch diesen Reifeprozess. Und das schmeckt man! Nicht umsonst werden die Reifekammern, in denen die Würste altern, in Nordhessen auch „Wurstehimmel“ genannt.

Ahle Wurscht gibt bei allen Korbacher Fleischereien, unter anderem in der Fußgängerzone bei der Fleischerei Ludwig Tent (www.fleischerei-ludwig-tent.de) – mit über 300-jähriger Tradition einer der ältesten Handwerksbetriebe der Stadt, inzwischen in zwölfter Generation geführt. Tent macht auch andere Wurstspezialitäten wie die Korbacher „Hanse-Wurst“ oder die „Nachwächter-Salami“.

Waldecker Südfrüchte

Typisch für Waldeck – das bis 1929 hinein ein selbstständiges Fürstentum und Freistaat war – sind auch die Waldecker Südfrüchte (LINK). Südfrüchte? Nun ja, hört sich exotisch an, ist es aber eigentlich gar nicht. Eher Hausmannskost – aber regional und mit Geschichte. Und die geht so:

Die Hessen blickten schon immer mit ein wenig Spott auf ihren kleinen, armen Nachbarn Waldeck. Waldeck war für die das „Kollrawenland“. Gemeint waren die Unterkohlrabi oder Steckrüben, die im Waldecker Land seit Jahrhunderten angebaut wurden, viel länger als zum Beispiel die Kartoffel, die erst später aus Südamerika nach Europa kam. Böse Zungen behaupteten, die Waldecker hätten ihre Steckrüben immer mit der allergrößten Begeisterung gegessen, gerade so, als wären es exotische Südfrüchte wie Apfelsinen oder Aprikosen, die sich die armen Waldecker niemals hätten leisten können.

Waldecker Südfrüchte gibt es unter anderem im Hotel-Restaurant Am Dalwigker Tor. Der Gasthof ist seit 1838 im Besitz der Familie Meier und hat noch weitere Gerichte mit regionalen Zutaten auf der Karte.

Spezialitäten Westfalen

“Waldecker Südfrüchte” sind eine Korbacher Spezialität; Foto: Hotel-Restaurant am Dalwigker Tor

Spezialitäten Westfalen: Münsterländer Töttchen

Ursprünglich als „Arme-Leute-Essen“ entstanden, werden Töttchen heute vor allem aus hochwertigem Kalb- und Rindfleisch zubereitet. In Warendorf wird das Fleischragout besonders gerne Mitte Oktober zu „Fettmarkt“ gegessen. Alljährlich lädt der Warendorfer Bürgermeister sogar zum Fettmarkt-Empfang ins historische Rathaus ein und serviert den versammelten Honoratioren dort das heiß dampfende Töttchen, bevor man sich bestens gestärkt über den traditionellen Vieh- und Landmaschinenmarkt begibt.

Töttchen steht auch außerhalb des Fettmarkts auf der Speisekarte der klassischen westfälischen Küche. In Warendorf findet man das schmackhafte Traditionsgericht beispielsweise im „Hotel im Engel“ oder im alten Brauhaus Warintharpa. Wer Töttchen “zum Mitnehmen sucht, wird in der Landfleischerei Hof Heseker in der Bauerschaft Vohren fündig. Ein Rezept zum Selberkochen findet sich auf der Internetseite von Westfälisch Genießen.

Auch in Ahlen werden die Töttchen oder auch Töttken gefeiert: Beim 43. Ahlener Pöttkes- und Töttkenmarkt haben Besucher im vergangenen September beliebte Münsterländer Ragout probieren können. Der Name soll sich vom französischen „en tortue“ ableiten. Denn es heißt, dass französische Soldaten die Zubereitung des Töttken nach Westfalen mitgebracht hätten.

