Das Duale Studium hat sich in den vergangenen Jahren als echte Alternative zum klassischen Hochschulstudium etabliert. Zu praxisfern! Keine Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt! So lautet oft der Vorwurf ans Studium. Und seit der Einführung der verschulten Bologna-Reform ist dieser nicht gerade leiser geworden. Dabei gibt es ein Modell, das die vorwiegend theoretisch geprägte Hochschulwelt mit dem Praktischen der Berufswelt verbindet: Das duale Studium.
Im Wechsel an einer Hochschule studieren und in einem Betrieb arbeiten. So lässt sich der Ansatz des dualen Studiums vereinfacht zusammenfassen. Aber Achtung: Duales Studium ist nicht gleich
duales Studium. Im Wesentlichen wird zwischen drei Modellen unterschieden: Das ausbildungs-integrierte Studium ist das am weitesten verbreitete Modell und das einzige, bei dem neben dem akademischen Abschluss auch noch ein Ausbildungsabschluss erlangt wird. Neben den Phasen im Betrieb und an der Hochschule müssen die dual Studierenden hierfür noch zusätzlich die Berufsschulbank drücken.
Beim praxisintegrierten Studium entfällt das – die dual Studierenden sind entweder als Praktikanten oder reguläre Mitarbeiter in einem Betrieb angestellt und können so, oftmals in verschiedenen Bereichen des Unternehmens, während des Studiums schon Berufserfahrungen sammeln, erlangen aber keinen Ausbildungsabschluss.
Die dritte Variante ist das berufsintegrierte Studium, welches als eine Art Weiterbildung fungiert. Hier reduzieren Mitarbeiter in Absprache mit dem Arbeitgeber ihre Stundenzahl, um neben dem Beruf noch zu studieren. Interessant ist dieses Modell vor allem für diejenigen, die kein (Fach-)Abitur haben, denn teilweise ist ein berufsintegriertes duales Studium auch ohne möglich.
Und für Mitarbeiter, die bereits einen Bachelorabschluss mitbringen, gibt es seit einiger Zeit immer mehr Angebote, um neben dem Beruf den Masterabschluss zu machen. Dabei kann das berufsintegrierte Studium, dann auch als Verbundstudium bezeichnet, oft als eine Art Fernstudium absolviert werden, während dem die Studierenden sich die Inhalte zum großen Teil selber erarbeiten und es nur wenige Präsenztermine oder -phasen an der Hochschule gibt.
So unterschiedlich wie der Aufbau des dualen Studiums, so unterschiedlich sind auch die Wege, die zu einem dualen Studium führen. Denn einerseits gibt es die Möglichkeit, sich an der Hochschule zu bewerben und sich dann im Anschluss eine Stelle in einem kooperierenden Unternehmen zu suchen. Andererseits können Schulabsolventen sich direkt bei den Betrieben bewerben und schreiben sich dann, sobald der Vertrag abgeschlossen ist, an der kooperierenden Hochschule ein. Da Hochschule und Betrieb nur in wenigen Fällen in derselben Stadt sind, sollten sich die Interessenten für ein duales Studium vorab genau informieren, welche Unternehmen mit welchen Hochschulen kooperieren und sich fragen, wie flexibel und mobil sie sind.
Wen dieser Aufwand schon abschreckt, sollte sich die Wahl des dualen Studiums lieber noch mal durch den Kopf gehen lassen, denn: Ein duales Studium heißt, über mehrere Jahre eine Doppel-belastung zu meistern. Die guten Noten aus der Schule reichen nicht, wenn die persönlichen Voraussetzungen des Bewerbers nicht stimmen. Leistungsbereitschaft, Stressresistenz und eine hohe Motivation sind hier besonders gefragt, wie auch Christina Mennecke von der Fachhoch-schule Münster sagt, die Schüler zum dualen Studium berät: „Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass das duale Studium eine intensive, arbeitsreiche Phase mit wenig Freizeit ist. Anders als bei Vollzeitstudiengängen entfallen die klassischen Semesterferien, da man in der vorlesungsfreien Zeit im Unternehmen arbeitet. Die Studierenden müssen sich gut organisieren können und bereit sein, regelmäßig zwischen verschiedenen Lern- und Arbeitsorten – Ausbildungsbetrieb, Hochschule und Berufsschule – zu wechseln.“
Aber: Die harte Arbeit lohnt sich. Während anderen Studenten die Studienfinanzierung Sorgen bereitet, haben die dualen Studenten jeden Monat ihr Ausbildungsgehalt. Oftmals ist sogar ein Auslandsaufenthalt vorgesehen, um dessen Finanzierung sich die Studierenden ebenfalls nicht sorgen müssen. Ausbildung und Studium parallel zu absolvieren ist kürzer, als eines nach dem anderen zu machen. Und auch dem Berufseinstieg können die dualen Studenten viel gelassener entgegensehen: Oft ist eine Übernahme mit drin.
Dieser Artikel ist ein Textauszug aus dem Westfalium extra „Bildung & Karriere“ 2017. Einige Exemplare dieses Westfalium extra sind noch verfügbar – jetzt im Westfalium-shop online bestellen und bequem nach Hause geliefert bekommen. Einen aktuelleren Artikel über Duale Studiengänge in Westfalen gibt es hier
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