Göttingen – Die Internationalen Händelfestspiele in Göttingen präsentieren alte Musik auf höchstem Niveau. Vor 125 Jahren gegründet, sind die Händelfestspiele Göttingen das älteste deutsche Barockfestival.

Countertenor Yuriy Mynenko mit Sopran Louise Kemény im zeitlosen Bühnenbild von Regisseurin Rosetta Cucchi. – Foto Alciro Theodor da Silva/Händel-Festspiele
Erste Adresse für Alte Musik in Deutschland

Der spanische Tenor Juan Sancho ist ein Topstar seines Fachs in der Alten Musik. – Foto Alciro Theodor da Silva/Händel-Festspiele
Vor allem die diesjährige Tamerlano-Inszenierung zeigt, dass Göttingen nicht nur älteste, sondern auch erste Adresse für Alte Musik in Deutschland ist. Das liegt nicht zuletzt an dem musikalischen Leiter George Petrou, der seit 2022 die Händel-Festspiele in Göttingen verantwortet und eben erst seinen Vertrag als Künstlerischer Leiter der Festspiele vorzeitig bis einschließlich 2031 verlängert hat. Wie kaum ein zweiter versteht es der griechische Dirigent, Händels musikalische Seele aus der Partitur zu kitzeln. Genial und einfach zugleich, wie Petrou im dritten Akt das Orchester Schweigen heißt und den Schlusschor am Ende der vierstündigen Inszenierung nur mit Gesang a capella ausklingen lässt.
Duell der Countertenöre
Auch wenn das Festspielorchester noch so mitreißend agiert, ist Tamerlano doch ganz besonders ein Hohelied der starken Stimmen, in dem sich zwei Countertenöre bis auf Blut duellieren. In der Titelpartie des Tamerlano brilliert der US-amerikanische Countertenor Lawrence Zazzo. Auf Augenhöhe gegenüber steht ihm der ukrainische Countertenor Yuriy Mynenko (45) als Andronico. Was Mynenko seinem einige Jahre älteren Bühnenpartner an jugend-stimmlicher Variabilität voraus hat, macht Zazzo durch seine schauspielerische Präsenz wett. Er gibt einen geradezu diabolischen Tamerlano, der sich seine Diktatoren-Körpersprache bei Donald Trump abgeschaut zu haben scheint.
Die italienische Regisseurin Rosetta Cucchi zeigt ihn in einem zeitlos modernen Bühnenbild als despotischen Herrscher, der gleichzeitig Gefangener dieser Machtwelt ist. Dem entgegen steht die Figur des Sultan Bajazet, verkörpert von dem spanischen Tenor Juan Sancho, die die Harmonie zwischen Natur und Welt symbolisiert. Das hochkarätigen Solistenensemble wird komplettiert durch Louise Kemény (Sopran), Dara Savinova (Mezzo) und Bariton Sreten Manojlović.
Festspieloper auch als Familienfassung
Noch bis einschließlich 25. Mai finden die Händel-Festspiele mit insgesamt 94 Veranstaltungen in Göttingen und der Region Südniedersachsen statt. Weitere Aufführungen der Festspieloper gibt es am 24., und am 25. Mai. Am 25. Mai ist außerdem eine Familienfassung der Oper zu erleben. Dazu kommen zahlreiche Kirchen- und Kammerkonzerte, Lesungen, Vorträge, kostenlose Lunchkonzerte und Formate für Kinder.
Kammermusikalische Italienreise

Louise Kemény als Asteria im Kreis der Statisten am Deutschen Theater. – Foto Alciro Theodor da Silva/Händel-Festspiele
Unter anderem wird am 22. Mai die schwedische Mezzosopranistin und Händel-Koryphäe Ann Hallenberg im Rahmen eines Galakonzerts in einige von Händels bekanntesten Partien wie Julius Cäsar oder Ariodante schlüpfen. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit Nicholas McGegan. Über 20 Jahre hinweg, von 1991 bis 2011, hat der Brite die Händel-Festspiele Göttingen geleitet und geprägt. Auf eine kammermusikalische Italienreise mitten hinein in das Virtuosentum zu Händels Zeiten geht es mit Mayumi Hirasaki, Christoph Dangel und Kristian Bezuidenhout (25.5.).
Tagesausflug mit dem Zug
Von den drei deutschen Händelfestspielen in Halle, Karlsruhe und Göttingen ist das Original in Göttingen ganz besonders auch bei ostwestfälischen Barockfans sehr beliebt. “Das ist mal eine Stunde mit dem Zug und gerade die Matineen und Nachmittagsvorstellungen lassen sich bequem als Tagesausflug erleben”, sagt ein Besucherpaar aus Beverungen dass schon seit Jahrzehnten die Festspiele in Göttingen besucht.
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