Konkrete Kunst in 3D: Soest wird unter Kunstschaffenden und Kritikern gerne als die heimliche Kunststadt Westfalens gehandelt. Zu diesem Ruf steuert insbesondere das Museum Morgner mit seinem Raum Schroth bei, der mit internationalen Ausstellungen bedeutendes Renommee in der Welt genießt. Aktuell zeigt der Raum eingebunden in die dritte Auflage von „Hellweg Konkret“ noch bis 1. Dezember die Ausstellung „3D – Wegweisende Plastik der konkreten Gegenwart“.
Darin stellen 38 internationale Künstler rund 50 Arbeiten aus, die an Wänden, auf dem Boden oder in freistehenden Räumen arrangiert wurden. Sie alle beschäftigen sich mit Raum und Bewegung. Es ist keine Kunst, an der man entlang flaniert. Vielmehr laden die Objekte ein, den Raum neu zu entdecken. Mit Arbeiten, die sich bewegen, die interagieren wollen, die mit Form, Farbe und Licht spielen.
3D im Raum Schroth: Kuratiert von Ivo Ringe
Die gemeinsam mit dem Kölner Künstler Ivo Ringe kuratierte Ausstellung richtet den Blick auf die Gegenwart und Zukunft konkreter Plastik. Sie spürt vielversprechenden aktuellen Tendenzen nach, welche die rund hundertjährige Bewegung der konkreten Kunst fortsetzen und mit neuem Leben füllen. „Es geht um das Brückenbauen zwischen Provinzialität und Internationalität, zwischen Vergangenheit und Gegenwart“, sagt Carl-Jürgen Schroth von der Veranstaltergemeinschaft.
Genau das wird in „seinem“ Raum spürbar. Alle Künstler waren höchstpersönlich angereist, um ihre Werke in Szene zu setzen. Mitunter war das mit einigem Aufwand verbunden. Während Mary Schiliro für ihre Raum-Licht-Installation „Disembody“ Plexiglasrohre, Folie und Bänder im Flugzeug transportieren konnte, hat ihr Lebensgefährte Daniel G. Hill sein zusammenfaltbares Objekt aus MDF-Platten im niederländischen Leyden zusammengebaut. Ihn faszinieren die Themen Schwerkraft, Mechanik, Flexibilität, Struktur und Form im Kontext des Vergänglichen.
3D im Raum Schroth: 38 internationale Künstler*innen
An der Skulptur „A Line Less Human“ von Shawn Stipling aus England wird die Definition Konkreter Kunst deutlich: Seine schwarze Linie spiegelt die Prinzipien der Gegenstandsfreiheit, die Anlehnung an geometrische Formen, die Reduktion auf Linien und auch einen gewissen Witz wider. So nimmt die scheinbar gerade Linie mit ihren ungeraden Verläufen Bezug auf die Unvollkommenheit des Menschen. Dabei ist alles freie Interpretation, freie Assoziation.
Der Betrachter kann mit Hilfe der Installationen den Raum ganz individuell erobern. „3D“ inspiriert dazu, den Raum weiterzudenken und Dinge neu zu sehen. Otto Bolls „Helix“ gewährt mit seiner gebogenen Stahlstange aus mehreren Blickwinkeln neue Perspektiven. Margareta Hesses Licht-Installation „Caged Light“ macht mit Wasserdampf eine Laserlinie sichtbar. Die weiterhin reduzierte Formensprache geht weit über die geometrischen Körper wie Kuben, Quader und Kugeln hinaus.
Klassische Techniken wie der Guss, die Faltung oder die Assemblage wurden hier weiterentwickelt. Zentrale Themen sind Bewegung, Veränderung und Dynamik. „Auch wenn es um die Abstraktion geht, „so sind durchaus Bezüge zur Wirklichkeit denkbar“, erläutert Kunsthistorikerin Juliane Rogge, die die Ausstellung maßgeblich gesteuert hat.
3D im Raum Schroth: An zehn Standorten
Noch bis Herbst 2025 präsentiert sich die Konkrete Kunst in „Hellweg Konkret III“ an insgesamt zehn Standorten. Mit dabei sind etwa das Gustav Lübcke-Museum in Hamm, das Museum Haus Opherdicke in Holzwickede oder das Museum Schloss Cappenberg mit „Josef Albers und Carlernst Kürten“, ab 16. Februar das Kunstmuseum Ahlen mit „Konkrete Frauen“ und ab 8. April die Westfälischen Salzwelten in Bad Sassendorf mit „Künstlerfreundschaft konkret“.
3D im Raum Schroth: Infos und Programm
In das Programm mit eingebunden sind Führungen, Workshops, Ausstellungsgespräche und Radtouren zur Kunst im öffentlichen Raum.
Info: Raum Schroth im Museum Morgner in Soest, Thomästr. 1, 59494 Soest, Öffnungszeiten Di-Fr 13:00-17:00 Uhr sowie samstags und sonntags 11:00-17:00 Uhr, Tel. 02921/14177. Alle Ausstellungen unter www.skk-soest.de.
Marion Heier
Eine große gelbe Kugel von Reiner Seliger lässt den Raum Schroth aus einer anderen Perspektive erfahren. Foto Reiner Seliger
Die Installationen wie hier von Beat Zoderer aus der Schweiz sind noch bis 1. Dezember im Museum Morgner zu sehen. Foto Beat Zoderer, VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Courtesy Taubert Contemporary
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