Monumenta Paderbornensia an fünf Orten

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Büren/Höxter/Paderborn – Mit dem 1669 erschienenen, reich illustrierten Buch „Monumenta Paderbornensia“ setzte der damalige Fürstbischof von Paderborn und Münster, Ferdinand von Fürstenberg, 24 Orten, Landschaften und Ereignissen in seinem Bistum Paderborn ein literarisches Denkmal.

Monumenta

Johann Georg Rudolphi: Die Lippequellen, 1672, Kupferstich (Monumenta Paderbornensia) – Abb. Stadt Paderborn

Sind diese Orte, Landschaften und Ereignisse noch heute von Bedeutung? Eine Ausstellungs-Quintett im Stadtmuseum Paderborn (bis zum 28.8.), im Residenzmuseum Schloss Neuhaus, im Kreismuseum Wewelsburg (bis zum 11.9.) und im Forum Jacob Pins sowie der Minoritenkirche in Höxter (bis zum 28.8.) zeigt den Wandel der in dem Buch vorgestellten Themen über die vergangenen 350 Jahre. Vorträge und Exkursionen zu den vorgestellten Orten ergänzen das Ausstellungsprogramm.

Die Region zwischen Weser und Lippe ist reich an historischen Zeugnissen. Römer und Germanen, Sachsen und Franken hinterließen ihre Spuren und machten die Region zu einer geschichtsträchtigen Landschaft. Ferdinand von Fürstenberg, Fürstbischof von Paderborn und Münster, ging diesen Spuren nach und schrieb 1669 das Buch Monumenta Paderbornensia – Denkmale des Paderborner Landes. Erinnerung sollte so dauerhaft gestiftet und eine „Fackel für die Ewigkeit“ entzündet werden.

Monumenta

Johann Georg Rudolphi: “Der Fluss Weser”, 1672, Kupferstich (Monumenta Paderbornensia) – Abb. Stadt Paderborn

Das Stadtmuseum Paderborn widmet sich sieben Erinnerungsorten, die Ferdinand von Fürstenberg in seiner Monumenta beschrieben hat: der Familie von Fürstenberg, den Quellen von Pader, Ems und Lippe, der Sennelandschaft sowie dem Römerlager Aliso bzw. der Varusschlacht. Dem Paderborner Fürstbischof waren diese geschichtsträchtigen Orte besonders erinnerungswürdig. Ihnen auch? Die Ausstellung gibt Einblick in die Geschichte dieser Orte und fragt nach ihrem Bedeutungswandel bis in die heutige Zeit. Mitmachstationen laden ein, sich aktiv mit den originalen Ausstellungsexponaten auseinander zu setzen.

Jacob Pins

Jacob Pins: “Die Weser” (1999), Öl auf Leinwand – Abb. Jacob Pins Gesellschaft/Kunstverein Höxter e.V.

Erstmals veröffentlicht wurden die Monumenta 1669 bei Johann Hesse in Paderborn, entscheidend für die internationale Wahrnehmung des Buches war aber die zweite Ausgabe: Im Jahr 1672 druckte Daniel Elsevir die Monumenta in Amsterdam – erweitert um 28 Radierungen des Künstlers Johann Georg Rudolphi. Es folgten noch zwei weitere Ausgaben und im Jahr 1844 eine deutsche Übersetzung. Vor allem die bildlichen
Darstellungen der Monumenta wurden vielfach aufgegriffen. So auch die Ansicht von Schloss Neuhaus, die erstmals sehr genau das Schloss der Fürstbischöfe zeigte.

Monumenta

Johann Georg Rudolphi: “Ferdinand von Fürstenberg”, 1672, Kupferstich (Monumenta Paderbornensia) – Abb. Stadt Paderborn

Uwe Poth hat sich mit den Drucken der Monumenta beschäftigt und sie in seine Bildsprache übersetzt. Die Ausstellung im Residenzmuseum Schloss Neuhaus zeigt die Illustrationen der Monumenta und stellt sie den Malereien von Uwe Poth gegenüber. Daraus ergibt sich ein spannungsvolles Miteinander, das neue Sichtweisen auf die Monumenta Paderbornensia eröffnet.

Im Kreismuseum Wewelsburg bei Büren stehen drei Zeitschichten im Mittelpunkt der Darstellung: Wie wurden die ausgewählten regionalen Erinnerungsorte in der Zeit der Entstehung und frühen Verbreitung der Monumenta Paderbornensia im 17. und 18. Jahrhundert wahrgenommen? Welchen Bedeutungswandel erfuhren die Orte und Themen der Monumenta zur Zeit der deutschen Übersetzung im 19. Jahrhundert vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Diskussionen um das Wesen und die Gestalt der deutschen Nation? Und auf welche Weise haben die Nationalsozialisten im 20. Jahrhundert versucht, sich viele der beschriebenen Erinnerungsorte im Rahmen ihrer rassistischen Ideologie buchstäblich anzueignen?

Uwe Poth

Uwe Poth: Ferdinand von Fürstenberg – Abb. Stadt Paderborn

Barock, Romantik und Nationalsozialismus auf der Wewelsburg

Die Ausstellung im Forum Jacob Pins in Höxter greift die Erinnerungsorte Ferdinand von Fürstenbergs an der Weser auf und stellt sie den Erinnerungslandschaften gegenüber, die der 1917 in Höxter geborene und 1936 aufgrund der zunehmenden Judenfeindlichkeit in Deutschland nach Palästina ausgewanderte Jacob Pins schuf. Denn auch in Palästina/Israel vergaß Pins nie die Landschaften seiner Kindheit an der Weser und setzte sich in zahlreichen Zeichnungen, Holzschnitten und Gemälden künstlerisch mit der für ihn verlorenen Heimat auseinander. Zudem widmet sich die Ausstellung der Bedeutung der Weserlandschaften um Höxter als touristische Erinnerungsorte und fragt somit auch nach der Veränderung des Begriffs „Erinnerungslandschaft“. Mittmachstationen laden ein, sich aktiv mit den Erinnerungsorten auseinander zu setzen.

Der Ausstellungsteil in der Marienkirche von Höxter nimmt die in der Monumenta Paderbornensia thematisierten Spuren der Sachsenkriege Karls des Großen als Ausgangspunkt, um den Kulturwandel in der Region unter dem Einfluss der Karolinger zu erkunden.

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