Bad Sassendorf hat sich neu erfunden: Den Anfang machte die Eröffnung der Westfälischen Salzwelten auf dem Hof Haulle im Februar 2015. Es folgten die Neugestaltung des Kurparks mit dem neuen Gradierwerk und die Erweiterung der Börde Therme. Dort wartet ein besonderes „Schwebebecken“ auf den Saunagast.
Die Ansprüche der heutigen Besucher sind andere als die der Kurgäste der 1970er- und 1980er-Jahre. Aus dieser Erkenntnis heraus schmiedete die Gemeinde den Plan, Bad Sassendorf fit zu machen für die Zukunft. Bad Sassendorf hat sich neu erfunden: Die Gastronomie und Hotellerie zogen mit und auch die Kliniken leisteten ihren Beitrag zu dieser Herkulesaufgabe. Etwa 20 Millionen Euro flossen in die Kurparkgestaltung, das Gradierwerk, das zu Recht das Attribut einzigartig für sich in Anspruch nehmen darf, sowie die Neugestaltung und Erweiterung der Therme.
Das Gradierwerk ist der Hingucker im Kurpark: Der größere Teil des neuen „Salzluft-Spenders“ ist für Besucherinnen und Besucher zugänglich, ein kleinerer Teil ist dem Saunabereich vorbehalten. Das 73 Meter lange und 10 Meter hohe Gradierwerk ist mit Reisig (Schwarzdorn) bestückt und sorgt dafür, dass der Salzgehalt im Wasser erhöht wird. Außerdem lagern sich Verunreinigungen der Sole an den Dornen ab; dadurch steigt die Qualität des erzeugten Salzes. Schwarzdorn kommt heute überwiegend aus Polen, er wächst aber auch in der Soester Börde. „Die Bänke am Gradierwerk sind immer gut besetzt“, sagt Alfons Meck – bringt die salzhaltige Luft doch vielen Gästen Linderung ihrer Atemleiden. Bad Sassendorf hat sich neu erfunden.
Das Außengelände der Börde Therme wurde um fast 6.000 Quadratmeter erweitert und bietet nun eine Saunalandschaft, die ihresgleichen sucht: Hier gibt es nicht nur mehrere unterschiedliche Saunen, sondern auch etliche Ruhezonen, ja sogar ein edel und gediegen ausgestattetes eigenes Ruhehaus sowie selbstredend auch ein Bistro. Der Sauna-Gast kann sich zum Beispiel in der Panoramasauna (70 Grad) erholen, die Gradierwerksauna (80 Grad) und die Siedehütte (Aufgusssauna 90 Grad) genießen, kann das milde Caldarium nutzen oder im Sanarium bei sanfter Musik entspannen. Es gibt auch noch den Bördenebel (42-45 Grad) und nicht zu vergessen die Kristallsauna (über 90 Grad). Im Saunagarten kann man bei gutem Wetter die Seele baumeln lassen. Auch im Gradierwerk wartet noch so manche schöne Sitz- und Liegemöglichkeit.
Im Saunabereich gibt es ein auf den ersten Blick normales Becken, das sich bei genauerer Betrachtung jedoch als Besonderheit entpuppt – ein wahres Alleinstellungsmerkmal: das Schwebebecken. Das neue Becken soll mitten in Westfalen den Saunabesuchern das Gefühl vermitteln, im Toten Meer zu sein, das heißt ins Wasser einzutauchen ohne unterzugehen. Das Tote Meer hat einen Salzgehalt von etwa 28 Prozent. Um im Wasser „schweben“ zu können, braucht es mindestens 15 Prozent Salzanteil.
„Erfinder“ des Schwebebeckens ist Alfons Meck, bis 2015 Leiter des technischen Bereichs der Börde Therme. In jenem Jahr ging er in Rente, ist aber immer noch mit Projekten befasst. Um das Ziel zu erreichen, hat er einen technischen Plan entwickelt, den Salzgehalt der Sassendorfer Sole zu verdoppeln – der Plan liegt bereits in München vor, um beim Deutschen Patentamt als Patent anerkannt zu werden. Dabei soll Wasser aus der Bohrung 14 auf der „Hepper Höhe“ Verwendung finden.
Die Geschichte der Bohrung 14 verdient besondere Erwähnung: Noch im letzten Jahrhundert war eine Bohrung niedergebracht worden, die nach einigen Jahrzehnten Betrieb zunächst Süßwasser, dann aber Salzwasser lieferte. Ein Geologe stellte fest, dass ein Sperrrohr einen Defekt hatte. Bei der Erstellung der Bohrung ist vermutlich der Bohrmeißel abgerissen und konnte nicht geborgen werden. Deshalb wurde nicht tiefer als 400 Meter gebohrt, obwohl alle Parameter auf bessere Solequalitäten hinwiesen.
Nach Ansicht des Geologen sollte es 350 Meter in die Erde gehen. Wenn bis dahin kein Salzwasser erbohrt wäre, könnte man die Bohrung vergessen, soll er seinerzeit dem amtierenden Kurdirektor Rudolf Hilger gesagt haben, erinnert sich Alfons Meck. Der Kurdirektor soll daraufhin das geflügelte Wort „Ich mache die Augen zu und das Portemonnaie auf“ getätigt haben. Bei 414 Metern kam die Erlösung: Die Bohrung 14 erfreut seither die Sassendorfer mit 23 Grad warmer Thermal-Sole, die einen Salzanteil von 7,8 Prozent hat.
Alfons Meck hat eine besondere Form der Wasseraufbereitung erfunden, um das „Tote-Meer-Gefühl“ nach Westfalen zu holen. Dem Wasser für das Schwebebecken soll – vereinfacht gesagt – in einem ersten Arbeitsgang das enthaltene Eisen entzogen werden. Danach wird das in einem großen Vorratstank gesammelte Wasser noch einmal über das Gradierwerk geleitet – und der Salzgehalt steigt. Weitere Arbeitsgänge sollen dafür sorgen, dass ein Salzgehalt von 15 Prozent erreicht wird. „Wir sind dem Ziel sehr nahe“, sagt Alfons Meck, „und wir sind guter Dinge, dass es bald klappt.“ Natürlich haben er und seine Kolleginnen und Kollegen schon den „Zeitungslese-Test“ im Schwebebecken unternommen. Ergebnis: Es klappt …
Peter Kracht
Börde Therme Bad Sassendorf
Gartenstr. 26, 59505 Bad Sassendorf
Tel. 02921/321410
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