„Kunstkrater Dülmen“ zieht viele Besucher an: Die Resonanz für das Kunstprojekt im Böckenbusch Dülmen ist sehr groß.

Luisa Caterina Monego: Wärmendes Geflecht – Eine gehäkelte Schafwolldecke bedeckt den Krater. Sie verbindet sich mit dem Waldboden. Sich verwandelnde Formen, gestaltet aus seinem Lehm, werden zu Keramiken – Foto Kunstkrater Dülmen
Die Freiluft-Ausstellung „Kunstkrater Dülmen“ hat in den ersten zwei Wochen mehr als 1.000 Besucherinnen und Besucher in den Böckenbusch gelockt. „Damit wurden unsere Erwartungen klar übertroffen“, spricht Dr. Wolfgang Werner vom Förderverein für Kunst und Kultur in Dülmen von einem „glänzenden Start“. Vermutlich liege die Zahl sogar noch deutlich höher, weil die Ausstellung offen zugänglich ist und „wir nicht jeden Gast registrieren konnten“, so Werner. Die Ausstellung ist noch bis zum 29. Juni zu sehen.
Was ihn und Kuratorin Christine von Burkersroda dabei besonders freut: Viele junge Menschen setzen sich an diesem von Bombenkratern aus dem Zweiten Weltkrieg gezeichneten Ort mit den 20 künstlerischen Kommentaren zu Gewalt, Klimawandel oder geschichtlicher Verantwortung auseinander.

Volker-Johannes Trieb: Pitchforks for Peace – Das Projekt verbindet die Geschichte mit der Gegenwart, Krieg mit Frieden, Landwirtschaft mit Umweltzerstörung – Foto Kunstkrater Dülmen
Inzwischen haben schon etliche Schulklassen aus Dülmen und Umgebung die Ausstellung “Kunstkrater Dülmen” gesehen, berichtet von Burkersroda. Führungen mit weiteren Schülergruppen seien vereinbart, „Genau das ist es, was wir mit der Ausstellung erreichen wollen: Junge Menschen mit junger Kunst an einem geschichtsträchtigen Ort konfrontieren und so die Auseinandersetzung mit einer verstörenden Vergangenheit anstoßen, die in den Köpfen junger Menschen immer weniger präsent ist“, erläutert die Ideengeberin und Kuratorin der Ausstellung.
Die Einladung an Schulen, „Kunstkrater Dülmen“ zum Thema für den fachspezifischen oder auch fächerübergreifenden Unterricht zu machen, gelte weiter, ergänzt Wolfgang Werner vom veranstaltenden Förderverein. Er berichtet von vielen positiven Reaktionen. Das Konzept, Gegenwartskunst aus dem „musealen Reinraum“ zu holen und ohne “Türen und Tickets“ zu präsentieren, treffe gerade bei jungen Menschen einen Nerv. „Kunstkrater macht Erinnerungskultur erlebbar“, so Werner.

Joshua Karan Singh: Tanklager (Souterrain) – Zisterne als U-Boot, erinnert an ehemaliges Wehrmacht-Tanklager. Bambus, Bims, Symbol für Radon deuten Untergrundsysteme/Kontamination an. Das Erscheinungsbild ist abhängig vom Regen – Foto Kunstkrater Dülmen
Erfüllt hat sich auch die Hoffnung der Ausstellungsmacher, mit dem Projekt über die Stadtgrenzen von Dülmen hinaus auszustrahlen. Kunstinteressierte aus Niedersachen, dem Ruhrgebiet oder dem Niederrhein kommen nach Angaben der Veranstalter, um das ambitionierte Kunstprojekt zu besichtigen. „In der Kunstszene spricht man von Dülmen“, sagt Werner.
Sehr zufrieden sind die Ausstellungsmacher mit der Resonanz auf das Begleitprogramm rund um die Ausstellung mit Vorträgen, Konzerten oder Filmvorführungen. Nächstes Highlight: Am 1. Juni spricht Dr. Gaby Lepper-Mainzer im EinsA (Bült 1 A) in Dülmen über Pablo Picassos Jahrhundertwerk Guernica. Musikalisch begleitet wird der Vortrag über das Anti-Kriegs-Bild von Stella Ottinger (Violine) und Lucas Hoffmeister (Klavier). Beginn ist um 17 Uhr.
Führungen durch die Ausstellung können über Dülmen Marketing gebucht werden.
Zum “Kunstkrater Dülmen”
Der Böckenbusch am östlichen Stadtrand vom Dülmen ist im Frühsommer für sieben Wochen Schauplatz einer außergewöhnlichen Kunstausstellung. Vom 10. Mai bis 29. Juni zeigen dort Studierende der Kunstakademie Münster und weitere Künstler aus dem Münsterland Skulpturen, Installationen und Performancekunst in Bombenkratern, die im Zweiten Weltkrieg entstanden waren. „Kunstkrater Dülmen“ heißt das Projekt. Veranstalter ist der Förderverein für Kunst und Kultur e.V. in Dülmen. Ideengeberin und Kuratorin der Ausstellung ist die in Dülmen lebende Künstlerin Christine vom Burkersroda.
80 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Terrorherrschaft soll eine gegenwartsbezogene Auseinandersetzung mit der Geschichte und unverändert aktuellen Themen wie Krieg, Terror oder Naturzerstörung angestoßen werden. „Does the Ground Remember?“ lautet darum der Untertitel.
Vier Mitglieder des Fotoclubs Lüdinghausen werden mit ihren Kameras die Ausstellung begleiten und ihre Fotos nach Ende der Ausstellung an voraussichtlich fünf Orten im Münsterland präsentieren.
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