Münster – Die Idee der Konzertreihe “Küchenterz” ist so simpel wie ihre Umsetzung genial: Von Juni bis August spielen Preisträger der GWK und internationaler Wettbewerbe packende Hauskonzerte, nicht unbedingt in der Küche, jedoch immer an einem individuell geprägten Ort. Das Format nennt sich Küchenterz. Es hat alles, was es zu einem großen Erfolg werden läßt, außer dem Platz für ein großes Publikum. Die Intimität der Aufführungen und Konzerte allerdings macht ihren Charme aus.
„Küchenmusik“ kennt wohl jeder, den Hintergrund-Sound, mit dem alles, auch Kochen und Spülen besser geht. Früher, im letzten Jahrhundert, hat man bei der Küchenarbeit oftmals selber gesungen, die eine Köchin die Melodie, die andere improvisierte die zweite Stimme, sang drei Töne, eine Terz, über oder unter der Melodie. Man „terzelte“ – „Küchenterzen“ eben. Das ist die einfachste Form der Mehrstimmigkeit und sie ist aus der alten Küche, heute aus Volks- und Popmusik bekannt. Die kommt beim Kochen jedoch heutzutage nicht mehr aus den Kehlen, sondern vom Player im Küchenregal oder auf der Fensterbank.
Mit dem „Küchenterz“ bringt die GWK-Gesellschaft für Westfälische Kulturarbeit Musik in die „Küchen“, nicht aus der Konserve, sondern live und gartenfrisch. Doch es gibt dabei natürlich keine Küchenterzen, sondern erstklassige Kammermusik. Aus Anlass ihres 60. Geburtstags und weil die renommierten GWK-Förderpreise 25 Jahre jung werden, veranstaltet die gemeinnützige Fördergesellschaft mit Sitz in Münster eine Reihe mit 14 hochkarätigen öffentlichen Konzerten bei Mitgliedern und Freunden der GWK.
Von Juni bis August spielen Preisträger der GWK und internationaler Wettbewerbe packende Hauskonzerte, nicht unbedingt in der Küche, jedoch immer an einem individuell geprägten Ort, der etwas von „der Seele des Hauses“ hat, sein Kommunikationszentrum ist, und wo man mit einem guten Schluck und etwas zu knabbern rechnen darf. In Coesfeld, Dortmund, Emsdetten, Fröndenberg, Münster, Sassenberg, Senden und Sendenhorst öffnen sich Herrenhäuser und Einfamilienhäuser, eine Geigenbauerwerkstatt, eine Bioeis-Manufaktur und ein Bildhaueratelier, der alte Packraum einer Bahnhofspost, die als neue Szenelocation noch ein Geheimtipp ist, die Konzernkantine im 21. Stock eines Hochhauses, eine toppmoderne Großküche, ein Hofcafé und die westfälische Küche eines Showrooms. Gespielt wird Musik von Bach bis James Bond und Dowland bis Piazzolla. Vom Marimbasolisten bis zum achtköpfigen Barockensemble, vom Gitarristen über das Flöte-Harfe-Duo bis zur sechsköpfigen Tango Nuevo-Band treten junge Musikerinnen und Musiker auf, die auf dem Sprung in eine internationale Karriere sind.
Ganz nah ist man in all diesen „Küchen“ dran, am „Terz“. Doch „Terz“ meint hier nicht Klamauk und Radau, sondern steht für künstlerische Inspiration, höchste Intensität und Spannung. Denn das Spiel der charismatischen jungen Virtuosen, die in unterschiedlichsten Besetzungen vom Solisten bis zum achtköpfigen Barockorchester auftreten, ist leidenschaftlich und distinguiert, vom Feinsten und Wildesten zugleich. Und selbstverständlich moderieren sie ihre Programme. „Küchenterz“ bietet exquisite Kammermusik mit Neuen Namen der Klassik-Szene. Da versteht sich, dass der Reihentitel mit einem Augenzwinkern daherkommt, mit einem Schuss westfälischen Understatements und munterer Selbstironie.
Infos: www.gwk-online.de. Dort gibt es auch das Programmheft zum Download.
