Zeugnisse von Kriegsverbrechen im Arnsberger Wald

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Herne – Zeugnisse von Kriegsverbrechen nimmt der LWL mit einer Studioausstellung ins Visier. In “Ermordet, verscharrt, verdrängt – Zeugnisse von Kriegsverbrechen im Arnsberger Wald” zeigt das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne erstmals die Ergebnisse der Forschung zu den Morden an Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern am Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Ausstellung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) läuft bis zum 3. März.

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In “Ermordet, verscharrt, verdrängt” ist auch dieser vergrabene Damenschuh ausgestellt. Gefunden wurde er auf dem Erschießungsplatz Warstein 2018 – Foto LWL/M. Hahne

An drei Tatorten im Arnsberger Wald erschießen Angehörige von Wehrmacht und SS im März 1945 insgesamt 208 sowjetische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, verscharren die Leichen mitsamt den persönlichen Gegenständen der Opfer im Wald. Die Alliierten lassen die menschlichen Überreste nach dem Ende des Krieges umbetten, viele der Gegenstände bleiben aber als stumme Zeugen der Verbrechen im Boden zurück.

Tote im Arnsberger Wald verscharrt

Der Historiker Dr. Marcus Weidner vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte hat jahrelang über Kriegsendphasen-Verbrechen geforscht. Seine Ergebnisse erlauben eine historische Einordnung von Kriegsverbrechen im Arnsberger Wald in den Kontext der Ereignisse des Zweiten Weltkrieges. Dr. Marcus Weidner ist seit 2002 Wissenschaftlicher Referent am LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Münster. Von 1998 bis 2002 war der Historiker unter anderem am LWL-Archivamt für Westfalen, am Historischen Museum Bremerhaven und am LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster tätig. Er ist Mitglied der Historischen Kommission für Westfalen und hat Lehraufträge an den Universitäten Paderborn und Bochum inne.

Kriegsverbrechen

Begehung des Areals mit ehrenamtlichen Sondengängern – Foto LWL/M. Zeiler

2018 und 2019 bargen Archäologen des LWL an allen drei Tatorten zahlreiche Objekte. Diese bringen uns die Opfer näher und erlauben einen Einblick in den Alltag der überwiegend weiblichen Opfer. “Der LWL nimmt mit seinen Forschungen und seiner Ausstellung eine gesellschaftliche Verantwortung an”, sagt der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann. “Wir erleben seit einigen Jahren die Verharmlosung der Verbrechen des Zweiten Weltkriegs und der NS-Diktatur. Gerade aber die Mordaktionen sind beispielhaft für einen Teil unserer Geschichte, dem wir uns stellen müssen”, so Lunemann.

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Freilegung von in den Gräbern belassenen Tragen, von denen eine in der Ausstellung zu sehen ist – Foto LWL/M. Baales

Die Ausstellung mit rund 200, teilweise sehr kleinen Exponaten ergänzt die aktuelle Sonderausstellung “Modern Times” und zeigt erstmals Funde von allen drei Tatorten im Arnsberger Wald. Einige wenige Objekte wie der Obelisk vom Friedhof “Melkeplätzchen” und persönliche Gegenstände der Opfer sind bereits in der Sonderausstellung “Modern Times” zu sehen. Die Eröffnung der Studioausstellung ist öffentlich.

Gegen die Verharmlosung von Kriegsverbrechen

Die Sonderausstellung “Modern Times. Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten” zeigt anhand von rund 100 Fundplätzen archäologische Objekte der vergangenen 200 Jahre. Sie befasst sich mit den Beziehungen zwischen dem Menschen und diesen Objekten und ordnet sie sechs Kategorien zu: Innovation, Gefühl, Zweck, Besonderes, Zerstörung und Erinnerung. Jedes Exponat erzählt eine eigene Objektgeschichte und wird außerdem historisch und archäologisch eingeordnet.

LWL-Museum für Archäologie und Kultur, www.lwl-landesmuseum-herne.de

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