Es ist wieder soweit: Die Studierenden der Kunstakademie Münster laden ein zu ihrer großen Jahresausstellung, dem „Rundgang“, und bieten den Besuchern einen tiefen Einblick in ihre künstlerische Arbeit.
Die 13 Künstlerklassen zeigen in ihren Ateliers ausgewählte Einzelarbeiten oder konzeptuelle Gruppenwerke. Auf den weiteren Ausstellungsflächen werden außerdem knapp 130 ausgewählte Kunstwerke in der Kunstakademie präsentiert. Bewerben konnten sich alle Studierenden in einem aufwendigen, digitalen Verfahren.
Kunstakademie: Große Lernerfahrung und Verantwortung
Für deren Auswahl und Kuration zeichnet ein sechsköpfiges studentisches Team verantwortlich (Berfin Arslan, Pauline Diercks, Leona Egelkamp, Lim Kim, Nick Kugelmann und Daniel Schwinge) das sich zudem um alle organisatorischen Fragen kümmert. Eine große Aufgabe, aber ganz im Sinne eines praxisorientierten Studiums:

Die Klasse Chirulescu zeigte 2024 in ihrem Raum ausgewählte Arbeiten beim Rundgang – Foto Kunstakademie
„Es ist für uns alle eine große Lernerfahrung vor allem darin, Verantwortung wahrzunehmen“, sagt Nick Kugelmann. Die Idee ist nicht neu, schon in den letzten Jahren haben studentische Gruppen, im Hintergrund begleitet von zwei Professorinnen oder Professoren diese Aufgabe übernommen. Dennoch gibt es Unterschiede in der Herangehensweise, die Einfluss auf die fertige Ausstellung haben. Das weiß auch Kugelmann, der bereits zum zweiten Mal dabei ist: „In den letzten Jahren gab es öfter einen demokratischen Ansatz bei der Kuratierung. Das heißt, es wurden so viele Bewerbungen wie möglich in die Ausstellung aufgenommen. Das hat vielleicht zu einer gewissen Überfrachtung geführt.“ Als Kritik an vorherigen kuratorischen Teams wollen die jetzigen Kuratoren die Einschätzung aber nicht verstanden wissen: „Es gehört zum Rundgang als Ausstellungsexperiment dazu, dass immer wieder Neues probiert wird. Das ist eine Form demokratischen Lernens“, sagt Berfin Arslan.
Schwierige Entscheidungen mit klarem Ziel
In diesem Sinne hat sich das diesjährige Team für eine etwas strengere Auswahl entschieden, was auch bedeutet, die Qualität der Bewerbungen zu bewerten. Dass Studierende über Werke von Mitstudierenden befinden – die begleitenden Professorinnen Keren Cytter und Julia Schmidt hielten sich bewusst zurück – ist aber nicht unheikel, erklärt Arslan: „Wir haben viel über die Verantwortung diskutiert, die aus dieser Macht erwächst und manchmal auch unangenehme Entscheidungen erfordert und unsere Entscheidungsprozesse deshalb immer wieder reflektiert.“ „Wir mussten uns in gewisser Weise auch selbst Mut machen, und uns sagen, dass wir – als Studierende höherer Semester – auch die nötige Erfahrung für diese Aufgabe haben“, ergänzt Kugelmann. Dass neben der künstlerischen Qualität auch noch Aspekte wie Platzbedarf, Brandschutz und andere technische Fragen berücksichtigt werden mussten, machte die Auswahl nicht einfacher.
Selbstbewusst und entschieden ging das Team auch die Aufgabe der Platzierung der Werke an. Während die Künstler in früheren Jahren schon mal „Wunschplätze“ angeben konnten und auch bekamen, konnte in diesem Jahr nur für ortsspezifische Arbeiten auch ein konkreter Platz gewünscht werden. Darüber hinaus entschied allein das kuratorische Team über die Setzung, wobei Einsprüche aus dringendem Grund möglich waren und diskutiert wurden.
„Wir haben uns für diesen Ansatz entschieden, weil wir den Arbeiten, die wir ausgewählt haben, auch den jeweils nötigen Wahrnehmungsraum geben wollen, die sie unserer Meinung nach brauchen. Wir hoffen, dass dies auch bei den Besuchern zu einem konzentrierteren Erleben führt“, erläutert Kugelmann. Arslan ergänzt: „Außerdem haben wir versucht Nachbarschaften zu bilden: Wie können Arbeiten miteinander funktionieren? Welche treten über ihre eigene Aussage hinaus mit anderen in einen Dialog oder eine Diskussion? Inwieweit und auf welche Weise agieren Inhalte und Formen verschiedener Arbeiten miteinander?“
Kunstakademie: Kurzfilmnacht im Cinema und „Soli-Flohmarkt“
Eine Besonderheit in diesem Jahr ist außerdem eine Kooperation des „Studios für digitale Künste“ unter Leitung von Jan Enste und dem münsterschen Programmkino „Cinema & Kurbelkiste“. In einem Seminar unter dem Titel „Kino machen: Kino schauen“ beschäftigten sich Enste und seine Studierenden mit der Frage, wie ein Kino- oder Festivalprogramm kuratiert wird. Als ein Ergebnis gibt es am Donnerstag, den 30. Januar ab 22:30 Uhr eine Kurzfilmnacht im Cinema mit dem Titel „Outside R’s – Filme von Studierenden der Kunstakademie Münster“.
Darüber hinaus findet auch der mittlerweile zu einer kleinen Tradition gewordene „Soli-Flohmarkt“ der Studierenden in der Kunstakademie statt, dessen Erlös einem guten Zweck gespendet wird.
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