Karten zu 20 Euro in allen ADticket-Vorverkaufsstellen und online bei www.adticket.de
Programmheft: Das 40-seitige Programmheft kann bestellt werden bei der GWK, Fürstenbergstr. 14, 48147 Münster, Tel: 0251 591-3214, Mail: gwk@lwl.org
Der Küchenterz beginnt auf zwei Adelssitzen. Am 17. Juni öffnet Schloss Bodelschwingh in Dortmund-Mengede für die Geigerin Liv Migdal und den koreanischen Pianisten Jongdo An sein schmuckes Kaminzimmer. Einen Tag später, am 18. Juni, knüpft der erste „Harkottener Salon“ auf Schloss Harkotten in Sassenberg-Füchtorf mit drei Konzerten und einem Vortrag zur adligen Trinkkultur an den Ursprung des Herrenhauses Harkotten-von Korff an, das als Gesamtkunstwerk konzipiert war. Bekannt ist das Doppelschloss bei Sassenberg-Füchtorf für sein Gartenfest “Frühlingsträume” im März und das herbstliche “Gartenfestival” im September – und für die Tatsache, dass in einem der Schlösser lange die Designer Luigi Colani und Dieter Sieger gelebt und gearbeitet haben.
Der Cellist Konstantin Manaev und die Pianistin Elena Takhtaeva senden dem münsterschen Komponisten und Star-Cellisten Bernhard Romberg auf Harkotten einen furiosen Gruß zum 250. Geburtstag, die Sopranistin Antje Bitterlich und der Pianist Günther Albers präsentieren Lieder nach Clemens Brentano, und das Duo Lumière mit der Flötistin Anita Farkas und der Harfenistin Jasmin-Isabel Kühne holt Anton Bernhard Fürstenau, den Flötisten aus Münster, der im 19. Jahrhundert in Europa ein Star war, in den Konzertsaal zurück.
Tatsächlich in einer Küche treten die Geigerin Christa-Maria Stangorra, der Cellist Jakob Kuchenbuch und die Pianistin Susana Gomez Vazquez auf. Die glitzernde Großküche der LBS West in Münster bringen sie mit Klassikern des Klaviertrio-Repertoires zum Klingen. Und in einer westfälischen Küche, die allerdings Deko ist, spielt der Klarinettist Simon Degenkolbe mit dem Pianisten Helge Aurich. Das Duo gastiert in der „Wunderkammer“ der Alten Feuerwache in Münster, im bunten Showroom des Coppenrath Verlags. Ebenfalls im Bahnhofsviertel Münsters feiert das internationale Barockensemble Concerto Foscari mit der Blockflötistin Elisabeth Champollion und dem Mandolinisten Alon Sariel als Solisten den großen Komponisten Telemann aus Anlass seines 250. Todestages in diesem Jahr. Die Barockmusik erstrahlt im charmant-coolen Industrie-Shabby-Chic eines ehemaligen Packraums der münsterschen Bahnhofspost. Und ein paar hundert Meter weiter flutet die GWK-Preisträgerin Simone Drescher inmitten von zig mitschwingenden Geigen, Bratschen und Celli die Werkstatt des Geigenbauers tononi u.a. mit einer der berühmten Cellosuiten Bachs.
Andere „Küchen“ der GWK sind private Wohnzimmer. So besingt in Senden die Sopranistin Anna-Sophie Brosig mit der Pianistin Anastasia Kovbyk im umgebauten Alten Schiffsmuseum direkt am Kanal die Sehnsucht auch in die Ferne. In Münster-Gievenbeck gibt der serbische Akkordeonist Nikola Komatina im Wohnzimmer zweier Kunstliebhaber einen Soloabend unter dem Titel „Inspiration“, in Dortmund spielt der ukrainische Gitarrist Dmytro Omelchak bei verdienten Kulturarbeitern „Fantasien“ von Dowland bis Segovia, und bei ehrenamtlichen Konzertveranstaltern in Emsdetten begibt sich die Harfenistin Carmen Steinmeier auf eine Grand Tour quer durch Europa.
In Coesfeld ist der „Küchenterz“ mitten im Naturschutzgebiet, in der Kantine einer früheren Kaserne, wo GelatoMio heute Speiseeis produziert, zu Gast. Das Klarinettenquartett Clarino Royal kommt mit Vierstimmigem von Bach bis James Bond. Hoch hinaus geht’s in einem Wahrzeichen Dortmunds, dem innogy Tower. In der 21. Etage setzt das Ensemble 87, das mit dem Xenon Saxophonquartett, dem Akkordeonisten Krisztián Palágyi und dem Pianisten Sergey Markin weltweit einzigartig besetzt ist, die Mitarbeiterkantine mit einer Hommage an den König des Tango Nuevo, Astor Piazzolla, in Flammen. Bodenständig dagegen das Atelier der renommierten Bildhauerin Silke Rehberg in einem alten Bauernhof in Sendenhorst und wie geschaffen für den virtuosen „Triple Jump“ des japanischen Marimbisten Kiyohiko Kudo. Der „Küchenterz“ schließt mit einem musikalischen Lob der Fantasie im Café des Hofes Sümmermann in Fröndenberg-Frömern. Die Pianistin Kateryna Titova spielt neben der „Mondscheinsonate“ Beethovens und Mendelssohns „Schottischer Sonate“ andere berückende Werke, die aus dem freien Fantasieren am Klavier hervorgegangen sind.
