Kräuter liegen voll im Trend: Frische Sprossen und Microgreens sind das neue Superfood. Die kleinen Pflänzchen strotzen nur so vor Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien. Sie sind die pure Power, mit der man viele Speisen aufwerten kann. Dass sie darüber hinaus auch noch gut schmecken, macht sie auch für die gehobene Küche attraktiv.
Frische Kräuter sind lecker und bringen Frische ins Spiel. Das weiß jeder, der seinen Salat oder sein Sandwich schon einmal mit frischer Kresse oder Alfafa-Sprossen garniert hat. Die milde Schärfe und Nussigkeit machen sich gut zu Ei, Quark und Frischkäse, zu Wurst und Schnittkäse. Die Sprossen sind ein idealer Begleiter von Salaten und ersetzt vielfach die Kräuter. Die Schärfe stammt von den Senfölen, die die Pflanzen im Anfangsstadium ihres Wachstums entwickeln.
Kräuter: Microgreens können aus verschiedenen Samen gezogen werden und sie sind besonders gesund – Foto microgreen-shop.com
Jetzt kommen unter dem trendigen Namen Microgreens ganz neue Keimlinge auf den Markt – und oh Wunder, sie sehen sehr appetitlich aus, machen viel her und bringen Power. Sie gelten als echte Superfood. Microgreens sind echte Vitaminbomben. Der Anteil an Vitaminen, Spurenelementen – besonders an Vitamin A, B6, C und Eisen – und Proteinen ist in den kleinen Pflänzchen um ein Vielfaches höher als in der gleichen Menge des ausgewachsenen Gemüses. Ein Rotkohl-Keimling zum Beispiel hat 260 Mal so viel Beta-Carotin, sechs Mal so viel Vitamin C und 40 Mal so viel Vitamin E pro Gramm als der ausgewachsene Rotkohl (Quelle: Journal of Agricultural And Food Chemistry).
Unter Microgreens versteht man Pflänzchen, die von Gemüse- und Kräuterkeimlinge stammen, die ein paar Tage länger wachsen als einfache Sprossen und dabei ihre Nährstoffe aufbauen konnten. Sprossen – meist sind es Kresse und Alfafa – werden bereits nach drei bis acht Tagen geerntet, Microgreens lässt man dagegen etwas mehr Zeit. Sie sind nach acht bis 20 Tagen soweit, um verspeist zu werden. Bis dann haben die jungen Pflanzen schon ein paar Blättchen mehr ausgebildet, die auch deutlich kräftiger sind als die der Sprossen.
Eine große Rolle spielt dabei die Anbauart der Kräuter: Sprossen werden auf reiner Wasserbasis angebaut und benötigen keine Erde oder sonstiges Substrat. Microgreens hingegen werden im besten Fall auf Bio-Erde angebaut, da die kleinen Pflänzchen nach ein paar Tagen auf die Nährstoffe aus der Erde zurückgreifen. Gute Anzuchterde ist dabei empfehlenswert, da sie nicht zu viel Dünger enthält. Zu viel Dünger ist in den ersten Tagen eher ungünstig für einen gesunden Aufwuchs. Natürlich kann man das Grünzeug auch auf anderem Substrat anbauen: Beispiele dafür sind Hanf- oder Kokosfasern.
Vielfach kann man Microgreens neben der Kresse und frischen Kräutern schon auf dem Wochenmarkt und in der Frischetheke seines Supermarktes einkaufen. Restaurants beziehen die frischen Keimlinge über Gartenbaubetriebe, die die gefragten Microgreens inzwischen in ihr Sortiment aufgenommen haben. Da ist es praktisch, dass man die Pflanzen sehr gut daheim anbauen kann. Viel Platz braucht man dazu nicht. Schnell ist alles im Kasten und unter der Haube. Es reicht eine Fensterbank und wer einen Balkon hat, kann sich bequem zu Hause seine eigene Grünanlage einrichten.
