Vorbildliche Denkmalpflege in Attendorn

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Von vorbildlicher Denkmalpflege in Attendorn berichtet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Zahlreiche Herausforderungen meisterte der Verein Gildehaus e.V. bei der Sanierung der historischen Fenster des Spiekerhauses. Das Ergebnis würdigt der LWL als Denkmal des Monats Dezember.

Denkmalpflegerisch sanierte Fenster des Spiekerhauses in Attendorn: Farbauftrag mit pigmentiertem Leinöl - Foto Claus Ortmann

Denkmalpflegerisch sanierte Fenster des Spiekerhauses in Attendorn: Farbauftrag mit pigmentiertem Leinöl – Foto Claus Ortmann

„Kaum ein Bauteil hat so viele Aufgaben zu erfüllen wie das Fenster“, erläutert LWL-Denkmalpfleger Michael Krimphoff. „Es sorgt nicht nur für Belichtung und Belüftung, sondern prägt auch die architektonische Wirkung einer jeden Fassade.“ Die Fenster des denkmalgeschützten Spiekerhauses sind auch Zeugnisse der bewegten Baugeschichte. „Das Gebäude wurde 1881 zunächst zweigeschossig errichtet und später um ein Geschoss ergänzt. Im West- und Ostgiebel dokumentieren Spuren von ehemaligen Fensteröffnungen die Bauphasen“, so Krimphoff.

141 Jahre alt sind die beiden Eichenfenster, die noch aus der Entstehungszeit erhalten sind. Die Übrigen wurden in den 1920er- und 1930er-Jahren angefertigt. Die energetische Ertüchtigung der Fenster ist Teil des Sanierungskonzepts, das der Trägerverein Gildehaus e.V. in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden erarbeitet hat. Nach jahrelangem Leerstand hatte der Verein das Bruchsteingebäude im historischen Ortskern von Attendorn 2019 erworben. Nun entsteht hier ein Zeughaus und Ausstellungsraum für die lokalen Zünfte und Bruderschaften, wo lokales Wissen museumspädagogisch vermittelt wird.

„Im fachlich konstruktiven Austausch zwischen dem Trägerverein und den Denkmalbehörden haben wir denkmalgerechte Methoden zur Fenstersanierung diskutiert“, erinnert sich Krimphoff. „Fünf Fenster wurden instandgesetzt und energetisch ertüchtigt, darunter die beiden bauzeitlichen Fenster aus Eiche. Andere waren irreparabel und mussten erneuert werden.“ Ein lokaler Fachbetrieb demontierte die Fenster, um sie in der Werkstatt behutsam aufzuarbeiten. Zunächst nahmen die Fachleute alte Farbschichten ab, dann strichen sie die Fenster mit weiß pigmentierter Leinölfarbe. Hinzu kamen die Reparatur der Metallteile und die teilweise Erneuerung der Verglasung. „Die Fenster wurden energetische ertüchtigt, indem sie zum Kastenfenster erweitert wurden oder durch Vorsatzscheiben auf den Flügelrahmen angebracht wurden“, so der LWL-Denkmalpfleger. „Vorteil beider Methoden ist der geringe Eingriff in die Substanz sowie ins Erscheinungsbild. Gleichzeitig bewirken die Maßnahmen einen ähnlichen Dämmeffekt wie beim geläufigen Verbundfenster.“ Die neuen Fenster wurden in Anlehnung an den historischen Bestand aus Holz angefertigt. „Dank des Engagements und der Bereitschaft des ehrenamtlichen Trägervereins wurden die Maßnahmen überwiegend in Eigenleistung und hoher handwerklicher Qualität ausgeführt. Mit dem Erhalt der Substanz und des Erscheinungsbildes der historischen Fenster haben die Eigentümer ein bedeutendes Zeugnis der Baugeschichte bewahrt.“

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