Museen des LWL: Besucherzahlen auf Rekordniveau

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Westfalen – Über 1,4 Millionen Menschen haben 2016 die 17 Museen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) besucht. Zum zweiten Mal in Folge haben die LWL-Museen somit die 1,4-Millionen-Marke überschritten. “Das ist ein sehr gutes Ergebnis und großes Lob für unsere Häuser”, so LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale.

Museen in Westfalen

Die tägliche Schauproduktion gehört zu den Höhepunkten eines Museumsbesuchs in der Glashütte Gernheim. –  Foto: LWL/Holtappel

“Die Besucherzahlen zeigen, dass der gelungene Mix aus Dauerausstellungen, Sonderausstellungen und Veranstaltungen den Nerv des Publikums getroffen hat. Mit innovativen Vermittlungsformen haben wir viele, insbesondere junge Menschen in die Museen gelockt”, so die LWL-Kulturdezernentin weiter. Beispielsweise die ungewöhnliche Ausstellung “Scheiße sagt man nicht!”, bei der es um die Geschichte der Toilettenkultur geht und das LWL-Freilichtmuseum Detmold mit der Atmosphäre eines Bahnhofklos spielte. Auch die inklusive Sonderausstellung “Leben in der Dunkelheit” des LWL-Museums für Naturkunde in Münster sei ein Publikumsmagnet gewesen. Besonders das Ertasten und Erspüren der Objekte habe die Gäste begeistert. Nationales und internationales Publikum hat besonders die Sonderausstellung “Homosexualität_en” im LWL-Museum für Kunst und Kultur angezogen. Gleich zwei Wiedereröffnungen feierte das LWL-Industriemuseum im Jahr 2016. Seit September steht die Maschinenhalle der Zeche Zollern in Dortmund und das historische Gebläsehaus der Henrichshütte Hattingen für die Besucher wieder offen.

Museen in Westfalen

Das wiedererrichtete Westtor des einstigen Römerlagers mit Teilen der angrenzenden Holz-Erde-Mauer und den vorgelagerten Spitzgräben im LWL-Römermuseum in Haltern. Foto: LWL

Zum sechsten Mal in Folge hat das LWL-Museum für Naturkunde in Münster im Jahr 2016 mit rund 210.000 Besuchern die 200.000er Marke übertroffen (Vorjahr: 215.909). Damit war es wieder eines der gefragtesten Museen in Westfalen. Die Sonderausstellung “Leben in der Dunkelheit”, die das Museum 2015 eröffnet hatte, war auch 2016 ein Publikumserfolg. Es zog die Kinder und Erwachsene in ihren Bann, wenn sie die Exponate ertasten und erspüren konnten. Die inklusive Ausstellung zeigte die Vielfalt und die Fähigkeiten von Lebewesen, die sich an ein Leben ohne Licht angepasst haben. Besucher bekamen bis Ende Mai 2016 auf 1.200 Quadratmetern Meisterleistungen der Sinne und clevere Überlebensstrategien präsentiert. Nach rund vier monatiger Umbauphase eröffnete der LWL Ende September 2016 die neue Sonderausstellung “Wasser bewegt”. Bis Oktober 2017 haben die Besucher aller Altersgruppen die Möglichkeit, “die gewaltige Schönheit, unglaubliche Vielfalt und die enorme Bedeutung des Wassers für den gesamten Planeten Erde mit allen Sinnen zu erleben”, so Rüschoff-Thale.

Museen in Westfalen

Von der Antike zur klassischen Moderne – das Spektrum der LWL-Museen ist breit. Henry Moore begeisterte seit der Eröffnung der Ausstellung im Museum für Kunst und Kultur in Münster rund 20.000 Besucher – Foto LWL/Neande

Neben dem Museum ist das LWL-Planetarium ein wichtiger Besuchermagnet. Im Jahr 2016 hat das LWL-Planetarium 16 verschiedene Programme regelmäßig gezeigt, hinzu kamen sechs Musikprogramme und über 30 Sonderveranstaltungen wie Vorträge, Lesungen, Hörspiele und Konzerte. Ein besonderer Höhepunkt war die Uraufführung des im Planetarium stattfindenden Theaterstücks “Keplers Somnium” vom Theaterensemble “Freuynde und Gaesdte”.

Mit einem Besucherrekord endete das Jahr im LWL-Industriemuseum, das eigentlich aus acht Museen besteht. Insgesamt kamen rund 473.200 Menschen in die acht Standorte des Westfälischen Landesmuseums für Industriekultur (2015: 432.800).

