Ausbildung Westfalen: Breites Spektrum SCHULE LEHRE STUDIUM

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Bunte Welt der Ausbildung: Westfalen hat mehr Lehrberufe zu bieten als Arzthelferin oder Autoschlosser. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Ausbildung zur Brauerein, zum Vulkanisationstechniker oder zum Digitalisierungsmanager?

Ausbildung Westfalen

Leona Sandmann macht in der Familienbrauerei Moritz Fiege eine Ausbildung zur Brauerin und Mälzerin – Foto Moritz Fiege

Nach mehr als 140 Jahren gibt es in der Familienbrauerei Moritz Fiege wieder eine Auszubildende zur Brauerin und Mälzerin. Leona Sandmann steht seit Dezember beim Bochumer Traditionsbetrieb am Sudkessel. Das Brauen ist auch im 21. Jahrhundert noch eine Männerdomäne, heißt es dazu bei Fiege. Nur jede zehnte aller Brau-Auszubildenden in Deutschland ist weiblich. Da freut man sich in Bochum jetzt, bei der Veränderung dieser Zahlen einen aktiven Beitrag leisten zu können. Bier- und Braukultur interessieren Leona Sandmann schon lange. Bereits zwei Jahre vor Beginn der Ausbildung arbeitete sie im Ausschank einer Dortmunder Brauerei. „In dieser Zeit reifte in mir die Entscheidung, Brauerin zu werden“, berichtet die 22-Jährige.

Ausbildung Westfalen: Nach 140 Jahren wieder eine Brauerin

Weil Leona im Ruhrgebiet keinen Platz fand, machte sie sich nach Norderney auf. Dort konnte sie ihren Entschluss zeitnah in die Tat umsetzen. Von ihren Mitschülern in der Dortmunder Berufschule kam dann der Hinweis: Bei Moritz Fiege in Bochum ist ein Ausbildungsplatz im zweiten Lehrjahr frei. „Ich habe mich beworben und konnte direkt meine Ausbildung in Bochum fortsetzen“, freut sich Leona Sandmann. Die ersten Eindrücke waren sehr positiv, bei Fiege sei alles viel größer als in der Inselbrauerei. Und es gibt ein Azubi-Team. Von den sechs Auszubildenden sind fünf im Braubetrieb, einer in der Verwaltung. Auf den aktuellen Nachwuchs hält Holger Kittler, Ausbildungsleiter der Brauer und Mälzer, große Stücke: „Aktuell bin ich bei allen sehr überzeugt, dass sie eine große Leidenschaft für diesen Beruf entwickeln.“ „Die Faszination des Berufes erspüren“, das will der zweite Braumeister im Hause Fiege dem Nachwuchs ermöglichen. „Eine gute Ausbildung junger Leute ist für uns elementar wichtig“, unterstreicht Firmenchefin Carla Fiege. Trotz Pandemie hält die Bochumer Brauerei die Neu-Einstellungen der Auszubildenden auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Für die Bemühungen in der Krise hat das Unternehmen in diesem Jahr eine Ausbildungsprämie bekommen. Einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 4.000 Euro.

Ausbildung Westfalen: Reifen- und Vulkanisationstechnik

Weiß nicht jeder: Gute Mechaniker für Reifen- und Vulkanisationstechnik können mit ihrer Arbeit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Darauf macht Jörg Pinke von der Briloner Firma Reifen Pinke  in seiner Info für Auszubildende aufmerksam: „Durch deine professionelle Wartung der Fahrzeuge und der richtigen Auswahl der Reifen, kommt es zu einer Optimierung des Rollwiderstands und so zu einer Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und des CO2-Ausstoßes. Das mindert die Umweltbelastung.“ Auch bei der Reifenrunderneuerung leisten Reifen-Mechaniker einen deutlichen Umweltbeitrag. Da wird ein großer Teil des abgefahrenen Reifens – der Reifenunterbau – wiederverwendet und die Lauffläche des Reifens runderneuert. Im Vergleich zur Herstellung eines Neureifens werden bei der Runderneuerung 70 Prozent Energie eingespart. Aktuell ist Reifen Pinke mit Standorten in Brilon, Olsberg und Lennestadt auf der Suche nach neuen Azubis. Handwerkliches Geschick und Bereitschaft zur Eigenverantwortung sind gefragt. Um in Deutschland die Ausbildung zum Mechaniker für Reifen- und Vulkanisationstechnik beginnen zu können, wird üblicherweise ein Hauptschul- oder Realschulabschluss verlangt. Das ist aber nicht zwingend notwendig, so die Agentur für Arbeit. Wen es nach der Ausbildung reizt, sich beruflich weiter zu entwickeln, der hat verschiedene Möglichkeiten, z.B. die Prüfung als Mechanikermeister/in für Reifen- und Vulkanisationstechnik oder eine Weiterbildung als Techniker/in der Fachrichtung Kunststoff- und Kautschuktechnik. Auch ein Studium ist möglich, z.B. mit einem Bachelorabschluss im Studienfach Kunststofftechnik. Unter bestimmten Voraussetzungen, so die Arbeitsagentur, ist auch ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung eine Hochschulausbildung möglich.