Im Baumarkt oder im Gartencenter gibt es spezielle Anzuchtkästen für Kräuter oder man pflanzt seine grüne Power in Blumenkästen, die mit einem speziellen Substrat oder einer Anzuchterde bestückt sind. Wichtig ist, dass man die Samen ein paar Stunden in Wasser legt, um ihre Wachstumskräfte zu wecken. Dann geht es auch schon auf die Erde, wo die Keimlinge Wurzeln schlagen können. Am Anfang brauchen die Lichtkeimer eine schützende Haube aus einer durchsichtigen Plastikfolie und jeden Tag etwas frische Luft. Die Dunkelkeimer müssen mit einem Stück Karton oder etwas ähnlichem abgeschirmt werden. Aber auch sie brauchen ein- bis zwei Mal am Tag frische Luft. Man braucht also keinen eigenen Garten, um sich nach ein paar Tagen die Frische auf den Tisch zu holen. Passende Samen gibt es im Gartencenter, im Baumarkt, auf dem Wochenmarkt oder in speziellen Internet-Shops, die sich auf Microgreens spezialisiert haben.
Kräuter im Starterkit: Verschiedene Anbieter machen es dem Anfänger für Microgreens besonders leicht – Foto Melontree
Für den Anbau von Microgreens empfehlen sich besonders schnellwüchsige Kräuter und Gemüsesorten wie Schnittsalate, Senf, Brokkoli, Kresse, Bohnen, Minze, Pak Choi, Rauke, Brunnenkresse, Buchweizen, Rotkohl, Radieschen, Blumenkohl, Basilikum, Amaranth, Fenchel, Dill, Koriander oder Kerbel, aber auch mit Sonnenblumenkernen, Erbsen und Weizengras wurden schon gute Erfahrungen gemacht.
Übrigens für Kinder sind die Aussaat und der schnelle Erfolg bei der Aufzucht auch ein kleines Wunder. Die Pflege ist denkbar einfach. Wer die Samen erst einmal zum Keimen gebracht hat, braucht sich anschließend nur noch um die passende Wasserzufuhr zu kümmern. Ein paar Tropfen frischen Wassers aus einer Spritzflasche reichen schon. In den letzten Tagen der Keimzeit brauchen die Pflänzchen ein bisschen mehr Wasser und richtig dosierten flüssigen Dünger.
Rote Bete braucht am längsten um zu keimen. Große und harte Kerne und Saaten wie die von Erbsen, Bohnen, Buchweizen oder Sonnenblumen sollten vor der Aussaat über Nacht in Wasser eingeweicht werden, um die Keimung zu beschleunigen. Da Keimlinge schon nach wenigen Tagen geerntet werden, werden die Samen sehr dicht ausgesät. Der Bedarf an Saatgut ist also deutlich höher als bei der herkömmlichen Aussaat.
Beim Anbau der Kräuter kann man kreativ sein. Spannend ist, wenn man unterschiedliche Beete anlegt, um das spätere Aussehen und den Geschmack miteinander zu vergleichen. Aber man muss die Saaten nicht sortenrein aussäen. Eine bunte Mischung macht später im Essen auch viel her. Wichtig ist es allerdings dann auf eine ähnliche Keimzeit der Samen zu achten.
Saaten, Starterkits und verschiedene Keimkästen kann man im Internet bestellen:
Heimgart, Eastside Impex Handelsgesellschaft mbH, Prenzlauer Promenade 190, 13189 Berlin, Tel. 030/33895353, www.heimgart.com
Keimgrün GmbH, Lindenweg 16, 35638 Leun, www.microgreen-shop.com
Microgreen Shop, Tel. 06473/7360011, www.microgreen-shop.com
Melontree, Hühnerweg 23, 60599 Frankfurt am Main, Tel. 0160/96869597, www.cocojungle.de
Sperli GmbH, Freckenhorster Str. 32, 48351 Everswinkel, Tel. 02582/670, www.sperlishop.de
Jörg Bockow
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