Faszination Freilichttheater

Bökendorf – Besser als am Broadway.  Mit stehenden Ovationen und nicht enden wollendem Applaus hat das Publikum der restlos ausverkauften Freilichtbühne Bökendorf die Premiere des diesjährigen Abendstücks „9 to 5“ gefeiert.

Freilichtbühne Bökendorf

Die Freilichtbühne Bökendorf brilliert in diesem Sommer mit dem Musical “9 to 5”. – Foto Burkhard Battran

Am Broadway läuft das Musical seit 2009 wie geschnitten Brot und sieben Jahre später hat auch die deutschsprachige Erstaufführung den Sprung über den großen Teich geschafft. Seit 2018 wird es auch für Freilichtbühnen adaptiert. Aber so schön wie Regisseurin Melanie Herzig für die Freilichtbühne Bökendorf, hat das Musical noch kein Freilichttheater unter den offenen Nachthimmel gezaubert. Hier wird der graue Büroalltag knallbunt.

9 to 5

Eine XXL-Schreibmaschine, deren Tasten Sitzreihen sind, ist ein Meisterstück des Bühnenbau-Teams.

Das beginnt schon bei den Kulissen. Statt das schöne Freilichtambiente mit überdimensionierten Aktenbergen zu verstellen, hat das Bökendorfer Bühnenbauteam nur kleine aber umso effektvollere Akzente gesetzt. Bunte Stiftebecher recken ihre Bleistiftspitzen wie Baumgruppen in die Höhe und mit der XXL-Schreibmaschine, deren Tasten Sitzreihen sind, ist dem Bühnenbau-Team ein echtes Meisterstück gelungen.

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Das Musical basiert auf der gleichnamigen Filmkomödie von 1980, zu der Country-Ikone Dolly Parton den Titelsong geschrieben hatte, und der auch ein riesen Charterfolg wurde. Doch erst 30 Jahre später hat sie den Stoff noch einmal für ein richtiges Musical ausgegraben, das seither den Erfolg fortsetzt. Das hat auch viel mit der sehr modern klingenden Musik zu tun.

Stromberg-Musical im 80er-Jahre-Style

„9 to 5“ ist eine Art Stromberg-Musical im 80er-Jahre-Style. Ensemblemitglied Jonas Fromme überzeugt dabei als „sexistischer, egoistischer, engstirniger Heuchler“ und Firmenboss. Dass er an Krücken geht und so ein Zeichen seiner sozial-geistigen Amputation setzt, sieht zwar wie ein genialer Regieeinfall Herzigs aus, ist aber vor allem der Tatsache einer wenige Tage zuvor passierten Verletzung geschuldet.

Als Hauptfigur der Abteilungsleiterin „Violet“ brilliert Musikpädagogin Svenia Koch. Mit ihrem lyrischen Musical-Alt und ihrer charismatischen Bühnenpräsenz ist sie der unumstrittene Star dieser Produktion. Trotzdem ist die Inszenierung vor allem eine Ensemble-Leistung. 46 Bühnenakteure wie in einem beweglichen Wimmelbild individuell und doch bis in die Fingerspitzen eines jeden Einzelnen durchchoreografiert agieren zu lassen, das schafft keine Saalinszenierung, das geht nur in der großen Arena einer Freilichtbühne.

Bühnenbau-Team gelingt ein Meisterstück

Insgesamt 17 Mal wird das Musical bis zum 6. September aufgeführt. Parallel dazu wird als Familienstück “Der gestiefelte Kater” aufgeführt. Eintrittskarten lassen sich bequem online auf der Homepage buchen.

Die 1950 gegründete Freilichtbühne Bökendorf feiert in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Als Jubiläumszugabe bringt die Freilichtbühne im Herbst sechsmal „Die Judenbuche“ auf die Bühne. Allerdings nicht draußen, sondern in der Aula der Gesamtschule Brakel. Der Nachbarort Bellersen ist ja bekanntlich Schauplatz dieser Novelle von Annette von Droste-Hülshoff. Nach zuletzt 1990 kommt das Buch nun zum vierten Mal in einer neuen Bearbeitung auf die Bühne. Premiere ist am Freitag, 21. November.

 

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