In Münster gibt es Töttchen zum Beispiel im seit 1607 bestehenden „Alten Gasthaus Leve“. Münsters älteste Gaststätte trug zunächst den Namen „In die drei Könige“, ab 1765 den Namen „Zum Cardinal“. Heute macht der Gast dort anhand zahlreicher Ausstellungsstücke eine Reise in die Vergangenheit von Haus und Stadt. Die Fleischerei Hinkelmann aus Münster bietet die ragoutähnliche Speise tafelfertig in der 400-Gramm-Dose an. Hergestellt werden „Kalli’s Töttchen“ aus Kalbsfleisch, Rindfleisch, Schweineherz, Kalbsbrühe und Schweineschwarten, dazu wird kräftig gewürzt, unter anderem mit Zwiebeln, Senf, Essig und Sellerie. Von Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe empfohlen! Für 6,65 Euro ist die Dose bequem im online im Westfalium-shop zu bestellen, neben anderen regionalen Spezialitäten – Westfalen hat eben einiges zu bieten!

Die heutige Zubereitung von Töttchen unterscheidet sich übrigens deutlich vom ursprünglichen Rezept. Während früher ein Kalbskopf sowie Innereien wie Lunge und Herz vom Rind mit Zwiebeln und Essig zu einem süß-sauren Ragout verkocht wurden, verwendet man heute hochwertiges Fleisch aus der Kalbsschulter sowie Kalbszunge. Getrunken wird zum Töttchen typischerweise Bier und gerne auch ein Korn oder ein Wacholderschnaps.

Spezialitäten Westfalen: Was beim Schlachten übrigbleibt

Ähnlich wie bei Töttchen in der traditionellen Machart werden beim Panhas die weniger begehrten Teile eines Schlachttiers verwertet. Der Begriff Panhas, auch Pannas geschrieben, hat seine Wurzeln im Niederdeutschen und stammt ab von: pan = Pfanne und harst = Bratenfleisch, also „in der Pfanne gebratenes Fleisch.“ Zu Zeiten der Hausschlachtungen kochte man die aus Schweinefleisch hergestellten Würste in einem großen Kessel. Während des Garens platzten einige Würste, was die Brühe noch gehaltvoller und schmackhafter machte. Dann gab man die für Panhas typischen Gewürze hinzu: Salz, Pfeffer, Piment und gemahlene Nelken. Angedickt wurde die Brühe anschließend mit Blut und Buchweizenmehl. Dem traditionellen Rezept gibt man heute Hackfleisch, Blutwurst, Zwiebeln und Speck zu.

Den erkalteten Panhas schneidet man in Scheiben und brät ihn in Schweine- oder Butterschmalz knusprig braun an. Der gebratenen Scheibe liegen Sauerkraut und frische Bratkartoffeln oder Kartoffelpüree bei. Dazu wird ein fruchtiges Getränk gereicht, zum Beispiel Apfelwein oder Federweißer. Auch kalt werden die gebratenen Panhasscheiben gern serviert, zum Beispiel mit Schwarzbrot und Rübenkraut. Sicher eine eine von den besten hiesigen Spezialitäten – Westfalen mögen es eben gerne dreftig.

Panhas war früher so bekannt und verbreitet, dass er auch in Wendungen des Ruhrpott- Deutschen vorkommt, zum Beispiel „Getz is abba Pannas am Schwenkmast!“ (Jetzt gibt es Ärger!). In Hattingen wird der Herbstanfang jedes Jahr mit dem Panhasfest eingeläutet. An den Ständen lokaler Restaurants auf dem Kirchplatz steht frisch gebratener Panhas ganz oben auf der Speisekarte. Doch auch andere Geschmäcker gehen nicht leer aus. Ein buntes Rahmenprogramm rundet einen Besuch auf dem Hattinger Panhasfest ab. Panhas gibt es in Hattingen zum Beispiel im Bergerhof  und in der Fleischerei Müller und um die Ecke in Sprockhöfel im Hotel & Restaurant Eggers.

Gehsse inne Stadt, wat macht dich da satt? Ne Körriwuast!

