Norbert Tadeusz Gemälde in Münster

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Norbert Tadeusz: Seine Arbeiten sind drastisch, bunt und riesengroß. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster  zeigt in seiner ersten Ausstellung seit Ausbruch der Corona-Pandemie Arbeiten von Norbert Tadeusz. Präsentiert werden 66 Werke des Düsseldorfer Künstlers, der in den 1970er und 1980er Jahren als Professor an der Kunstakademie Münster unterrichtete.

Norbert Tadeusz, Drei , 2005, Estate Norbert Tadeusz / Petra Lemmerz. © VG Bild Kunst , Bonn 2020. Foto: Christoph Münstermann, Düsseldorf

„In diesen Zeiten eine Ausstellung eröffnen zu können, freut mich sehr, und ist ein wichtiges Zeichen an alle Besucherinnen und Besucher: Denn Kultur ist so viel mehr als einfach nur ‘nice to have’ – Kultur macht den Menschen aus. Umso erfreulicher ist, dass das kulturelle Leben weitergeht“, erklärte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger vor wenigen Tagen bei der Eröffnung der Ausstellung. Möglich war das nur, weil die Schau in Kooperation mit dem Kunstpalast Düsseldorf entstanden ist und dort schon Ende des vergangenen Jahres zu sehen war.

Die Ausstellung rücke einen Maler erneut ins Blickfeld der Öffentlichkeit, dessen ebenso virtuose wie provokante Bilder nichts von ihrer Brisanz eingebüßt haben. Norbert Tadeusz’ enge Beziehung zu Düsseldorf und dem dortigen Kunstmuseum, das 1970 erstmals eine Einzelausstellung von ihm zeigte, ist bekannt. Weniger im Blick ist seine Verbindung zu Münster, auf die diese Werkschau aufmerksam macht.

Norbert Tadeusz, Carcasse, Florenz, Pistoia, 1983, Estate Norbert Tadeusz / Petra Lemmerz. © VG Bild Kunst, Bonn 2020. Foto: Christoph Münstermann, Düsseldorf

Zwischen 1973 und 1988 hatte Norbert Tadeusz einen Lehrauftrag zunächst als Dozent, später als Professor an der Kunstakademie in Münster – damals noch Institut für Kunsterziehung Münster, eine Zweigstelle der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf – und übte einen großen Einfluss auf die Kunstszene aus.

„Norbert Tadeusz präsentiert Gegenstände aus ungewöhnlichen Blickwinkeln, die Figuren sind oft in extremen Haltungen dargestellt. Die intensiven Farben und die sehr großen Formate entwickeln zusammen mit den Motiven eine enorme Wucht“, beschreibt Dr. Hermann Arnhold, Direktor des LWL-Museums für Kunst und Kultur, die Gemälde von Norbert Tadeusz.

„Der Künstler war fasziniert vom Motiv der Frau – als Muttergottheit und Verkörperung der Natur ebenso wie als Projektionsfläche seiner Ängste, Sehnsüchte und Begierden.“ Der Künstler betonte immer wieder, dass all die seltsamen Blickpunkte und Verzerrungen in seinen Bildern allein den Anforderungen der Bildkomposition geschuldet seien. Es gehe ihm dabei nur darum zu malen, was er gesehen habe, und daraus gültige Bilder zu schaffen.

Norbert Tadeusz, Cavalli 3, 1995, Privatbesitz. © VG Bild Kunst, Bonn 2020.
Foto: LWL / Hanna Neander

Verschiedene Themengruppen zeigen dabei die gesamte Bandbreite seines Schaffens in Gemälden, Arbeiten auf Papier und Skulpturen: Venus, sakrale Räume, Fleisch und Leiber, Tadeusz-Bilder, Akte, Swimmingpool, Interieurs und schließlich die Palio-Bilder, die Darstellungen der traditionellen Pferderennen in Siena. In Münster sind zusätzlich noch seine Swimmingpool-Bilder zu sehen. „Wir präsentieren sie im einzigen Tageslichtraum der Sonderausstellung und bringen diese Werkgruppe in ihrer ganzen Frische und Farbigkeit zum Leuchten“, erklärt die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Tanja Pirsig-Marshall.

Eine Ausstellung über Norbert Tadeusz in Münster zu zeigen, füge sich in das Konzept des LWL-Museums für Kunst und Kultur ein, das neben einem Schwerpunkt auf angelsächsischen und kulturhistorischen Themen sein Augenmerk auch immer wieder auf die westfälischen Künstler lege.

Nach den Ausstellungen „Das nackte Leben. Bacon, Freud, Hockney und andere. Malerei in London 1950-1980“ (2014/15) und „Henry Moore. Impuls für Europa“ (2016/17) sowie „Otto Piene. Licht“ (2015) und „Wilhelm Morgner und die Moderne“ (2015/16) stehe jetzt mit Norbert Tadeusz ein Maler im Mittelpunkt, der sich auf die gegenständliche Malerei konzentriert und seine eigene Bildsprache gefunden habe, so Pirsig-Marshall.

Als Schüler von Joseph Beuys und enger Freund von Blinky Palermo nahm er mit seinem gegenständlichem, sehr körperlichen Malstil schnell eine Sonderstellung in der Kunstszene ein, war es doch damals angesagt, konzeptuell, minimalistisch oder abstrakt zu arbeiten.

Bereits 1975 waren aufgrund seiner Lehrtätigkeit an der Kunstakademie Werke von Tadeusz im Landesmuseum in Münster zu sehen. In einer Gruppenschau präsentierte das Museum das Ergebnis der Arbeit des 1971 gegründeten Instituts in seinen unterschiedlichen Tendenzen. Neben Tadeusz’ Arbeiten wurden damals Werke von Ludmilla von Arseniew, Hans Paul Isenrath, Gunther Keusen, Hermann Josef Kuhna, Udo Scheel, Timm Ulrichs und Jochen Zellmann gezeigt – Künstler und Künstlerinnen, die vielfach auch in der Sammlung des LWL-Museums für Kunst und Kultur und der Sammlung der Westfälischen Provinzial Versicherung vertreten sind.

LWL-Museum für Kunst und Kultur, Domplatz, 48143 Münster

www.lwl.org 

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