Straße der Weserrenaissance als Buch

Westfalen – Die Straße der Weserrenaissance führt durch eine Gegend von außerordentlichem historischen Reichtum. Am Ende des Mittelalters hat die Weserschifffahrt den Regionen an der oberen Weser beachtlichen Reichtum gebracht. Der heute noch berühmte Obernkirchener Sandstein wurde schon damals von Bremen aus in die Welt verschifft. Aber auch Wesersandstein aus Karlshafen, Salz aus Salzuflen und später auch Porzellan aus Fürstenberg erwiesen sich als begehrte, gute bezahlte Waren.

Straße der Weserrenaissance

Porzellan aus Fürstenberg war eine der Handeslwaren, die in früheren Jahrhunderten über die Weser verschifft wurden – Foto Museum Schloss Fürstenberg

Der als Weserrenaissance bezeichnete Baustil ist eine regionale Variante der nordischen Renaissance. Zwischen dem Beginn der Reformation und dem Dreißigjährigen Krieg erlebte der Weserraum einen Bauboom, wobei die Weser, die als Verkehrsweg für Waren und Ideen eine wesentliche Rolle spielte, nur die nord-südliche Ausdehnung der Kulturregion definiert, die sich nach Westen bis Osnabrück und nach Osten bis über Wolfsburg hinaus erstreckt. Schlösser, Adelshöfe, Rat- und Bürgerhäuser sowie Sakralbauten der Renaissance haben sich in ungewöhnlich hoher Dichte erhalten, weil sich die Region wirtschaftlich nur schleppend von den Folgen des Dreißigjährigen Krieges erholte und für eine barocke Umgestaltung, wie sie etwa in Süddeutschland erfolgte, die Mittel fehlten. Eine Fortsetzung fand die Weserrenaissance im Weserbarock. Der um 1912 von Richard Klapheck geprägte Begriff legte nahe, dass sich die Renaissance entlang der Weser durch eine eigenständige Stilentwicklung auszeichnet. Max Sonnen, der die Wortschöpfung 1918 in seinem Buch „Die Weserrenaissance“ aufgriff, sortierte die Bauwerke ohne Rücksicht auf die historischen Entstehungsumstände nach rein formalen Gesichtspunkten, um daraus eine stilistische Entwicklungsgeschichte abzuleiten. Die Vorstellung einer regionalen Renaissance im Sinne eines autonomen kulturellen Phänomens basierte auf nationalistischem Gedankengut seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, in dem auch das Provinzielle als identitätsstiftend seinen Platz hatte (siehe Deutsche Sondergotik, Rheinische oder Sächsische Romanik).

Die Autoren Michael Bischoff und Rolf Schönlau sahen das als Anlass, mit „Weser & Renaissance – Wege durch eine Kulturregion“ ein Reisehandbuch zu verfassen. Dieses führt kunstgeschichtlich Interessierte entlang der Weser von Bremen nach Hannoversch Münden. Das Buch ist im Verlag Jörg Mitzkat erschienen und stellt die wichtigen Orte der Renaissance an der Weser werden in kurzen Einzelportraits vor. Dazu gibt es themenbezogene Stichworte zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der Weserregion im frühen 16. und 17. Jahrhundert. Öffnungszeiten von Museen und Bauwerken machen das Buch zu einem praktischen Begleiter für Entdeckungen in einer spannenden Region mit hohem Erlebniswert.

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