Höhepunkt des Jahres im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund war die Wiedereröffnung der Maschinenhalle Anfang September. Seither steht das Gebäude wieder täglich zur Besichtigung offen. 2016 kamen insgesamt 85.900 Menschen in das “Schloss der Arbeit” – mehr als im Jahr zuvor (82.600). Auf gute Resonanz stieß die im Januar eröffnete neue Dauerausstellung zur Zechengeschichte im historischen Verwaltungsgebäude der Zeche. Im Veranstaltungsprogramm war der Historische Jahrmarkt zu Pfingsten mit 8.000 Besuchern der Renner. Aber auch Klassiker wie Geierabend, Gartenmarkt und Kunsthandwerk standen in der Gunst der Gäste weit oben.

Museen in Westfalen

Blick in die Sonderausstellung “Schätze der Archäologie Vietnams” im LWL-Museum für Archäologie in Herne – Foto LWL/Brentführer

Weniger Besucher als im Vorjahr hatte die Zeche Hannover in Bochum: 32.700 Gäste (2015: 37.600) besuchten Ausstellungen und Veranstaltungen im Bochumer LWL-Industriemuseum. Grund für den Rückgang: Das im Zweijahres-Rhythmus stattfindende Groß-Event “Dampffestival Ruhrgebiet” stand 2016 nicht im Kalender, und der Malakowturm war wegen einer Sanierung seit Juni gesperrt. Viel Beachtung fand die Ausstellung über polnische “Displaced Persons”. Sie wanderte nach der Präsentation in Bochum in den Landtag NRW und ist ab 15. Januar in der Gedenkstätte Esterwegen im Emsland zu sehen.

Gut besuchte Veranstaltungen wie das Muttentalfest, ein Oldtimer-Festival, der Ökomarkt und ein Open-Air-Kinoabend sorgten dafür, dass bei der Zeche Nachtigall in Witten die Besucherzahlen 2016 nach oben gingen. Mit rund 36.100 Gästen zählte man an der Kasse mehr Menschen als im Vorjahr (34.300). Die Fotoausstellung “Dampfzeit – als die Loks noch rauchten” mit Fotografien von Thomas Pflaum und Gerd Lübbering ergänzte das Programm.

Museen in Westfalen

Modell eines Auswandererschiffs in der Ausstellung “Vom Streben nach Glück” im Ziegeleimuseum Lage – Foto LWL/Hudemann

Zuwachs meldet auch die Henrichshütte Hattingen. Mit 112.300 Menschen besuchten im letzten Jahr deutlich mehr Gäste als 2015 (99.600) das ehemalige Hüttenwerk an der Ruhr. Vor allem Groß-Veranstaltungen wie das Harley-Davidson-Meeting oder die Extraschicht mit jeweils mehreren tausend Besuchern ließen die Bilanz nach oben schnellen. Höhepunkt des Jahres war die Wiedereröffnung des historischen Gebläsehauses im September.

22.000 Gäste an einem Wochenende – dieser Rekordbesuch des “Ruhrpott BBQ” im September trieb die Bilanz des Schiffshebewerks Henrichenburg in Waltrop 2016 in die Höhe: Rund 97.100 Besucher (2015: 71.900) zählte das LWL-Industriemuseum und damit so viele wie seit 2005 nicht mehr. Auch bei weiteren beliebten Veranstaltungen wie Museumsfest und Weihnachtsmarkt spielte das Wetter mit – ein Fakt, der sich ebenfalls positiv auf die Jahresstatistik auswirkte. Viel Lob bekamen die Museumsmacher für die Sonderausstellung “Reif für die Insel” zum Tourismus auf Sylt, Hiddensee und Mallorca, die noch bis 19. März 2017 im Hafengebäude am Oberwasser zu sehen ist.

Zur Eröffnung des sanierten Gebläsehauses in der Henrichshütte Hattingen präsentierte das LWL-Industriemuseum Objekte von Gerhard Hahn – Foto LWL/Hudemann

2016 konnte das LWL-Textilwerk Bocholt seine Besucherzahlen weiter auf hohem Niveau halten, obwohl die Spinnerei den Großteil des Jahres wegen Umbauarbeiten geschlossen war. Rund 49.500 Gäste verzeichnet die Statistik (Vorjahr: 51.900). Das LWL-Industriemuseum freut sich über den guten Zuspruch der neuen Ausstellung “Die Macher und die Spinnerei”. Die Schau zur Geschichte der Textilunternehmer in Westfalen wurde im Oktober in der Spinnerei eröffnet. Lob bekamen auch Regionale-Veranstaltungen wie das Backyards-Festival. In der Weberei sorgten die täglichen Schauvorführungen und Veranstaltungen wie der Adventsmarkt für viele Besucher.