Auch wenn sie entweder in Hamburg oder in Berlin erfunden wurde – die Currywurst gehört beim Thema “Spezialitäten Westfalen” auf jeden Fall mit dazu. Der bekennende Bochumer Herbert Grönemeyer setzte der Currywurst 1982 ein musikalisches Denkmal. In schönem Ruhrpott-Deutsch sang er: Gehsse inne Stadt, wat macht dich da satt? Ne Körriwuast! Kommsse vonne Schicht, wat schön‘ret gibbet nich als wie Körriwuast. Auffem Hemd, auffe Jacke, Ker, wat is dat ne Kacke! Allet voll Körriwuast (= Gehst du in die Stadt, was macht dich da satt? Eine Currywurst! Kommst du von der Schicht, etwas Schöneres gibt es nicht als Currywurst. Auf dem Hemd, auf der Jacke, Mann, was ist das für ein Mist. Alles voll Currywurst). Der Text stammt unter anderem von dem in Essen geborenen Schauspieler Diether Krebs.

Umhüllt von sämiger Currysoße, aber saftig, knackig und kross, so muss die klassische Currywurst nicht nur im Ruhrgebiet schmecken. Die Ruhrpöttler und auch die Münsterländer lieben sie geschnitten und mit Pommes frites als Schimanski-Teller oder Manta-Platte – also rot-weiß mit Mayonnaise und Ketchup. In Hattingen gibt es die beste Currywurst bei der zum Restaurant Pilgrimshöhe gehörenden „Pommeskurve“.

Pils und mehr

Und welches Getränk geht am besten mit der Mantaplatte? Ein frisch gezapftes Pilsken! Nach Pilsener Art gebraute Biere aus dem Sauerland wie Veltins oder Warsteiner sind über Deutschland hinaus beliebt. In Münster steht traditionell das Altbier im Mittelpunkt der Bierkultur. Im kneipenreichen Kuhviertel lohnt nicht nur die „Akademische Bieranstalt Cavete“ oder Münsters kleinste Kneipe, die „Ziege“ den Besuch, sondern auch Kneipe und Stammhaus von Pinkus Müller. Das 1816 gegründete Bierhaus ist eine der letzten von ehemals über 150 Altbierbrauereien in Münster. Bemerkenswert: Hier wurde 1978 das deutschlandweit erste Bio-Bier gebraut, Pinkus-Biere werden heute an eine weltweite Fangemeinde exportiert.

Gesunde und nachhaltige Ernährung hat in der Studentenmetropole Münster bereits früh eine große Anhängerschaft gewonnen. Es ist also kein Zufall, dass hier eine der ersten deutschen Bio-Supermarkt-Ketten entstand – und ihr Gründer heute sogar dem Einzelhandelsverband vorsitzt. Zum gesunden Genuss passt Transparenz: Wer immer schon mal dem Bio-Handwerk auf die Finger schauen wollte, kann in der Hafenkäserei im schicken Szeneviertel am ehemaligen Stadthafen zugucken, wie leckerer Käse entsteht. Die biologische Vollkornbäckerei Cibaria backt nicht nur nach streng ökologischen Kriterien, sondern auch sehr lecker: Cibaria wurde von der Zeitschrift Feinschmecker zum wiederholten Mal auf die Liste der “Besten Bäcker” Deutschlands gesetzt. Auch die wachsende Craft-Beer-Szene in Münster hat sich dem ökologisch einwandfreien Genuss verschrieben– Finne Brauerei, Läuterwerk oder Gruthaus  haben für ihr Publikum eine Vielfalt von raffinierten Kompositionen entwickelt, abseits des Einheitsgeschmacks und mit regionalem Akzent.

Bier und Schokolade

Die alte ostwestfälische Hansestadt Herford hat sich spätestens 1878 mit der Gründung der Brauerei zum Felsenkeller auf die westfälische Bier-Landkarte gesetzt. Das Sortiment des seit 2006 als Herforder Brauerei firmierenden Unternehmens reicht von Pils, Landbier und Export bis hin zu den saisonalen Sorten Maibock und Weihnachtsbier und darf in Herford und Umgebung bei keinem Fest fehlen.