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Mit der richtigen Reifenauswahl und professioneller Montage lässt sich Kraftstoffverbrauch reduzieren – Foto Pixelio

„Ganz frisch im Angebot“, so könnte man zur Berufsausbildung „Kaufmann für Digitalisierungsmanagement (m/w/d)“ sagen. In den bundesweit verbindlichen Ausbildungsordnungen hat das Bildungsministerium zum 1. August 2020 das Berufsbild Informatikkaufmann/frau modernisiert und den Anforderungen der Digitalisierung der Arbeitswelt angepasst.

Schon vorher galt bundesweit: Um zum Kreis der erfolgreichen Bewerberinnen und Bewerber für einen Digitalisierungs-Ausbildungsplatz zu gehören, ist es sehr hilfreich, die Hochschulreife oder Fachhochschulreife zu besitzen. Bei 63 Prozent der erfolgreichen Bewerbungen war das deutschlandweit 2019 der Fall.

Ausbildung Westfalen: Digitalisierungsmanagement

Seit August 2020 bildet auch die Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG in Bielefeld offiziell in diesem „neuen Beruf“ aus. Ganz neu ist der Beruf beim ostwestfälischen Weltunternehmen allerdings nicht. Bereits seit vielen Jahren werden dort Digitalisierung und Ausbildung – das Durchlaufen der IT-Stationen und der kaufmännischen Abteilungen – aktuell aufeinander abgestimmt. 2017 entstand daraus das Konzept #azubidigital.

Bringt man die richtigen Voraussetzungen mit, geht es bei den Bielefeldern von der Bewerbung bis zum Ausbildungsvertrag zügig voran. Bei Niklas Weigang war das so. „Erblich vorbelastet“ sozusagen – „mein Vater arbeitet auch in der IT“ – und schon in der Schule immer gut in Informatik, waren nach dem Abi Bewerbung, Einstellungstest und Einstellungsgespräch ziemlich flott erledigt.

Mittlerweile ist der 19-Jährige im zweiten Ausbildungsjahr und rundum zufrieden. „Es macht super viel Spaß“, berichtet er begeistert im Gespräch mit Westfalium. Besondere Freude hat Niklas an den internationalen Kontakten. Die gehören in einem global aufgestellten Unternehmen quasi zum Alltag. „Unsere IT ist ein international tätiger Fachbereich“, erläutert  Ina de Vries, zuständig für die kaufmännischen Azubis: „Der größte Teil des Tages findet auf Englisch statt.“ Bevor die Corona-Pandemie die Freizügigkeit massiv beeinträchtigte, war es bei Dr. Oetker üblich, dass Auszubildende zwei bis drei Monate einen Auslandseinsatz absolvieren konnten. Wann das wieder möglich sein wird, ist derzeit noch offen.

Fest steht, so die Ausbildungsleiterin: „Interkulturelle Erfahrungen sind uns sehr wichtig. Wer im Umgang mit der englischen Sprache noch nicht ganz so fit ist, profitiert  von einem Sprachkurs, den wir anbieten.“ Darüber hinaus eröffnet die Unternehmensinitiative #azubidigital zusätzliche digitale Schwerpunkte in der Ausbildung. Auszubildender Niklas Weigang hat offensichtlich keinen Grund zur Klage: „Es ist super spannend, die Berufswelt bei Dr. Oetker kennenzulernen.“ Online können sich Azubis von morgen beim Tag der offenen Ausbildung am 29. Mai einen eigenen Eindruck verschaffen. Die Anmeldung ist auf www.oetker.de möglich. (tt)

Westfalium-Serie SCHULE LEHRE STUDIUM – Wissenswertes für den Karrierestart in der Heimat

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