Osnabrück: Festival für Lichtkunst

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Osnabrück – Vier Nächte lang – vom 20. bis 23. Oktober – wird der Botanische Garten Osnabrücks in ein künstlerisches Lichtkunstlabor verwandelt. „Shining gap“ ist der Titel des ersten Festivals für Lichtkunst, das der 28-jährige Masterstudent Tim Roßberg in Osnabrück initiiert, kuratiert und organisiert hat. Das ungewöhnliche Areal auf dem Westerberg wird erstmals in seiner 32-jährigen Geschichte zu einem magischen Lichtszenario aus Sichtbarmachungen, Verhüllungen und Verwandlungen.

Simon Weckert, Rope Screen, 2013, Foto: Simon Weckert

Simon Weckert, Rope Screen, 2013, Foto: Simon Weckert

Zehn international arbeitende Künstlerinnen und Künstler konnte Tim Roßberg für sein Konzept gewinnen: Nikola Dicke, Irina und Marina Fabrizius, Victoria Gentsch, Constantin Hartenstein, Sigrid Sandmann, Lisa Weber und Markus Walenzyk, Clemens Behr, Andreas Gehlen, Simon Weckert und Oleg Yushko. Zwei Jahre lang hat er an dem Konzept gearbeitet, das nun zur Grundlage seiner Masterarbeit  wird, die von Prof. Dr. Barbara Kaesbohrer am Fachbereich Kunst der Universität Osnabrück betreut wird.

Einladung zur nächtlichen Zwiesprache zwischen Licht und Natur
Sehr persönlich beschreibt Tim  Roßberg das Besondere der Lichtkunst, das in Form von Lichtkorridoren und magischen Lichtzeichen, dimensionsverändernden Installationen und Lichtarchitekturen möglichst viele Besucher in die Albrechtstraße locken soll: „Lichtkunst kann man eigentlich überall dort begegnen, wo es dunkel genug ist. Licht macht sichtbar.

Lichtregie kann aber auch unsichtbar machen, Dinge zum Verschwinden bringen“, erklärt Tim Roßberg. „Das Faszinierende der Lichtkunst im Naturraum aber ist für mich, dass das „Licht“ als etwas Nichtphysisch-Ungreifbares in dieser wildwachsenden Kulturlandschaft zu einer ganz besonderen nächtlichen Zwiesprache einlädt.“, berichtet der 28-jährige Festivalleiter, der in seinem Selbstverständnis immer wieder hinter seine KünstlerInnen zurücktritt und sich selbst eher als „Assistent“ beschreibt: „Ich finde es sehr spannend, wie sich das anfängliches Konzept durch ‚meine‘ KünstlerInnen von den ursprünglichen Vorstellungen langsam ablöst hat und mir nun in verwandelter Form – mit diesen großartigen und für den Ort entwickelten Kunstprojekten – entgegentritt.“, beschreibt Tim Roßberg die Erfahrung der

Die besondere Magie des Lichts
Auf was freut sich der junge Festivalleiter während des dreitägigen Festivals am meisten? „Lichtkunst besitzt durch ihre Temporalität eine ganz eigene Magie. Zum Beispiel wenn der Projektor erstmalig eine Fassade anstrahlt, eine Leuchtstoffröhre aufleuchtet oder Gegenteiliges geschieht und ein Ort aufgrund von Dunkelheit plötzlich unsichtbar wird, das erzeugt ein spontanes Bauchgefühl und eine einzigartige sinnliche Erfahrung. Wir freuen uns auf eine Reihe spannender, zeitgenössischer Kunstwerke, die in der Begegnung mit dem Ort eine einzigartige Atmosphäre schaffen“, sagt Tim Roßberg.

Mit besonderer Vorfreude sieht er dem begehbaren Lichtkorridor von Andreas Gehlen aus Köln sowie der großformatigen Videoprojektion der Hamburgerin Sigrid Sandmann entgegen. Ihre projizierten Textcollagen sollen die bizarren Felsformationen des Gartens als Leinwand nutzen und die Besucher zum Innehalten anregen. Beide kommentieren das Festivalmotto „Exploring new spaces“  auf ihre Weise. Nicht weniger spannend, ist die mehrteilige Arbeit der Osnabrücker Künstlerin Nikola Dicke, die den Teich des Gartens durch sich bewegende Diaprojektionen dynamisch bespielt. Oder die In-situ-Arbeit des in Berlin lebenden Künstlers Clemens Behr, die wie ein virtuos-chaotischer Mikado-Haufen aus Baumarktmaterialien wirkt, der durch Komposition, Farbgestaltung sowie den Materialmix eine ganz eigene Aura erzeugt.

Eine vorsichtige Kommunikation, die dann leider doch scheitert, wagt Oleg Yushko mit seiner  Lichtinstallation „W-O-W“, die den Besucher mit einem Morse-Code aus aufblinkenden Lichtstoffröhren empfängt. Einen audiovisuellen Beitrag hat die ehemalige Osnabrücker Kunst-Studentin Victoria Gentsch mit ihrer Installation „Im Fluss“ geschaffen. Sie bespielt eine gewölbte Panoramaleinwand mit kaleidoskopischen Videoaufnahmen. Ästhetisch reizvoll visualisiert sie den Moment des menschlichen Lidschlags. Die rasanten Bilder erinnern an den Blick durch ein Mikroskop und erforschen höchst detailliert Naturraum und Stadtlandschaft. Die Arbeit von Nikola Dicke setzt sich aus mehreren Diaprojektionen zusammen und macht den Bereich um den Teich des Botanischen Gartens zur Theaterbühne für ihre figürlichen Handzeichen. Auf Drehmotoren befestigt, strahlen die beweglichen Projektionen kurzweilig Bäume, Sträucher und das Regenwaldhaus an, wodurch überraschende Verschiebungen der Größenverhältnisse entstehen.

Das Vermittlungsprogramm
Tim Roßberg ist nicht nur künstlerischer Festivalleiter, er ist auch ein Lichtkunst-Vermittler: „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass gerade junge Menschen durch neue Vermittlungsidee Interesse an zeitgenössischer Kunst finden. Deshalb haben wir zusammen mit unserem  Projektpartner, dem Graf-Stauffenberg-Gymnasium Osnabrück, rund 60 SchülerInnen geschult, die wiederum 200 MitschülerInnen – als  die „Jungen Lichtexperten“ – durch die nächtlichen Installationen führen werden.

In einer zusätzlichen Fachtagung (Freitag, 21. Oktober 15-18 Uhr) wird das Festivalthema “Exploring new spaces“ von Fachleuten aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Unter den geladenen Gästen sind die Kunsthallendirektorin Dr. Julia Draganović, Prof. Dr. Barbara Kaesbohrer sowie Nils-Arne Kässens, der künftige Leiter des Kulturhistorischen Museums und des Felix-Nussbaum-Hauses.

Zur Fachtagung kann jeder (ohne Anmeldung) kommen. Es wird kein Eintritt erhoben.

Eintritt: 6 Euro /ermäßigt 4 Euro / geführte Ausstellungsrundgänge durch erfahrene Kunstvermittler 40 Euro
20. Oktober  – 23. Oktober 2016 jeweils täglich 18 – 23.30 Uhr

Botanischer Garten Osnabrück / Albrechtstraße 29 /49076 Osnabrück

www.shininggap-festival.de

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