Neustart auf Schloss Cappenberg

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Selm-Cappenberg – Was lange währt wird endlich gut: Der Volksmund hat Recht – zumindest was das Schloss Cappenberg anbelangt. Aus verschiedenen Gründen haben sich die Umbauarbeiten sowie die notwendigen Sanierungen innen und außen fünf Jahre lang hingezogen – doch im Jahr 2022 steht die Kultur-Ampel nun endlich auf Grün: Gleich zwei Ausstellungen locken ab April Kulturmenschen in das ehemalige Prämonstratenserkloster.

Das Schloss Cappenberg wird endlich wieder zum Ausstellungsort – Foto Oliver Nauditt

Das Schloss Cappenberg gilt zu Recht als bedeutendes Beispiel westfälischer Klosterbaukunst aus der Zeit des Barock. Einer der wichtigsten Bewohner in seiner langen Geschichte war ohne Zweifel der preußische Reformer Freiherr Karl vom und zum Stein. Auf Schloss Cappenberg wurde bisher neben einem Großteil der mittelalterlichen Urkunden des Stiftes insbesondere der schriftliche Nachlass des preußischen Staatsmannes aufbewahrt und anhand ausgewählter Exponate auch der Öffentlichkeit präsentiert.

Nach dem Umbau, der im Herbst 2016 startete, wird das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster die bisherige Ausstellung im Obergeschoss (wie bisher quasi als „Filiale“) ab 2022 neu präsentieren. Die neue Ausstellung soll, so hieß es bei einer Pressekonferenz zur „Wiedereröffnung“, dazu beitragen, das Leben und Wirken des Freiherrn vom Stein einem breiten Publikum auf rund 500 Quadratmetern zeitgemäßer und anschaulicher zu präsentieren. So ist der preußische Politiker selbst Protagonist seiner eigenen der Ausstellung. Zukünftig soll der Freiherr vom Stein persönlich die Museumsbesucher auf einem Audioguide begrüßen, aus seinem Leben und Wirken berichten und „sein“ Schloss zeigen. Das soll, so der Ansatz der Münsteraner „Museumsmacher“, den Zugang zur Ausstellung und damit die Identifikation mit dem Thema erleichtern.

Überdies präsentiert künftig auch der Kreis Unna wieder seine in der ganzen Region beachteten und geschätzten Ausstellungen auf Schloss Cappenberg: Ab dem 8. April ist in der Wechselausstellung im Erdgeschoss „Heinrich Graf Luckner – Ein Künstler auf Schloss Cappenberg“ zu sehen. Die Werke Heinrich Graf Luckners (1891-1970) werden dort erstmals in einer Retrospektive vorgestellt.

Im September 2022 geht es dann um einen ganz „Großen der deutschen Geschichte auf Schloss Cappenberg: Das Westfälische Museum für Kunst und Kultur hat eine besondere Ausstellung in der Vorbereitung – passend zum 900. Geburtstag: Im Jahr 1122 wurde der berühmte Stauferkaiser Friedrich I. „Barbarossa“ (gest. 1190) geboren. Dieses Datum greift das Museum mit einer internationalen Sonderausstellung (Kosten gut 1,2 Millionen Euro) auf – und das Kunstmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster hat dabei als zweiten Ausstellungsort Schloss Cappenberg im Blick, aus gutem Grund, denn der berühmte Cappenberger Kopf und die Taufschale des Kaisers die zentralen Kunstwerke, die direkt mit der Person Barbarossa verknüpft sind. Beide sollen auf dem Schloss Cappenberg zu sehen sein, wie jetzt aus gut informierten Kreisen zu hören war.

Das LWL-Museum widmet sich in einem breiten kulturgeschichtlichen Überblick dem um Machtausgleich bemühten Politiker, tiefgläubigen Christen, streitbaren Ritter und potenten Kunstförderer Barbarossa. Mit den Augen des Kaisers, der 1190 während des dritten Kreuzzugs ertrank, wirft die Ausstellung einen Blick auf das in vieler Hinsicht spannende 12. Jahrhundert. Zahlreiche Städte werden gegründet und gelangen rasch zu wirtschaftlicher und kultureller Blüte, an den neu gegründeten Universitäten diskutieren Gelehrte aus den verschiedensten Ländern über Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften.

Der künstlerische Reichtum dieser Epoche spiegelt sich, wie es beim LWL heißt, auch in anderen Exponaten der Ausstellung wider: in arabischen Elfenbeinskulpturen aus Sizilien, mit Emails geschmückten Reliquiaren aus dem Rheinland und kunstvoll geformten vergoldeten Bronzeskulpturen aus Niedersachsen. Ein hochrangiges Werk aus der eigenen Sammlung des Museums in Münster überdies das Soester Antependium, eine Altartafel, die der Kölner Erzbischof, ein wichtiger Vertrauter Barbarossas, dem Soester Walburgisstift schenkte.

Am 10. Juni 1190 ertrank Friedrich Barbarossa im Fluss Saleph im südlichen Anatolien bei der Stadt Seleukia. Es gib zwei Versionen über die Todesursache, die wahrscheinlichste ist, dass der 70-Jährige im kalten Wasser des Flusses einem Herzschlag erlag. So fand Friedrich I. seine letzte Ruhestätte auch nicht in Deutschland, sondern in der Kirche Johannes des Täufers bei der libanesischen Stadt Tyros – sein Barbarossakopf steht aber bald als „Highlight“ in der Sonderausstellung auf Schloss Cappenberg.                 Peter Kracht

„Heinrich Graf Luckner – Ein Künstler auf Schloss Cappenberg“, ab 8. April 2022, im Museum Schloss Cappenberg, Schlossberg 1b, 59379 Selm, Öffnungszeiten: Di-So 10:00-17:30 Uhr, Tel. 02303/277041, www.kreis-unna.de

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