Süßes aus Herford gibt es schon seit Mitte des vorletzten Jahrhunderts

 

Was wenige wissen: Herford war lange Zeit die süßeste Stadt Deutschlands. Noch in den 60er Jahren duftete die gesamte Herforder Innenstadt nach Schokolade und gerösteten Kakaobohnen. 1860 gründeten Johann Heinrich Knigge und Friedrich de Fries die erste Süßwarenfabrik. Sie gelten als die Begründer der Süßwarenindustrie in Herford. 1900 waren es schon 22 Firmen, die Süßes aus Schokolade und mehr produzierten. Von der einfachen Tafelschokolade bis hin zur raffinierten Praline. In den 1920er und 1930er Jahren war Herford mit 49 Süßwaren- und Schokoladenbetrieben, darunter Weinberg, Freesia, Kiel & Schmahl, Knigge und Nolting, einer der wichtigsten Produktionsstandorte für Süßwaren in Deutschland. Heute gibt es noch zwei Schokoladenproduktionsstätten in Herford. Eikmeyer und Gehring, die sich auf Schokolade am Stil spezialisiert haben und Weinrich, die sich als Familienunternehmen in vierter Generation sich seit 1895 dem Thema Schokolade widmen.

Wer die beliebte Schokolade besonders frisch und günstig ergattern möchte, geht in die „Bruchbude“ am Gänsemarkt in Herford. Hier bietet Weinrich neben dem regulären Warensortiment auch Bruchschokolade zu vergünstigten Preisen an.

Am besten lässt sich die leckere Geschichte Herfords bei einem der kulinarischen Stadtrundgänge in Herford erleben. Vom 3 Gang-Menü bis hin zu kleinen Häppchen – bei der „Gourmet-Rallye“, der „EssKulTour – deftig durch Herford“ oder dem Rundgang „Ein Häppchen Herford“ gibt viel interessantes über die 1.200-jährige Geschichte der Stadt und schön was auf die Gabel.

Vor allem in der kalten Winterzeit ist der Radewiger Grünkohl eine beliebte Mahlzeit in Herford, welche auf eine lange Tradition und Geschichte zurückblickt: Die Jakobikirche zwischen dem Gänsemarkt und dem Deichtor in der Radewig war im Mittelalter eine Pilgerkirche. Viele Jakobspilger machten sich im Mittelalter auf den Weg bis nach Santiago de Compostela, zum Grab des Heiligen Jakobus. Sie konnten in Herford Rast halten und in der alten Jakobikirche beten und Andacht halten. Mit der Reformation waren die Pilger jedoch nicht mehr in der Stadt erwünscht und die Pilgerkirche wurde geschlossen. Sechzig Jahre stand die Kirche leer bis Anton Brudtlacht, der Bürgermeister und die Bürger der Radewig beschlossen haben, die Jakobikirche wieder als Pfarrkirche einzurichten und einzuweihen. Am Donnerstag nach dem 1. Advent im Jahre 1590 wurde sie als evangelische Kirche wiedereröffnet. Zur Feier des Tages hatten die Radewiger Hausfrauen ein leckeres Mittagessen aufgesetzt: Grünkohl mit Rauchwurst. Seitdem findet jährlich das traditionelle „Radewiger Kohlfest“ in Herford statt. Ein gutes Herforder Pilsener darf dabei natürlich nicht Fehlen.

Spezialitäten Westfalen

“Bullenauge” nennt sich die Soester Likör-Spezialität

Warburger Bier mit Kartoffelplätzchen

Ein Geheimtipp aus Westfalens Osten ist das Warburger Bier der seit 1721 existierenden Brauerei Kohlschein. Durch die traditionelle, handwerkliche Herstellung entstehen diese anspruchsvollen und süffigen Bierspezialitäten. Hierbei spielen Gerste und andere regionale Rohstoffe und eine umweltfreundliche Produktion eine wichtige Rolle. Die verschiedenen Biersorten sind in allen namenhaften Supermärkten und im Getränkehandel in des Warburger Lands erhältlich. Ganz regional und sehr lecker zum Warburger Bier: Reibeplätzchen mit Kartoffeln aus dem fruchtbaren Boden der Warburger Börde.

