Wintertheater von der Freilichtbühne Billerbeck: Die Geschwister-Eichenwald-Aula an der gleichnamigen Schule direkt neben der Kolvenburg bietet den engagierten Theatermachern in Billerbeck beste Bedingungen für niveauvolles Wintertheater. Am 7. Dezember feiert dort das diesjährige Winterstück der Billerbecker Theatermacher seine Premiere: “Tiere im Hotel”, temperamentvolles Musiktheater für kleine und große Theaterfreunde. Gespickt mit Songs und dem Charme der 50er Jahre wird die Geschichte rund um den ersten Einsatz des Kaninchens Bellhop als Stellvertreter der Hoteldirektorin erzählt.
Der Bär möchte seinen Winterschlaf in diesem Jahr endlich einmal ungestört an einem komfortablen Ort verbringen und bucht eine Suite im Hotel der Tiere, einem Grand Hotel mit dem Charme vergangener Zeiten, in dem der Gast noch König ist.
Weil die Hoteldirektorin abwesend ist, leitet das Kaninchen Bellhop den Hotelbetrieb, sonst Page und Liftboy im animalischen Grand Hotel. Als Jahrgangsbester der Hotelfachoberschule sieht sich das Kaninchen auf anspruchsvolle Gäste sehr gut vorbereitet und wartet gespannt auf den angekündigten Gast, doch bereits beim Check-in zeigt sich, dass der Bär mit seinen ausgefallenen Sonderwünschen ein mehr als anstrengender Kunde sein wird.
Übellaunig befiehlt der schwierige Hotelgast absolute Ruhe. Keinen Mucks möchte er hören, und das gelte für die gesamte Dauer seines Winterschlafs. Sein Frühstück hat der anspruchsvolle Gast gleich mitgebracht: Ein kleines Küken, das über die Wintermonate ordentlich gefüttert und zu einem großen, dicken Huhn heranwachsen soll. Der Gast ist König‘, so hat es das Kaninchen gelernt und nimmt mit einem mulmigen Gefühl das Küken in seine Obhut; wenn ihn das kleine Huhn nur nicht so treuherzig anschauen würde!
Überraschend taucht dann auch noch eine Horde Waschbären im Hotel auf. Sie geben sich als Putzkolonne aus und durchstöbern das ganze Hotel. Warum wusste das Kaninchen nichts davon? Was haben die Waschbären vor? Ob der Bär in Ruhe weiterschlafen kann und warum und vor allem wohin das kleine Küken plötzlich verschwindet, können die kleinen und großen Zuschauer in diesem Winter herausfinden. „Tiere im Hotel“ – ein turbulentes Abenteuer für die ganze Familie in der Freilichbühne Billerbeck.
Im Mai 1950 gründeten die Billerbecker Bürger Alex Hesselmann und Bernhard Engbers die Freilichtbühne am Stadtrand Billerbecks. Bereits im ersten Jahr wurde auf der neuen Freilichttheater-Anlage gespielt: Karl-Heinz Koch inszenierte Friedrich Schillers „Die Räuber“. In den nachfolgenden Jahren bildeten die großen Klassiker den Spielplan, ehe sie in den 1960er Jahren den mundartlichen Schwänken wichen. 1962 begann Rektor Stephan Rüter mit Inszenierungen der Grimm’schen Märchen Kindertheater in Billerbeck auf der Freilichtbühne zu etablieren. 1971 gründete Bernd E. Bäumer das Wintertheater für Kinder, das seitdem in der Geschwister-Eichenwald-Aula aufgeführt wird.
In den 1980er Jahren wich das klassische Märchentheater kontinuierlich der modernen Kinderliteratur. 1989 wurde das erste Mal ein Theaterstück für Erwachsene im historischen Stadtkern Billerbecks gezeigt: Vor dem Hauptportal des St. Liudger-Domes wurde Hofmannsthals „Jedermann“ (Regie: K.-E. Wichmann) gezeigt. Seitdem finden in unregelmäßigen Abständen Aufführungen vor historischen Kulissen in Billerbeck statt, so auch 2007, als vor der mittelalterlichen Kolvenburg Beaumarchais’ „Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit“ (Regie: Matthias Simon) zur Aufführung kam.
Wintertheater in Billerbeck: “Tiere im Hotel” – die Termine
Sa, 07.12.2024, 15:30 Uhr Premiere +++ So, 15.12.2024, 15:30 Uhr +++ So, 22.12.2024, 15:30 Uhr +++ Mo, 23.12.2024, 15:30 Uhr +++ So, 05.01.2025, 15:30 Uhr +++ So, 12.01.2025, 15:30 Uhr +++ Mi, 15.01.2025, 15:30 Uhr +++ So, 19.01.2025, 15:30 Uhr +++ Mi, 22.01.2025, 15:30 Uhr +++ So., 26.01.2025, 15:30 Uhr +++
Im Herbst 2006 folgte auf den Abriss des alten Vereinsheimes der Neubau eines zeitgemäßen Bühnenheims und einer modernen Werkhalle, in der sämtliche Werkstätten untergebracht sind. Das neue Bühnenheim verfügt im Erdgeschoss über ein vereinseigenes Theatercafé mit integrierter Studiobühne. Im Januar 2008 wurde hier mit Robert Thomas’ „Acht Frauen“ (Regie: Detlev Schmidt) erstmals Theater gespielt.
Die Freilichtbühne Billerbeck vermochte es in ihrer älteren und jüngeren Geschichte stets mit außergewöhnlichen Inszenierungen für Aufsehen zu sorgen. 1996 gelang mit Angelika Obers Inszenierung von Michael Endes „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ spektakuläres und avantgardistisches Kindertheater, das für einen zu dem Zeitpunkt neuen bühneninternen Zuschauerrekord sorgte (mehr als 20.000 Besucher). Zum 100. Jahrestag der Fertigstellung des Billerbecker Domes führte die Freilichtbühne 1998 „Die Passion Christi“ (Regie: Peter Jahreis) im Innenraum des Domes auf, im nachfolgenden Sommer gelang mit Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ (Regie: B. Wachendorf) am alten Billerbecker Bahnhof ein ähnlich großer Erfolg. Regisseur Thomas Nufer sorgte 2008 mit Shakespeares „Macbeth“ für eine Sensation, weil er die Zuschauer auf der Bühne Platz nehmen ließ, das Stück selbst aber im mit Stahlrampen überbauten Zuschauerraum spielte.
Das Kaninchen als Hoteldirektor
In den letzten Jahren bedient die Freilichtbühne bei der Auswahl seiner Sommer- und Wintertheater-Stücke die gesamte Klaviatur zwischen Boulevard, modernen Klassikern und den Klassikern der Weltliteratur. Zeitgenössische Komödien wie „Der Aufguss“ oder „Komplexe Väter“ feiern ebenso Erfolge wie „Frankenstein“, „In 80 Tagen um die Welt“ bis hin zu „Der Sommernachtstraum“ oder „Wagners Ring des Nibelungen“. Wobei „Wagners Ring“ selbst in überregionalen Feuilletons, wie in der „Welt am Sonntag“, hervorragende Kritiken erhielt. Auch die Familienstücke im Sommer sowie im Winter erleben großen Zuspruch. So erfreute allein das Stück „Die Schule der magischen Tiere“ in einer eigens für die Freilichtbühne geschriebenen Fassung im Sommer 2022 über 14.000 kleine und große Zuschauerinnen und Zuschauer.
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