Kunstwerke der Kaltglastechnik zeigt das Glasmuseum Lette unter dem Titel “Kalt!” vom 27. August 2022 bis zum 15. Januar 2023.
Berührende Zerbrechlichkeit und messerscharfe Härte, leuchtende Farbigkeit und glänzende Klarheit – Glas bietet fantastische Möglichkeiten, Kunstwerke von großer Aussagekraft mit ästhetischer und technischer Brillanz zu schaffen. Dabei setzen die Kunstschaffenden, die mit Glas arbeiten, nicht allein auf bekannte Arbeitsprozesse wie das Gießen und Blasen des geschmolzenen, also heißen Glases. So kann das Glas, wenn es wieder erkaltet ist, bei Raumtemperatur und ohne weitere Wärmeeinwirkung mittels unterschiedlicher Methoden technisch weiterbearbeitet werden, z.B. durch Schneiden, Schleifen, Polieren, Gravieren, Ätzen, Laminieren, Kleben, Sandstrahlen, Verdrahten und Bemalen. All diese Schritte in der weiteren Gestaltung bzw. Veredelung des ausgekühlten Glases werden unter dem Sammelbegriff „Kaltglastechnik“ zusammengefasst.
Aus diesem sogenannten „kalten Glas“ schaffen Künstlerinnen und Künstler frappierende Werke, die – ausgewählt und nach Gruppen zusammengestellt – im Glasmuseum Lette zu sehen sind. Beigetragen haben dazu Leihgaben von Künstlerinnen und Künstlern sowie Werke aus der eigenen Museumssammlung. Allesamt lenken sie den Fokus auf die facettenreichen und vielfältigen Möglichkeiten der Kaltglastechnik.
Zu den ausgestellten Künstlern zählt z.B. Marta Klonowska, die mit ihren einzigartigen Tierskulpturen und Installationen seit Jahren auf dem internationalen Kunstmarkt großen Respekt genießt. Nach Motiven auf alten Gemälden konstruiert sie naturalistische Tiere und Figuren mittels Metallgerüste, auf denen sie zahllose, exakt zugeschnittene farbige Glasscherben und -stäbe zusammenfügt. Wie durch Magie verwandelt sie das kalte, starre Glas so in weiche, lebendige Körper und setzt Kreaturen in den Mittelpunkt, die auf den ehrwürdigen Bildern sonst nur als Statisten fungieren.
Auch Josepha Gasch-Muche schafft mit speziellen Glasscherben in einer Kaltglastechnik faszinierende, schillernde Wandbilder und dreidimensionale Objekte. Sie bricht hauchdünnes, unregelmäßig geformtes Displayglas, das sie über- und nebeneinander schichtet und unsichtbar verklebt. Wenn Licht auf diese Schichtungen fällt, werden ihre Arbeiten lebendig, geradezu sinnlich. Sie scheinen sich zu bewegen und zu verändern, je nach Einfallswinkel bzw. Stärke des Lichts und Position des Betrachters.
Der Kubaner Carlos Marcoleta ist ein Künstler, der auf vielen Gebieten zu Hause ist – auch im Glas. Virtuos bedient er sich der Kaltglastechnik. Mit Raffinesse und handwerklichem Geschick schichtet er nach Maß geschnittene und satinierte Floatgläser übereinander. In ihrer Summe ergeben sie ein Gebilde, eine Umkehrung aus positiver und negativer Form, das Portrait einer Frau, die sich aus dem Inneren der Scheiben befreien möchte. Je nach Blickwinkel verändert Marcoletas Werk sein Erscheinungsbild, so dass der Betrachter sich schichtweise „Mujer 2“ erobern kann.
Diese und weitere Glasobjekte von Meistern der Kaltglastechnik ergeben ein Zusammenspiel, das in Ausstellungen selten anzutreffen ist und den Besuch des Glasmuseums Lette umso lohnender macht.
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