Spezialitäten Westfalen UND Lippe: Strohsemmeln und Pickert

Ebenfalls mit Kartoffeln wird Pickert gemacht. Der Kartoffel-Hefe-Kuchen ist gewissermaßen das Nationalgericht Lippes und hat sich seit dem 19. Jahrhundert vom „Arme-Leute-Essen“ zur auch in Ostwestfalen beliebten Spezialität gemausert. Besonders in der kalten Jahreszeit erfreut sich der Pickert großer Beliebtheit, schließlich kann er, je nach Vorliebe, sowohl süß – mit Marmelade oder Rübenkraut – als auch herzhaft – mit echter lippischer Leberwurst gegessen werden. Echte Lipper entscheiden sich allerdings nicht für nur eine Variante, sondern nehmen beides: Leberwurst und Rübenkraut.

Heutzutage gibt es kein Restaurant mit regionaler Küche in Lippe, das den Pickert nicht in der Speisekarte stehen hat. Sogar im Internet gibt es die Lippische Spezialität zu kaufen. Traditionell wird Pickert am Nachmittag mit Kaffee gegessen, das Gericht eignet sich aber ebenso als Hauptspeise. Es gibt Pickert-Stände auf den Wochenmärkten und Pickert-Abende bei Vereinen, Veranstaltungen und natürlich in den heimischen Wohnzimmern. Auch die meisten Lemgoer Bäcker haben mindestens ein Mal die Woche Pickert im Angebot.

Die Liste der Zutaten ist so einfach, dass es für den Genuss von Pickert meist nicht einmal einen Einkauf bedarf: Kartoffeln, Mehl, Eier, Milch, Hefe, Gewürze, nach Geschmack auch Rosinen. Wer es noch einfacher haben möchte, kann auch auf eine fertige Mischung zurückgreifen. Das Produkt des „Pickert-Mädels“ gibt es sowohl online als auch in den Lemgoer Supermärkten.

Nicht nur typisch lippisch, sondern typisch Lemgo ist die Strohsemmel. Ihr widmet die alte Hansestadt jedes Jahr am letzten Juniwochenende ein ganzes Fest: Diese Ehre hat sich das fluffige Gebäck über viele Jahre erarbeitet, denn die Geschichte der Strohsemmel ist noch älter als die des Pickerts. Anfang des 19. Jahrhunderts verbrachte der Lemgoer Bäckergeselle Conrad Ludwig Richter seine Wanderjahre in Russland. Von dort brachte er dann das Rezept für die Strohsemmel mit, das einen für Russland typischen Arbeitsschritt enthielt: Vor dem Backen werden die Teigstücke mit kochendem Wasser überbrüht. Das sorgt dafür, dass die Strohsemmeln besonders lange haltbar sind.

Doch woher kommt der Name Strohsemmel? Er entstand aus einer Notwendigkeit beim Backen. Strohsemmeln wurden bei sehr hohen Temperaturen gebacken, bei bis zu 280 Grad. Wären die Semmeln bei solchen Ofentemperaturen auf den heißen Stein gelegt worden, wären sie verbrannt. Das Stroh verhinderte das. Der Tradition entsprechend werden noch heute die Strohsemmeln auf Stroh gebacken. Diese beiden Kniffe sind es, die Conrad Ludwig Richter nach Lippe brachte und die die Strohsemmel so einzigartig machen.

Paderborner Pilger-Picknick

Spezialitäten Westfalen: Nach Paderborner Art gebackenes Brot gibt es in ganz Deutschland bei Bäckern und im Supermarktregal – der Name steht für ein helles Roggenmischbrot, das meistens im Kasten gebacken wird. Auch das Bier der heute zur Warsteiner-Gruppe gehörenden Paderborner Brauerei erfreut sich mittlerweile bundesweiter Beliebtheit. Außerdem ist die Stadt an den Paderquellen für ihre Frömmigkeit bekannt. Deshalb hat die Tourist Information Paderborn gemeinsam mit der Traditions-Fleischerei Müller und der Handwerksbäckerei Kloke das „Paderborner Pilger-Picknick“ erfunden – ideal für Pilger auf dem langen Jakobsweg nach Santiago oder bei einer Tagestour auf dem Alten Pilgerweg bei Paderborn.

