Bildwelten der Viegener

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Sie waren zu Dritt – ganz unterschiedlich in ihrem Schaffen und ihren Schwerpunkten: Josef, Eberhard und Fritz Viegener. Das Gustav-Lübcke-Museum in Hamm widmet dem Trio bis 6. Oktober 2019 die eindrucksvolle Sonder-ausstellung „Foto Farbe Form. Bildwelten der Brüder Viegener.“

Josef Viegener: Wasser schöpfender Junge, um 1950, Fotografie, Foto: Viegener Nachlass, LWL Medienzentrum für Westfalen

Die in der alten Hellwegstadt Soest geborenen Brüder gehören zu einer Generation, die nicht nur den Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik samt Inflation und den wirtschaftlichen Zusammenbruch miterlebte, sondern auch den sich ausbreitenden Nationalsozialismus und die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Die Hammer Ausstellung baut mit der Sonderausstellung auf einzigartige Weise künstlerische Brücken, die sich über ganz Westfalen spannen und erstmals das fotografische, malerische und bildhauerische Werk von Josef, Eberhard und Fritz Viegener verbinden. 

Fritz Viegener (1888- 1976), der älteste des „Künstler-Trios, stieg – wie die beiden anderen Brüder auch – ohne akademische Ausbildung in die Kunst ein. Seine ganze Leidenschaft galt von Anfang an der Bildhauerei und der Grafik. Er arbeitete als Autodidakt und suchte Orientierung im Studium von Kunstwerken und überdies in der Beobachtung der Natur. Auch zahlreiche religiöse Themen finden sich in seinem Werk. 

Eberhard Viegener (1890- 1967), der mittlere Bruder, absolvierte zunächst eine Malerlehre im väterlichen Betrieb. Anschließend arbeitete er unter anderem als Anstreicher in der Schweiz, entwickelte dann aber autodidaktisch seinen äußerst facettenreichen Stil. In seinem Werk spiegelt sich die Entwicklung der Moderne, deren Strömungen er eigene Akzente hinzufügte. Kunsthistoriker sehen in Eberhard Viegeners Schaffen, „dass er hin und wieder die Gefahr des Provinzialismus spürte, gleichwohl steht seine Kunst in starkem Kontrast zu seiner westfälischen Heimat.“ 

Fritz Viegener: Verbombte, 1953, Holz, 55,5 cm hoch, Privatbesitz; Foto: Thomas Gabel

Der jüngste der drei Brüder, Josef Viegener (1899-1992), setzte auf die „Macht der Bilder“: Er eröffnete 1925 in Hamm ein Foto-Atelier und verfügte rasch über einen beachtlichen Kundenkreis. Mit seiner Linse schrieb Josef Viegener zweifellos vier Jahrzehnte Stadtgeschichte. Dabei griff er Impulse der fotografischen Moderne auf. So schuf er beeindruckende Arbeiten, die Klarheit und Einfühlsamkeit ausstrahlen. Die Fotografien von Josef Viegener, die im LWL-Medienzentrum für Westfalen verwahrt werden, wurden vom Museum ausgewählt, erschlossen und in besucherfreundlicher imposanter Größe aufbereitet. 

Die eindrucksvolle Ausstellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum umfasst rund 200 Arbeiten. Hervorzuheben ist insbesondere, dass die Gemälde von Eberhard Viegener und die Skulpturen, Plastiken sowie Holzschnitte von Fritz Viegener nicht nur aus öffentlichem Besitz stammen, sondern von zahlreichen privaten Leihgebern zur Verfügung gestellt wurden. 

Sonderausstellung „Foto Farbe Form. Bildwelten der Brüder Viegener“ bis zum 6. Oktober 2019 im Gustav-Lübcke- Museum, Neue Bahnhofstraße 9, 59065 Hamm, Öffnungszeiten Di-Sa 10:00-17:00 Uhr, So 10:00-18:00 Uhr, Tel. 02381/175714, www.museum-hamm.de

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