Glasfertigung gehört zum Kulturerbe

Westfalen – Das Expertenkomitee “Immaterielles Kulturerbe” bei der Deutschen UNESCO-Kommission hat die “manuelle Glasfertigung” gemeinsam mit sechs weiteren Kulturformen als immaterielles Kulturerbe auf nationaler Ebene bewertet. Die Neuaufnahmen gaben die Deutsche UNESCO-Kommission, die Kultusministerkonferenz und die Staatsministerin für Kultur und Medien, Prof. Dr. Monika Grütters, vor wenigen Tagen in Berlin bekannt. Ein unabhängiges Expertenkomitee folgte der Argumentation der Bewerber, “das implizite Wissen der händischen Glasherstellung durch Praxis, Vernetzung, Dokumentation und Weiterentwicklung für die Zukunft zu bewahren”.

Formen des heißen Glases. Foto: LWL / Tegeler

Formen des heißen Glases. Foto: LWL / Tegeler

“Die Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis ist für die gesamte Glas-Community in Deutschland eine große Anerkennung”, freut sich Dr. Katrin Holthaus, Leiterin des LWL-Industriemuseums Glashütte Gernheim. Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hatte gemeinsam mit der Glashütte Lamberts in Waldsassen und dem Glasstudio und Museum Baruther Glashütte die entsprechende Bewerbung bei der UNESCO eingereicht.

Glasmachen in der Glashütte Lamberts, Waldsassen. Foto: Glashütte Lamberts

Glasmachen in der Glashütte Lamberts, Waldsassen. Foto: Glashütte Lamberts

Die Glaspraktiker und Historiker aus Bayern, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen hatten sich zu einer gemeinschaftlichen länderübergreifenden Bewerbung zusammengeschlossen, um die kulturelle Ausdrucksform der Glasfertigung mit Pfeife und anderen Werkzeugen vor dem Verlust zu bewahren. Glas schließt sich somit an bereits anerkannten 27 Traditionen und Wissensformen an. Mit der Anerkennung ist keine finanzielle oder sonstige Unterstützung verbunden.

Die aktive Überlieferung der manuellen Glasfertigung kann nach Auffassung der Bewerber nun besser betrieben werden. “Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen hatten in der Nachkriegszeit durch Schließung von Fabriken und Automatisierung große Wissensverluste bewirkt. Nun ist es möglich, an vielen Standorten – Manufakturen wie Museen oder Studios – die Lebensfähigkeit der lebendigen Glastradition unter Beweis zu stellen”, erklärt Dr. Georg Goes vom Museum und Glasstudio Baruther Glashütte.

Torsten Rötzsch am Ofen des LWL-Industriemuseums Glashütte Gernheim. Foto: LWL / Holtappels

Torsten Rötzsch am Ofen des LWL-Industriemuseums Glashütte Gernheim. Foto: LWL / Holtappels

In ihrer Bewerbung hoben die Fachleute insbesondere die arbeitsteilige Fertigungsweise der manuellem Hohl- und Flachglasherstellung am Schmelzofen hervor, die seit mehr als 2000 Jahren mit der Glasmacherpfeife und anderen Werkzeugen aus Metall und Holz betrieben wird. Hans Reiner Meindl von der Glashütte Lamberts Waldsassen betont: “Die manuelle Glasherstellung erfordert eine jahrelange Routine und ein qualitativ hochwertiges Arbeiten, das nur in einem exakt aufeinander abgestimmten Team, ähnlich Tänzerinnen auf der Bühne, möglich ist.”

Maßnahmen zur Erhaltung und Bewahrung des Erbes sieht das Glastrio in der Sicherung der bestehenden Ausbildung zum Glasmacher. Sie plädieren außerdem für die Einrichtung eines Studienganges “Glasgestaltung” mit umfassenderem Praxisanteil. Wichtig sei auch die Zusammenarbeit zwischen Museen, Designern und Hochschulen, um innovative Anwendungen und Produkte zu entwickeln.

Weitere Informationen unter:
www.unesco.de/kultur/immaterielles-kulturerbe/bundesweites-verzeichnis/eintrag/manuelle-glasfertigung.html

Museum und Glasstudio Baruther Glashütte / Hüttenweg 20 / 15837 Baruth-Glashütte

Telefon 033704 – 980912, www.museumsdorf-glashuette.de

LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim / Gernheim 12 / 32469 Petershagen,

Telefon 05707 – 9311-21, www.lwl-industriemuseum.de

Glashütte Lamberts Waldsassen GmbH / Schützenstraße 1 / 95652 Waldsassen

Telefon  09632 – 9251-0, www.lamberts.de

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