Museumsturm von Schülern gestaltet – Schloss Brake

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Lemgo – Wohin die vielen Stufen wohl führen? Neugierig machen erkunden die Achtklässler vom Gymnasium Barntrup den Museumsturm auf Schloss Brake. Der 26 Meter hohe Turm steckt voller Geschichte und Geschichten – und ist somit genau der richtige „Kandidat“ für das Projekt „Europa in Westfalen – Spurensuche im Denkmalbestand“ des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) zum Europäischen Kulturerbejahr. Hierbei geht es in erster Linie um grenzüberschreitende Bezüge der Baudenkmale.

Museumsturm

Werfen einen Blick in die Sterne (v.l.): Ashley-Michelle Enns, Cara-Anouk Pfeiffer, Michael Fott, Marvin Markau, Marius Werner und Lasse Küssner – Fotos Weserrenaissance-Museum Schloss Brake

„Im Turm wimmelt es nur so vor europäischen Verbindungen“, schwärmt die Museumspädagogin Dr. Susanne Hilker. Angestoßen von der LWL-Denkmalpflege, geht es bei diesem bemerkenswerten außerschulischen Lernort um eine Kooperation zwischen dem Weserrenaissance-Museum Schloss Brake und dem Gymnasium Barntrup.  Was gibt es für die Besucher zu sehen, zu fühlen, zu riechen oder auch zu hören? Wie kann man die Weltoffenheit der adeligen Bewohner von Schloss Brake zeigen? Kurzum: Die Barntruper Schülerinnen und Schüler haben die einmalige Gelegenheit, in einem denkmalgeschützten Raum vom Museumsturm die grenzüberschreitenden Einflüsse und Geschichten zu zeigen. Alles soll so eingerichtet werden, dass auch nachfolgende Schülergenerationen diese besondere Bedeutung von Schloss Brake erleben können.

Museumsturm

Foto am Globus (v.l.): Lasse Küssner, Connor Sutmar, Cara-Anouk Pfeiffer, Ashley-Michelle Enns begeben sich auf Spurensuche

Doch um griffige Ideen entwickeln zu können, brauchen die Jugendlichen erst einmal jede Menge Informationen. Die Museumspädagogin Dr. Susanne Hilker gibt ihnen beim ersten Besuch im Weserrenaissance-Museum Hilfestellungen und verrät die geschichtlichen Hintergründe. Vor rund 400 Jahren residierte Graf Simon VI. zur Lippe im Schloss Brake. Er spielte schon um 1600 eine wichtige Rolle in der europäischen Politik. Warum? Er war nicht nur Hauptmann des Niederrheinisch-westfälischen Reichskreises, sondern auch Reichshofrat, kaiserlicher Kammerherr sowie Diplomat und Kunstagent Kaiser Rudolfs II.

Auf Schloss Brake eiferte der sprachgewandte Graf Simon den künstlerischen und wissenschaftlichen Vorbildern nach, die er an den Höfen von Prag, Brüssel, Den Haag, Königsberg, Stuttgart, Wolfenbüttel und Kassel erlebt hatte. Graf Simon liebte Bücher und trug eine umfangreiche Bibliothek zu allen relevanten Wissensgebieten im heutigen Museumsturm zusammen.

Sein besonderes Interesse galt der Astronomie. Vom obersten Turmgeschoss aus beobachtete er stundenlang mit seinen gerade erst erfundenen Fernrohren die Sterne. Er pflegte enge Kontakte zu dem Schweizer Uhrmacher, Mathematiker und Astronomen Jost Bürgi. Dieser weilte gleich mehrfach in Brake, um sich um die Einrichtung einer Turmuhr zu kümmern.

Simon stand außerdem im Kontakt zum wichtigsten Astronomen der Zeit um 1600, dem Dänen Tycho Brahe, der 1599 an den Prager Kaiserhof berufen wurde. Unter den zahlreichen astronomischen Werken in Graf Simons Bibliothek, die von namhaften Autoren aus ganz Europa stammen, befindet sich auch ein Buch von Brahe mit einer persönlichen Widmung an den lippischen Grafen.

Nach dem kurzweiligen Rundgang durch die Dauerausstellung im Museumsturm sprudeln schon die ersten Ideen aus den Schülerköpfen. „Wir könnten einen Sternenhimmel unter der Decke installieren“, schlägt ein Jugendlicher vor. Eine Mitschülerin denkt darüber nach, die verschiedenen Sternenbilder nachzuzeichnen. Und: „Was heißt eigentlichen Sternenkunde auf dänisch?“ Ein Fernrohr solle es auf jeden Fall auch geben, da ist sich die Klasse einig.

In den kommenden Wochen werden die Jugendlichen im Unterricht diese und weitere Ideen ausarbeiten. Bei der Umsetzung helfen abgesehen von der Museumspädagogin dann auch der Museumstechniker und Restaurator weiter. Ein spannendes Projekt – vor allem, weil das Weserrenaissance-Museum für das LWL-Projekt „Europa in Westfalen“ ausgewählt wurde.

Ziel ist es, auch in Lemgo deutlich zu machen, dass das baukulturelle Erbe unmittelbar mit grenzüberschreitendem Austausch verbunden ist. „Ich freue mich, dass wir mit dem Projekt in Lemgo einen Beitrag dazu leisten können, diesen kulturhistorischen und ganz aktuellen gesellschaftlichen Aspekt vor Ort zu vermitteln“, sagt Dr. Oliver Karnau von der LWL-Denkmalpflege.

Am 7. November 2018 präsentieren die Schülerinnen und Schüler beim öffentlichen Abschluss des LWL-Projektes zum ECHY-Jahr 2018 im Kloster Bentlage in Rheine die Ergebnisse einem Fachpublikum. Im Weserrenaissance-Museum selbst wird der neugestaltete Ausstellungsraum am Mittwoch, 21. November, der Öffentlichkeit vorgestellt. Man darf also gespannt sein.

www.museum-schloss-brake.de

 

 

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