Pflegeberufe haben mit Vorurteilen zu kämpfen

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Gerade in Corona-Zeiten rückten die Pflegeberufe wieder stärker ins Bewusstsein. Wir alle haben sicher mitbekommen, wie die Pflegekräfte für ihre Arbeit zu Beginn der Pandemie beklatscht worden sind. Als systemrelevant eingestuft, mussten sie sich auch in unsicheren Zeiten um pflegebedürftige Menschen kümmern. Relativ schnell wurde in den Medien aber auch darüber berichtet, dass das Pflegepersonal nicht angemessen bezahlt wird und welche Belastungen mit dem Beruf einhergehen. Gerade im Bereich der Pflege ist der Fachkräftemangel ein großes Thema. Doch wie steht es wirklich um den Pflegeberuf? Überwiegen die Vor- oder Nachteile?

Pflegeberufe haben mit Vorurteilen zu kämpfen

In den Krankenhäusern werden viele Pflegekräfte benötigt – Foto Pixabay

In einem der Pflegeberufe durchstarten

Durch den besagten Fachkräftemangel ist es gar nicht so schwer, in dieser Branche Fuß zu fassen. Auch Quereinsteiger werden dringend gesucht. Ist man gar eine ausgebildete Pflegefachfrau oder ein Pflegefachmann, hat man sich für einen sehr (Krisen-)sicheren Job entschieden. Pflegefachkräfte sind stark nachgefragt, sodass es immer viele Optionen für eine neue Anstellung geben wird. Es gibt jedoch viele Vorurteile über den Pflegeberuf, doch stimmen diese?

Pflegeberufe haben mit Vorurteilen zu kämpfen

Die Arbeit mit alten Menschen ist sehr abwechslungsreich – Foto Pixabay

Vorurteil Nr. 1: Nur mit alten Menschen

Am 1. Januar 2020 sind Altenpfleger, Krankenpfleger und Kinderkrankenpfleger zu einem neuen Berufsbild, der Pflegefachkraft zusammengefasst worden. Dies bringt noch mehr Flexibilität in das Arbeitsleben. Denn Pflegekräfte findet man nicht nur in Seniorenresidenzen. Man kann darüber hinaus auch im Krankenhaus, im Hospiz, bei einem ambulanten Pflegedienst oder in privater Anstellung arbeiten. Überall dort, wo Menschen auf fremde Hilfe angewiesen sind, kann man also dieser Arbeit nachgehen. Natürlich benötigen viele ältere Mitmenschen Hilfe, aber auch erkrankte Kinder, Personen mit Behinderungen, Erkrankungen oder durch einen Unfall Gehandicapte sind auf Pflege angewiesen.

Vorurteil Nr. 2: Die Arbeitszeiten sind schlecht

Menschen, die auf die Hilfe anderer Personen zählen müssen, tun dies nicht nur zwischen 9 und 17 Uhr, sondern den gesamten Tag und die gesamte Nacht hindurch – sieben Tage die Woche. Diese Zeiten müssen also durch das Team abgedeckt werden. Für Pflegekräfte, die zu den „normalen Arbeitszeiten“ selbst private Verpflichtungen haben, ist es eine gute Möglichkeit, auf antizyklische Arbeitszeiten auszuweichen zu können. Auch der eigene Biorhythmus kann für eine Nachtschicht sprechen. Einige Unternehmen lassen die Angestellten mittlerweile selbst entscheiden, welche Arbeitszeiten für sie passend sind.

Pflegeberufe haben mit Vorurteilen zu kämpfen

Körperpflege nimmt in der Pflege eine große Rolle ein – Foto Pixabay

Vorurteil Nr. 3: Der Job deprimiert

Auf fremde Hilfe angewiesen ist man meist nach einer Krankheit, einem Unfall oder aufgrund des Alters. Natürlich wird man in der Pflege mit Leid und Tod konfrontiert. Gerade soziale Menschen sind oft sensibel sowie empathisch und bauen eine Verbindung zu den pflegebedürftigen Personen auf.

Es gibt traurige Schicksale, Geschichten und Abschiede, die man sich zu Herzen nimmt. Aber genau darin liegt auch das Potenzial der Pflegeberufe. Man hat die Chance, den Menschen hinter der Pflegebedürftigkeit kennenzulernen. Man kann Hilfe spenden und gute Momente auf der Arbeit erleben. Manche Menschen betreut man über Jahre und baut auch einen engen persönlichen Kontakt auf. Der Beruf wird dadurch nie langweilig und viele tolle und bewegende Erlebnisse erwarten einen.