KÜCHENTERZ – PROGRAMMÜBERSICHT 17.06. – 19.08.2017
SA 17. Juni 19:30 – 21:30 Uhr
DORTMUND-Mengede – SCHLOSS BODELSCHWINGH Schlossstr. 101
„SONATEN“ mit Liv Migdal, Violine & Jondgdo An, Klavier
SO 18. Juni 11:00–15:00 Uhr (inklusive Imbiss)
SASSENBERG-FÜCHTORF – HERRENHAUS HARKOTTEN-VON KORFF Harkotten 2
„HARKOTTENER SALON“ mit Antje Bitterlich, Sopran & Günther Albers, Klavier |
Konstantin Manaev, Violoncello & Elena Takhtaeva, Klavier | Duo Lumière Anita Farkas, Flöte & Jasmin-Isabel Kühne, Harfe | Vortrag „SO TRANKEN SIE IM SCHLOSS“ mit Gerd Dethlefs
MI 28. Juni 20:00–22:00 Uhr
MÜNSTER – LBS West Himmelreichallee 40
„TRIO-TOUR“ mit Christa-Maria Stangorra, Violine & Jakob Kuchenbuch, Violoncello & Susana Gómez Vázquez, Klavier
FR 30. Juni 20:00–22:00 Uhr
DORTMUND – INNOGY-TOWER Freistuhl 7
„HOMMAGE AN PIAZZOLLA” mit Ensemble 87 (Xenon Saxophonquartett & Krisztián Palágyi, Akkordeon & Sergey Markin, Klavier)
DO 06. Juli 20:00–22:00 Uhr
MÜNSTER – ALTE FEUERWACHE/COPPENRATH Bernhard-Ernst-Str. 12
„SCARAMOUCHE“ mit Simon Degenkolbe, Klarinette & Helge Aurich, Klavier
SA 08. Juli 19:30–21:30 Uhr
COESFELD – GELATOMIO EISMANUFAKTUR Hertzstr. 1,
„007 WOHLTEMPERIERT“ mit Clarino Royal, Klarinettenquartett
FR 21. Juli 20:00–22:00 Uhr
DORTMUND-INNENSTADT – PRIVATHAUS Adresse wird beim Ticketkauf bekanntgegeben
„FANTASIEN“ mit Dmytro Omelchak, Gitarre
SA 22. Juli 19:30–21:30 Uhr
MÜNSTER-GIEVENBECK – PRIVATHAUS Adresse wird beim Ticketkauf bekanntgegeben
„INSPIRATION“ mit Nikola Komatina, Akkordeon
SO 23. Juli 18:00–20:00 Uhr
SENDEN – PRIVATHAUS „ALTES SCHIFFSMUSEUM“ Kanalstr. 24
„SEHNSUCHT“ mit Anna-Sophie Brosig, Sopran & Anastasia Kovbyk, Klavier
SA 29. Juli Konzert 1: 18:00–19:00 Uhr | Konzert 2: 20:00–21:00 Uhr
MÜNSTER – TONONI STREICHINSTRUMENTE Wolbecker Str. 19
„CELLO PASSION“ mit Simone Drescher, Violoncello
DO 10. August 20:00 Uhr
MÜNSTER –BAHNHOFSPOST Bahnhofstr. 45
„HOMMAGE AN TELEMANN“ mit Concerto Foscari, Elisabeth Champollion (Blockflöte), Alon Sariel (Mandoline)
FR 11. August 20:00 Uhr
EMSDETTEN – PRIVATHAUS Die Adresse steht auf dem Ticket.
„GRAND TOUR“ mit Carmen Steinmeier, Harfe
SO 13. August 18:00-20:00 Uhr
SENDENHORST – ATELIER SILKE REHBERG Ahlener Damm 2
„TRIPLE JUMP“ mit Kiyohiko Kudo, Marimba
SA 19. August 19:00–21:00 Uhr
FRÖNDENBERG-FRÖMERN – HOF SÜMMERMANN Von-Steinen-Str. 1
„QUASI UNA FANTASIA“ mit Kateryna Titova, Klavier
Programmheft: Das 40-seitige Programmheft kann bestellt werden bei de:
GWK / Fürstenbergstr. 14 / 48147 Münster
Telefon 0251 – 591-3214
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