Mit einem Programm aus Veranstaltungen und Ausstellungen lockte das LWL-Ziegeleimuseum Lage 2016 rund 39.525 Besucher an, deutlich mehr als im Jahr davor (33.000). Viel beachtet wurde die Sonderausstellung “Vom Streben nach Glück” über 200 Jahre Auswanderung aus Westfalen nach Amerika, die im März zur Zeche Hannover nach Bochum wandert. Als Publikumslieblinge erwiesen sich neben dem Töpfermarkt die Veranstaltungen “Himmel und Erde” mit Aktionen und Angeboten rund um den Apfel und die Kartoffel. Auch im kommenden Jahr sollen diese in Kooperation mit dem Naturpark Teutoburgerwald organisierten Märkte in Lage stattfinden.

Weniger Besucher als im Vorjahr verzeichnet die Glashütte Gernheim in Petershagen. So kamen im Jahr 2016 rund 20.300 Menschen (2015: 21.900) in das historische Glasmacherdorf an der Weser. Neben der Schauproduktion lockte vor allem die Ausstellung mit Objekten des experimentellen Glaskünstlers und Archäologen Josef Welzel nach Petershagen. Als Höhepunkte im Veranstaltungsprogramm erwiesen sich das traditionelle Museumsfest, aber auch neue Workshops und Leseabende im Herrenhaus. Nicht im Programm stand diesmal das Landart-Festival, das 2015 allein 2.000 Gäste gebracht hatte.

Nach den besonders hohen Besucherzahlen im ersten Jahr nach der Neueröffnung (2015: 247.000) hat sich das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster mit über 150.000 Besuchern in diesem Jahr auf hohem Niveau eingependelt. “Damit ist das Museum in die Bundesliga der Kunst-Museen aufgestiegen”, so Rüschoff-Thale. Seit der Neueröffnung vor zwei Jahren zählt das LWL-Kunstmuseum über 500.000 Gäste. Mit Ausstellungen wie “Wilhelm Morgner” und “Homosexualität_en” (beide rund 40.000 Besucher) hat das Museum gezeigt, dass auch unkonventionellen und kontroversen Themen die Bühne im Museum gehört. Die vor kurzem eröffnete Ausstellung “Henry Moore. Impuls für Europa” (11.11.2016 bis 19.3.2017) haben bereits über 20.000 Besucher gesehen.
Insbesondere Vorträge und Filmabende zur Sommerausstellung “Homosexualität_en” zogen rund 1.000 Interessierte in das Flaggschiff der LWL-Museen. Den Christopher Street Day im August begrüßten etwa 500 Teilnehmer. Die etablierte Reihe FilmGalerie erfreut sich einer festen Fangemeinde und lockte 2016 etwa 1.100 begeisterte Cineasten. Wie in jedem Jahr war die Lange Nacht der Museen ein Publikumsmagnet, der rund 9.000 Kulturinteressierte in das LWL-Museum führte. Beliebt sind nach wie vor die Langen Freitage einmal im Monat: Bei kostenlosem Eintritt besuchten etwa 32.000 Menschen das Museum. Mit Workshops für Geflüchtete und Führungen in Farsi, Arabisch und Kurdisch setzt das Museum ganz bewusst auf Dialog und Austausch.

In die Außenstelle Kloster Bentlage in Rheine kamen etwa 5.000 Besucher. Die Außenstelle Schloss Cappenberg in Selm befindet sich im Umbau und ist seit September 2015 geschlossen.

Das LWL-Freilichtmuseum Hagen kann einen deutlichen Anstieg der Besuchszahlen verzeichnen. Über 134.000 Besucher – und damit rund 11.000 mehr als 2015 – nutzten das Angebot des Museums mit Sonderausstellungen und einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm, von den Gartentagen und dem Treckertreffen über Aktionstage zu den Sonderausstellungen und einem Steampunk-Picknick bis hin zum Weihnachtsmarkt. Nach verhaltenem Beginn mit vielen verregneten Wochenenden entwickelte sich die Zahl der Besuche in der zweiten Saisonhälfte sehr positiv. Der Weihnachtsmarkt brachte dann bei gutem Wetter ebenfalls hervorragende Zahlen.

