Durchatmen in Bad Sassendorf

Salznebel zum Durchatmen: Wenn es wärmer wird, und Blütenpollen die Luft erfüllen, ist ein Spaziergang im Salznebel eines Gradierwerks genau das richtige. Zum Beispiel in Bad Sassendorf. Das 2018 neu gebaute Gradierwerk im Kurpark von Bad Sassendorf bezieht seine Sole aus natürlichen Solequellen, die eine über 1000-jährige Geschichte haben. Die Sole wird aus Tiefen von 200 bis 400 Metern gefördert. Besucher können das Innere des Gradierwerks betreten und die Salzluft noch intensiver genießen.

Durchatmen im Salznebel

Das alte Gradierwerk in Bad Sassendorf machte 2018 für einen Neubau Platz – Foto Wikimedia/Friedhelm Dröge

Das 73 Meter lange Gradierwerk ist das Prunkstück des Kurparks von Bad Sassendorf. Es lädt zum gesunden Durchatmen, aber auch zum Entdecken ein und zeichnet sich durch eine einzigartige Architektur aus, entworfen vom Architekten Peter Grund in der Westfälischer Bauweise. Eine giebelförmige Ständerkonstruktion trägt die riesigen Schwarzdornwände und schützt diese gegen aufkommende Windlasten vor dem Umstürzen. Um eine effektive Verneblung zu erzielen, ist das Gradierwerk Richtung Nordosten optimal zur Hauptwindrichtung ausgerichtet.

Für die Fundamente wurden Eichenbalken aus den Vorgängerbauten verwendet, die sichtbare Konstruktion ist in resistentem Lärchenholz gehalten. Besonderheiten sind der begehbare Wandelgang über zwei Etagen, die Sonnenterrasse und der Aufzug für einen barrierefreien Zugang.

Elektrische Pumpen fördern die Sole in die Kastenrinnen des Gradierwerks. Über 120 hölzerne Zapfhähne wird die Zufuhr der Sole händisch geregelt, um bei unterschiedlichster Witterung für eine optimale Gradierung zu sorgen. Beim Herabrieseln über den Schwarzdorn wird die Sole zerstäubt, das Wasser verdunstet und Verunreinigungen setzen sich an den Zweigen ab. So ist das Gradierwerk in einen feinen Salznebel gehüllt, der das Durchatmen so angenehm macht. Die konzentrierte Sole wird von den Rieseltischen aufgefangen und dem Kreislauf erneut zugeführt, bis der gewünschte Salzgehalt erreicht ist.

Durchatmen in Bad Sassendorf

Das neue Gradierwerk ist auf zwei Etagen und im Inneren begehbar – Bild Gäste-Information & Marketing Bad Sassendorf/Helene Janzen

Dorngradierungen in der Salzproduktion gab es in Bad Sassendorf seit 1800. Eine Balkenkonstruktion als tragendes Element bildet das Grundgerüst eines Gradierwerkes. In dieses Gerüst sind Schwarzdornbündel eingearbeitet. Mit Hilfe von Pumpen wird die Sole auf den Dornenwänden des Gradierwerkes verteilt. Beim Herabrieseln der Sole erfolgt durch den Schwarzdorn eine beträchtliche Oberflächenvergrößerung. Dadurch wird das Verdunsten des Wassers begünstigt. Wärme, trockener Wind und Sonneneinstrahlung verstärken diesen Effekt. Übrig blieb eine hochgradierte Sole, aus der im nächsten Schritt in den Siedepfannen schneller das Salz gesiedet und damit Brennmaterial gespart werden konnte.

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Bald erkannten die Sälzer aber einen weiteren Effekt: Beim Verdunsten des Wassers gelangen geringe Salzteilchen in die Luft. Man spricht von „Gradierverlust“. In unmittelbarer Nähe des Gradierwerkes bildet diese angereicherte Luft ideale Voraussetzungen für eine medizinische Anwendung als Freiluft-Inhalation, die sich ähnlich der Seeluft positiv auf die Atemwege auswirkt. Besonders Asthmatikern und Pollenallergikern ist ein Gang durch bzw. rund um das Gradierwerk zu empfehlen.

Direkt neben dem Gradierwerk befindet sich die Börde-Therme Bad Sassendorf. Auch hier kommt die Sole mit ihrer wohltuenden Wirkung zum Einsatz. Neben dem frei zugänglichen, öffentlichen Teil des Gradierwerks gibt es auch einen Teil, der zur benachbarten Börde-Therme gehört – und deshalb für ein außergewöhnliches Merkmal sorgt: Eine Sauna und einen Ruheraum im Gradierwerk. Von der Sonnenterrasse aus haben die Sauna-Gäste einen einmaligen Blick über die Bade- und Saunalandschaft und in den Kurpark.

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