Wie kann der menschliche Körper eine Corona-Infektion verhindern? Dies ist eine der Fragen, denen Prof. Dr. Stephanie Pfänder von der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum (RUB) nachgeht. Die Forscherin ist für ihre Arbeit mit dem Loeffler-Frosch-Preis 2023 der Gesellschaft für Virologie ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung, so die RUB-Mitteilung, erfolgte „in Anerkennung ihrer herausragenden Grundlagen- und anwendungsorientierten Forschungsarbeiten zur Vermehrung von Coronaviren, deren Wechselwirkung mit der Wirtszelle und der Virusinaktivierung.“
Grundlage für neue Behandlungsmöglichkeiten
Stephanie Pfänder versucht, die komplexen Zusammenhänge im Körper zu entschlüsseln, die eine Infektion verhindern können. So konnte sie bereits 2020 zeigen, dass bestimmte körpereigene Proteine, die sogenannten Interferon-stimulierten Gene wie das Protein LY6E, Coronaviren daran hindern, eine Infektion auszulösen. Die Abwehr der Viren durch Interferone als erste Verteidigungslinie des Körpers gegen Infektionen stand auch im Mittelpunkt einer weiteren Studie, die zeigte, wie das angeborene Immunsystem Sars-Cov-2 besser bewältigt. Die Arbeit erhellte nicht nur die Grundlagen der körpereigenen Immunabwehr gegen das Virus, sondern legt zudem die Grundlage für neue Behandlungsmöglichkeiten bei Risikopatienten während der Frühphase einer Infektion, so die weitere Information aus Bochum.
Neben der Untersuchung der körpereigenen Verteidigungslinien arbeitet das Team auch an den genauen Mechanismen, die eine Virusinfektion überhaupt erst ermöglichen. So konnten die Forschenden zeigen, dass Coronaviren bestimmte zelluläre Proteine benötigen, um sich erfolgreich in den Zellen zu vermehren. Dies trägt nicht nur zu einem besseren Verständnis des Virus bei, sondern eröffnet auch neue Angriffspunkte für mögliche antivirale Medikamente.
Neben diesen und anderen Arbeiten in der Grundlagenforschung hat Stephanie Pfänder zahlreiche Arbeiten der klinischen Virologie mit einem Bezug zu Themen der öffentlichen Gesundheit publiziert. So prüften die Forschenden schon Anfang 2020, als Desinfektionsmittel knapp waren, die Wirksamkeit zweier von der Weltgesundheitsorganisation empfohlener Rezepturen gegen Sars-Cov-2. Wenig später erschien eine Arbeit, in der sie herausgearbeitet hatten, wie lange das Virus bei verschiedenen Umgebungstemperaturen auf unterschiedlichen Oberflächen infektiös bleibt.
Um schnell und zuverlässig zu bestimmen, wie viele neutralisierende Antikörper eine Patientenprobe enthält, hat Stephanie Pfänder einen neuen Test mitentwickelt und evaluiert, welcher deutlich schnellere Ergebnisse als bis dato verwendete Tests liefert. Der Test kann unter anderem dafür eingesetzt werden, Impfstoff-Kandidaten und monoklonale Antikörper zu bewerten, die eine Behandlungsoption für Corona-Erkrankte sein könnten. Eine weitere vielfach zitierte Arbeit konnte zudem zeigen, dass bestimmte Mundspülungen in Zellkulturen antiviral gegen das Sars-Cov-2 wirken und damit potenziell die Viruslast im Mund und Rachen infizierter Menschen herabsetzen könnten.
In einer aktuellen Studie hat das Team sich zudem der Untersuchung der adaptiven und humoralen Immunität nach verschiedenen Impfungen gegen Sars-Cov-2 gewidmet. Im Jahr 2022 startete Pfänder gemeinsam mit Dr. Folke Brinkmann aus der Kinderklinik der Ruhr-Universität Bochum ein einjähriges Forschungsprojekt, das zeigen soll, wie ansteckend Aerosole bei Kindern sind.
Der Loeffler-Frosch-Preis
Mit dem Preis, der mit 5.000 Euro dotiert ist, werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter 40 Jahren ausgezeichnet, die noch keine Lebenszeitprofessur innehaben. Grundlage der Bewertung sind eine oder mehrere Publikationen, die innerhalb der letzten Jahre veröffentlicht wurden oder zur Publikation akzeptiert worden sind. Es wird eine hervorragende virologische Leistung prämiert.
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