Das LWL-Freilichtmuseum Detmold verbuchte 2016 das beste Ergebnis seit fast 20 Jahren: Rund 216.500 Besucher kamen ins größte Freilichtmuseum Deutschlands im Kreis Lippe. Damit wurden die vergangenen, ebenfalls sehr erfolgreichen Jahre mit jeweils etwa 200.000 Besuchern (2015: 199.000) noch einmal deutlich übertroffen und das Detmolder Museum war wieder der Publikumsliebling unter den LWL-Museen. Vor allem das Themenjahr “Scheiße sagt man nicht!” rund um die Toilette und die gleichnamige Sonderausstellung, die mit der Atmosphäre eines Bahnhofklos spielte, kamen bei den Besuchern gut an. Nach sieben Monaten in der Saison öffnete das LWL-Freilichtmuseum Detmold noch einmal Anfang Dezember seine Tore: der Museumsadvent lockte bei schönem Winterwetter 28.000 Gäste an und setzte einen erfolgreichen Schlusspunkt unter die überaus positive Jahresbilanz.

Die Stiftung Kloster Dalheim blickt 2016 vor allem aufgrund seines hochklassigen Veranstaltungsprogramms mit einer Besucherzahl von 76.000 nach 2015 auf das zweitbeste Ergebnis seit der Eröffnung des LWL-Landesmuseums für Klosterkultur im Jahr 2007 zurück. 2016 fand erstmals der “Winterzauber Dalheim” statt und lockte deutlich mehr Menschen auf das Gelände des ehemaligen Klosters als erwartet. “Auch die anderen erfolgreichen und bereits etablierten Veranstaltungsformate sowie die viel beachtete Sonderausstellung ‘Luther. 1917 bis heute’ trugen zu der positiven Bilanz bei”, so Rüschoff-Thale. Die Luther-Ausstellung lässt auch im Hinblick auf die Besucherzahlen 2017 hoffen: “Für die Schau unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck haben wir eine Rekordzahl an Gruppenbuchungen verzeichnet”, freut sich Rüschoff-Thale. “Luther. 1917 bis heute” läuft noch bis zum 12. November 2017.

Nach der kleineren Sonderausstellung “Wildes Westfalen” stand das LWL-Museum für Archäologie in Herne ganz im Zeichen der großen Ausstellung “Schätze der Archäologie Vietnams”. Seit Anfang Oktober können die Gäste nun in die Kulturgeschichte Südostasiens eintauchen. Erfreulicherweise führte die Schau auch zu einer Steigerung der Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr um etwa 20.000. Insgesamt zog es 83.000 Interessierte in das LWL-Museum.

Im Jahr 2016 haben über 17.000 Interessierte das Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn besucht. Im Vergleich zum Vorjahr ging damit die Besucherzahl leicht zurück (2015: 21.620). Dies lässt sich durch die siebenwöchige Schließung des Museums, bedingt durch den Auf- und Abbau der Sonderausstellung “1000 Jahre Abdinghof. Gebaut, geschrieben und gemalt” (3.7. bis 23.10.2016), erklären. Die Sonderausstellung sowie Veranstaltungen, wie der Internationale Museumstag und die Paderborner Museumsnacht zogen viele Besucher an und waren ein voller Erfolg.

45.400 Interessierte zog es 2016 in das LWL-Römermuseum in Haltern am See. Zum Anstieg der Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr (2015: 32.800) trugen sicher die alle zwei Jahre stattfindenden Römertage bei, sowie die Eröffnung der Römerbaustelle Aliso mit dem Nachbau des Westtores und eines Teils der anschließenden Holz-Erde-Mauer. Für die Errichtung des Bollwerks benötigten die Erbauer 175 Kubikmeter Holz, 30 Kubikmeter Bretter und Bohlen, 2.000 Holznägel und 14.000 geschmiedete Nägel. Über eine 60 Meter lange Rampe ist der Wehrgang in drei Metern Höhe auf der Holz-Erde-Mauer auch mit Rollstuhl, Kinderwagen und Rollator zugänglich. Oben angelangt ermöglichen zwei spezielle “Ferngläser” einen einzigartigen Blick in die Römerzeit. Sie zeigen, wie es vor 2.000 Jahren auf der Straße Richtung Annaberg zuging.

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