Als hübsches Präsent verpackt enthält es alles, was zwei Pilger für eine stärkende Rast benötigen. Der Picknickkorb enthält zwei „Paderbörnchen“, also kleine Paderborner Brote aus Sauerteig. Zwei Dosen Paderborner Pilgerbier (ein süffiges naturtrübes Landbier) samt Bierdeckel löschen den Durst der Pilger. Eine westfälische Mettwurst, zwei Bierbeißer und ein Glas „Pilgerschmaus“ – eine leckere Streichwurst, die eigens für das Pilger-Picknick kreiert wurde – sind ebenfalls enthalten. Zusätzlich gibt es noch ein Drei-Hasen-Holzbrettchen und ein scharfes Messer.

Das “Paderborner Pilger-Picknick” kostet 33 Euro und ist in der Tourist Information Paderborn erhältlich. Da es ausschließlich hochwertige frische Waren enthält, muss es ein bis zwei Tage vorher bestellt werden.

Der nicht so heilige Geist

Aus Getreide lässt sich nicht nur Wurst und Schinken und Brot und Bier machen, sondern auch Hochprozentiges: Noch vor 50 Jahren destillierten hunderte von bäuerlichen Schnapsbrennereien in Westfalen aus Gerste, Roggen und Weizen ihren eigenen Alkohol und produzierten damit ehrlichen Klaren und viele süße, bittere und fruchtige Spezialitäten. Deswegen gehört der Korn auf jeden Fall zum Thema “Spezialitäten Westfalen”. Aufgrund geänderter Gesetze haben viele dieser Brennereien aufgegeben oder beschränken sich auf die Herstellung von Spirituosen mit zugekauftem Alkohol. Andererseits sind neue Unternehmen entstanden, die mit kleinen Brennblasen Obstbrände und andere geistige Getränke herstellen.

Der Briloner Haumeister

Mit einer Gesamtfläche von 7.750 Hektar ist der Stadtwald Brilon nicht nur der größte Kommunalwald Deutschlands, sondern auch Erholungsort und Heimat der Briloner Waldfee. Passend zu den 40. Internationalen Hansetagen 2020 in Brilon entwickelte der Briloner Edelbrandsommelier Thomas Fiedler somit eine geistige Hommage an seine Heimatstadt ihren Wald – den „Briloner Haumeister“.

Ein Haumeister war der Vorarbeiter eines Trupps Waldarbeiter und erledigte nach den Anweisungen des Revierförsters verschiedene Aufgaben im Wald – von der Pflege der Bäume bis zum Fällen (Holz hauen). Berufsbild und Name haben sich in den letzten Jahrhunderten zwar gewandelt, aber auch heute spielt der „Haumeister“ noch eine wichtige Rolle in den Briloner Wäldern.

Der Likör, der in Fiedlers „Destillerie 1113“ aus einem Destillat von Fichtennadeln hergestellt wird, bringt den Geschmack des Waldes auf die Zunge. Die Fichte war lange Zeit der „Brotbaum des Sauerlandes“ und bestimmt im Briloner Wald noch heute das Bild. Abgerundet wird der Likör von einer süßlichen Note und bildet so ein einzigartiges Geschmackserlebnis. Erhältlich ist der Fichtennadellikör in der „Destille 1113“, im Briloner Einzelhandel, bei der BWT – Brilon Wirtschaft und Tourismus GmbH sowie auf zahlreichen Briloner Festen.

