Bielefeld – Ausstellung “Am I a Monster?” im Kunstverein

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Bielefeld – Einen Blick auf die weitreichenden Konsequenzen alltäglichen Handelns und unserer Gewohnheiten in Bezug auf Konsumverhalten und soziales Miteinander bietet eine neue Ausstellung im Kunstverein mit dem Titel “Am I a Monster?” Sie diskutiert Fragen wie: Bin ich ein schlechter Mensch? Inwiefern bin ich verantwortlich? Sind wir eine monströse Spezies? Wie können wir mit den Gefühlen der Zerrissenheit, Überforderung, Resignation und Wut umgehen?

Etymologisch leitet sich der Begriff “Monster” vom lateinischen “monstrum” her (“Scheusal”, ursprünglich “Mahnzeichen der Götter”, abgeleitet vom Verb “monere” – dt. “warnen, mahnen”).  Im Spannungsfeld des Aufzeigens gesellschaftlicher Missstände und Herausforderungen globalen Ausmaßes proklamieren die in der Ausstellung gezeigten Werke insofern auch den Wunsch nach Verbesserung und der Suche nach Lösungsansätzen, die eine ökologische und faire Zukunft „gestalten“.

Der Waldhof in Bielefeld, Sitz des Kunstvereins - Foto Kunstverein/Fred Dott

Der Waldhof in Bielefeld, Sitz des Kunstvereins – Foto Kunstverein/Fred Dott

Das Narrativ der von Undine Rietz kuratierten Ausstellung im Kunstverein führt daher ein vielschichtiges Themenspektrum zusammen, dem sich die Künstlerinnen und Künstler Anaïs Goupy, Chloe Wise, Christian Theiss, Diane Haefner, Jonas Monka, Lenn Blaschke, Mary-Audrey Ramirez und Ronny Szillo widmen.

Perspektiven der einzelnen künstlerischen Positionen

  • In Anaïs Goupys “Showy Shells” (2023) verschmelzen Objekte aus der digitalen und analogen Welt. Insofern bindet sie KI-gesteuerte Algorithmen, die sie mit visuellen Datensätzen füttert, in ihre Bildentstehungsprozesse ein.
  • Auch die Videoarbeit “Hyper Liminal” (2023) von Lenn Blaschke stellt dem Digitalen etwas scheinbar Natürliches gegenüber. Einer Videoanimation, in der sich eine Gesellschaft in der künstlichen Intelligenz aufzulösen scheint, setzt der Künstler daher eine vermeintlich postapokalyptische Landschaft entgegen.
  • Die “Shift Shaper” (2023) des Künstlers Christian Theiss berufen sich auf den Polytheismus im asiatischen Raum sowie die antike Mythologie. Bezeichnend für diese ist die Vermittlung, dass die negativen Wesenszüge unserer Existenz ebenso Teil des Lebens sind wie die guten.
  • Die Porzellanplastiken von Diane Haefner erzählen diese Geschichte noch etwas weiter und wollen wissen, wie etwas von solcher Schönheit an der Oberfläche derart düstere Themen behandeln kann? Ihre filigranen Arbeiten wirken daher wie genetisch veränderte Hybride.
  • Fabelhafte Wesen lässt auch Mary-Audrey Ramirez entstehen. Außerirdisch, fremd, futuristisch wirken die Formwelten, die äußerlich Verwandtschaften zu Flora und Fauna aufweisen. Ihre Arbeit “Hi! Empty eyes” (2022) ist ein Beispiel für ihre künstlerische Praxis, in der „Worldbuilding“ ein integraler Bestandteil ist.
  • Wiederkehrendes Thema der Installationen von Jonas Monka ist die Untersuchung komplexer Beziehungen zwischen Körpern und den Systemen, in denen sie sich befinden. Fremdzuschreibungen und kategoriale Einordnungen werden diskutiert und insbesondere binäre Systeme in Frage gestellt.
  • Chloe Wise‘ Videoarbeit “Told A Vision” (2023) präsentiert eine ungezügelte Konsumkultur, in der die beworbenen Artikel sich in leeren Versprechen und tautologischen Beschwörungen auflösen. Die auf Hochglanz produzierten, rasch aufeinander folgenden Videofragmente zeigen der Werbung entlehnte Stereotype.
  • Abschließend richten wir unseren Blick in eine ferne Zukunft, in der Archäologinnen und Archäologen die Spuren des Anthropozäns freilegen. Die Werkreihe “Work in progress” (2021 bis heute) von Ronny Szillo erschafft bunte künstliche Fossilien. Die vermeintlichen Hinterlassenschaften unserer Existenz sind in grauen Beton gegossen.

Achtsamkeit und Reflexion gefordert

All diese Perspektiven der Ausstellung im Kunstverein diskutieren Moralvorstellungen und Verantwortungsverhältnisse. Technologische Entwicklungen und klimapolitische Herausforderungen stehen daher ebenso im Fokus wie Gesellschaftssysteme und philosophische Problemstellungen. Sich diesen Herausforderungen zu stellen und sich ihnen gegenüber zu positionieren, erfordert Achtsamkeit und Reflexion – vor allem aber den Willen zur Auseinandersetzung damit. Weitere Termine im Zusammenhang mit der Ausstellung im Kunstverein.

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