Vorurteile Nr. 4: Nicht so schlimm, wie viele denken

Gerade in Corona-Zeiten rückten die Pflegeberufe wieder stärker ins Bewusstsein. Wir alle haben sicher mitbekommen, wie die Pflegekräfte für ihre Arbeit zu Beginn der Pandemie beklatscht worden sind. Als systemrelevant eingestuft, mussten sie sich auch in unsicheren Zeiten um pflegebedürftige Menschen kümmern. Relativ schnell wurde in den Medien aber auch darüber berichtet, dass das Pflegepersonal nicht angemessen bezahlt wird und welche Belastungen mit dem Beruf einhergehen. Gerade im Bereich der Pflege ist der Fachkräftemangel ein großes Thema. Doch wie steht es wirklich um die Pflegeberufe? Überwiegen die Vor- oder Nachteile?

Pflegeberufe haben mit Vorurteilen zu kämpfen

Auch Sterbende werden liebevoll begleitet – Foto Pixabay

Vorurteil Nr. 5: Die Körperpflege fremder Menschen steht im Vordergrund

Selbstverständlich gehört auch das Waschen und Betten der Bedürftigen zu den Aufgaben einer Pflegekraft. Darüber hinaus sind aber auch Tätigkeiten wie die Versorgung von Wunden, die Gabe von Lebensmitteln und Medikamenten sowie die Dokumentation wichtige Bausteine des Berufsbildes.

Büroarbeit rückt auch in dieser Branche immer stärker in den Vordergrund. Beispielsweise gehört auch die Qualitätssicherung zu den Aufgaben der Pflegefachkraft. In der Altenpflege unterstützt man den Bedürftigen, versucht aber die Selbstständigkeit der Menschen so lange wie möglich zu erhalten. Die Pflegeberufe somit sehr abwechslungsreich.

Vorteil Nr. 6: Die Arbeit macht krank

Die psychische und physische Belastung durch Trauerbegleitung, Arbeitszeiten und körperlicherer Tätigkeit sind nicht von der Hand zu weisen. Durch den Einsatz von Technik wird versucht, zumindest die körperliche Belastung immer weiter zu verringern. Dazu gehören neben Pflegebetten auch Lagerungs-, Aufsteh- und Umsetzhilfen, Hebelifter und vieles mehr. Mit Sicherheit wird sich dieser Bereich in den kommenden Jahren noch mehr ausbauen lassen.

Die seelische Belastung kann durch die Arbeit in einem guten Team stark reduziert werden. Ein Wechsel der Arbeitsstelle kann bei zu starker seelischer Belastung schon helfen.

Viele Teams haben Rituale eingeführt, die bei der Bewältigung von Trauer hilfreich sein können. Auch Gespräche unter Kollegen über bewegende Fälle lassen die Arbeit in einem positiveren Licht erscheinen.

Vorurteil Nr. 7: Man macht den Rest seines Lebens das Gleiche

Durch die Arbeit mit Menschen bringt jeder Tag neue Aufgaben mit sich. Gerade die seelische Unterstützung der Pflegebedürftigen ist sehr abwechslungsreich. Im Pflegebereich gibt es auch viele Weiterbildungsmöglichkeiten, mit denen man sich fachlich wie auch persönlich weiterentwickeln kann. In der Pflege hat man eine große Verantwortung für das Wohlergehen einer anderen Person. Daher sollte man stets gut qualifiziert sein. Auch die selbstständige Arbeit ist für viele erfüllend.

Vorurteil Nr. 8: Die Bezahlung ist schlecht

Viele Pflegeeinrichtungen zahlen nach Tarifvertrag oder orientieren sich am öffentlichen Dienst. Schon im ersten Lehrjahr kann man mit einem Verdienst von 1.165 Euro brutto rechnen. Damit gehört die Pflegefachkraft zu den bestbezahlten Ausbildungsberufen. Laut Entgeltatlas der Agentur für Arbeit erhalten Pflegefachkräfte ohne genauere Spezialisierung eine durchschnittliche Vergütung von 3.645 Euro monatlich. Man sollte also bei Stellenantritt gut verhandeln oder bei einem tarifgebundenen Arbeitgeber beginnen. Die Frage, ob die Bezahlung angemessen ist, steht auf einem anderen Blatt.

Überwiegen die Nachteile?

Allgemein lässt sich die anfänglich gestellte Frage wahrscheinlich so beantworten: Pflegeberufe sind körperlich wie seelisch sehr herausfordernd. Nicht jeder Mensch ist für diese Arbeit geschaffen und geeignet. Aber wenn man Freude in der Arbeit mit Menschen hat, soziale Arbeit liebt und teamfähig ist, kann der Beruf sehr erfüllend sein.

Auch wenn die Bezahlung nicht angemessen ist, können sich gerade Berufsstarter über ein hohes Einstiegsgehalt freuen. Die Wahl des richtigen Arbeitgebers kann die Sicht auf den Beruf stark beeinflussen, man sollte hier auf eine angemessene Bezahlung, ein gutes Team und erfüllende Aufgaben Wert legen.

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