Spezialitäten Westfalen: Thomas Fiedler und sein „Briloner Braumeister“ – Foto BWT

 

Das Soester Bullenauge

Auch Vegetarier können sich das Soester Bullenauge durchaus zu Gemüte führen. Denn es handelt sich hierbei um einen köstlich schmeckenden Edelmokka-Likör, der mit einem Schuss flüssiger Schlagsahne versetzt und in Likörschalen serviert wird. Es ist sozusagen das „Nationalgetränk“ der Soester Allerheiligenkirmes – Europas größter Altstadtkirmes. Aber Achtung: Wer sich nicht als Soest-Neuling outen möchte, der sollte ein Bullenauge nicht im Hochsommer bestellen. Der echte Soester genießt sein Bullenauge nämlich nur im Winter. Es sei denn als Dessert in Form der leckeren Bullenaugen-Creme.

Gold zum trinken

Der Eisenberg nahe der alten Hansestadt Korbach ist Deutschlands größte historische Goldlagerstätte – daran erinnert der Korbacher Goldtrunk, ein leckerer Kräuterlikör, dem kleine Goldblättchen beigemischt sind. Der Goldtrunk kann bei der Tourist-Information Korbach gekauft werden – und die alten Stollen im Eisenberg kann man besichtigen – Bergwerksführungen gibt es von Mitte April bis Ende Oktober immer an den Wochenenden, in den Sommer- und Herbstferien zusätzlich auch am Mittwochnachmittag. Termine und Infos unter: www.goldspur-eisenberg.de

Märkte der Möglichkeiten

Regionale Lebensmittel in Hülle und Fülle bieten die großen Wochenmärkte in Münster oder Soest. In der Hellweg-Metropole bauen Markthändler und Imbissstände zwischen Dom, historischem Rathaus und Petrikirche immer dienstags, donnerstags und samstags ihre Stände auf – frischer und in einem schöneren Ambiente kann man Steckrüben, Stielmus, Grünkohl und Börde-Äpfel kaum einkaufen. Auf dem Domplatz in Münster ist normalerweise jeden Dienstag und Samstag Markt. Hier steht der traditionelle münsterländische Bauer neben den holländischen Fisch- oder Käseständen, Anbieter mediterraner oder orientalischer Köstlichkeiten neben dem zertifizierten Biohof aus der Region mit seinen Spezialitäten – Westfalen und vielleicht sogar Deutschland hat Kennern zufolge keinen schöneren Markt als den Wochenmarkt in Münster zu bieten.

 

Im Westfalium Adventskalender sind erschienen:

Tür 1: Weihnachtsmarkt am Freilichtmuseum Hagen

Tür 2: Weihnachtssingen in Westfalen

Tür 3: Kreuztaler Weihnachtsmarkt

Tür 4: Geschenktipp Westfälische Eichen – der Westfalium Kalender 2020

Tür 5: Weihnachtsmarkt Maste Barendorf

Tür 6: Nikolaus in Hövelhof

Tür 7: Geschenktipp Sauerländer Streuobstwiese

Tür 8: Krippenfiguren handgeschnitzt

Tür 9: Weihnachtsmarkt im Mühlenhof

Tür 10: Münster im Advent

Tür 11: Geschenktipp Jahrbuch “Schönes Westfalen”

Tür 12: Borken eisgekühlt – klimaneutral in Runde drei

Tür 13: Weihnachtsbäume aus dem Sauerland

Tür 14: Westfalen für den Gabentisch

Tür 15: Weihnachtsmarkt an der Villa Wesco

Tür 16: Gütersloher Weihnachtsmarkt

Tür 17: Gute Laune mit jedem Löffel/ Winterblues

Tür 18: Winterferien in Westfalen

Tür 19: Westfalium-Geschenkabo – Gutschein sofort ausdrucken

Tür 20: Advent bei Schulze Schleppinghoff

Tür 21: Spezialitäten Westfalen – Batch Bier-Likör vom Forstmannshof

Tür 22: So schmeckt Westfalen

Tür 23: Heiliger Morgen im Tierpark Hamm

Tür 24: Westfalium wünscht ein frohes Weihnachtsfest!

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