Klöster unterm Hakenkreuz

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Lichtenau – Die neue Sonderausstellung der Stiftung Kloster Dalheim stellt erstmals ausführlich die Frage nach der Rolle von Kirchen und Klöstern im Nationalsozialismus. Schließen sich der christliche Glaube und der Glaube an den Nationalsozialismus aus? – Die Frage nach dem Verhältnis der christlichen Kirchen und Klöster zum Nationalsozialismus steht im Zeichen einer beispiellosen moralischen Fallhöhe.

Stiftung Kloster

Mitgliedsabzeichen der rechtsradikalen Vereinigung Deutsche Christen. – Foto Stadtarchiv Nürnberg

Unter dem Titel „Und vergib uns unsere Schuld? Kirchen und Klöster im Nationalsozialismus“ arbeitet die Stiftung Kloster Dalheim als LWL-Landesmuseum für Klosterkultur erstmals in einer großangelegten Sonderausstellung die komplexe Wechselbeziehung von Christentum und Nationalsozialismus für ein breites Publikum auf. Im Spannungsfeld von institutioneller Verantwortung und persönlicher Gewissensfrage stellt die Ausstellung dabei kirchliches und „christliches“ Verhalten in den Kontext der Zeit und zeigt anhand prominenter Akteure und einfacher Gläubiger mögliche Motive für individuelles Handeln bzw. Nicht-Handeln auf.

Wie Kirchen heute mit ihrer Rolle im Nationalsozialismus umgehen

Zehn Fragen führen die Museumsgäste auf die Spuren von Verrat und Nächstenliebe, Kollaboration und Widerstand, Tätern und Opfern: Die Schau beleuchtet die Maßnahmen, mit denen die Nationalsozialisten den christlichen Glauben aus dem Alltag zu verdrängen suchten und fragt, welchen Einfluss christliche Motive beim Widerstand gegen den Nationalsozialismus hatten. Die Ausstellung zeigt zugleich aber auch, auf welche Weise die christlichen Kirchen und ihre Anhänger in die nationalsozialistische Unterdrückungs- und Vernichtungspolitik verstrickt waren: Auf evangelischer Seite werden vor allem die ideologische und organisatorische Nähe zum NS-Regime und der Gegensatz zwischen „Deutschen Christen“ und „Bekennender Kirche“ debattiert. Diskussionspunkte auf katholischer Seite sind die Hintergründe des Reichskonkordats zwischen Deutschem Reich und Heiligem Stuhl sowie der Papst Pius XII. angelastete Vorwurf, angesichts der Judenverfolgung und Judenvernichtung geschwiegen zu haben. Die Ausstellung diskutiert auch, wie die beiden großen christlichen Kirchen heute mit ihrer Rolle im Nationalsozialismus umgehen.

Ein ganzes Jahr lang, bis zum 18. Mai 2025, bleibt die Ausstellung zu sehen. Besichtigt werden kann die Ausstellung ab Freitag, 17. Mai. Am Eröffnungswochenende, Samstag, 18. und Sonntag, 19. Mai, finden um 13.30, 15 Uhr und 16.30 Uhr öffentliche Führungen statt. Am Sonntag ist der Eintritt frei. Die Öffnungszeiten des LWL-Landesmuseum für Klosterkultur im Kloster Dalheim sind dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.

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