Münster – Sie tanzen das, was sie fühlen – er übersetzt sein Erleben mit Pinsel und Acrylfarbe auf die Leinwand: Spontan und doch strukturiert, intuitiv und voller gegenseitiger Überraschungen. Bei der Improvisation treffen kreative Energien aufeinander, befeuern neue Ideen, neue Gedanken und neue Aktionen. Tänzer und Maler kommunizieren miteinander, interagieren mit ihren eigenen Ausdrucksweisen. So wird in einem spannenden Akt etwas Neues geboren. “Denn der Mensch bleibt lebendig solange er neugierig ist”, weiß der Künstler Helmut Luckmann.
Der Münsteraner Künstler lädt am 31. Juli um 12 Uhr zu einer Cross-Over-Performance in den Münsteraner Schlossgarten. Beteiligt sind an diesem ungewöhnlichen Schöpfungsakt die beiden Tänzer Alice Cerrato und Antonio Rusciano, zwei ehemalige Mitglieder der Ballett-Compagnie des Choreographen Daniel Goldin.
Die Performance trägt den rätselhaften Titel: Three. Darin verstecken sich das englische Wort für Baum und die englische Übersetzung für Drei. Tatsächlich findet die Performance hinter dem Münsteraner Schloss unter imposanten Bäumen statt, die ihre Äste wie zu einer Kathedrale geformt haben. Die Ausgangslage: zwei Tänzer und ein Maler treffen aufeinander, daraus entsteht die magische Drei: Drei Künstler, drei Ausdrucksweisen, drei Betrachtungen, drei Aspekte, drei Qualitäten und drei Energien.
Die Betrachter sind eingeladen, den Prozess durch Nachspüren mitzuerleben. Das Ergebnis ist offen. So wird Kunst zu einem Experiment, bei dem man sich auch als Zuschauer selber entdecken kann. Tänzer und Maler befinden sich in einem kreativen Spanngsfeld, in dem etwas Neues entsteht. Sie interagieren und kommunizieren, ohne miteinander zu sprechen.
“Auf der großen Leinwand, die zwischen mächtigen Bäumen gespannt ist, entsteht in einem nur zum Teil geplanten Live-Malakt nach und nach eine Dokumentation der künstlerischen Kommunikation”, erklärt Helmut Luckmann sein künstlerisches Konzept. “Malen ist für mich forschendes Tun”, sagt der Künstler. Dabei bilden bei der Performance Rhythmus und Bewegung in Zeit und Raum auch das Bild von der Welt nach. Inspiration, Spontaneität und Dynamik sind der Motor des künstlerischen Prozesses.
„Tanz ist für mich das Schlüsselwort“, bestätigt der Künstler, „denn freier Ausdruck und Körpersprache gehören für mich zusammen. Ich liebe und lebe Bewegung.“ Das gilt auch für seine Arbeiten. Mehrere Jahre hat Helmut Luckmann als Mitglied im Leitungsteam des Kreativ-Hauses in Münster neben Workshops in Siebdruck, Fotografie, Aquarell, kreatives Buchgestalten auch Tanz-Kurse gegeben. Gerne arbeitet Luckmann mit Tänzerinnen und Tänzern zusammen.
Helmut Luckmann wurde 1938 in Hannover geboren. Er studierte Graphik-Design an der Fachhochschule für Design in Münster. Nach dem erfolgreichen Abschluß hat er mehrere Jahre als freischaffender Graphik-Designer gearbeitet. Ein Zweitstudium an der Pädagogischen Hochschule Münster hat er mit dem Diplom abgeschlossen. Schwerpunkte seiner pädagogischen Ausbildung: Kunstunterricht und Visuelle Kommunikation. Als Diplom-Pädagoge war er Mitbegründer des Kreativ-Hauses Münster, einer Erwachsenenbildungsstätte mit musischem Schwerpunkt. Dort war er auch im Leistungsteam engagiert und hat selber Kurse und Workshops angeleitet. Seit 1990 arbeitet Helmut Luckmann abstrakt und frei, vor allem mit Acrylfarben. Seine teilweise großformatigen Arbeiten wurden bereits in Ausstellungen in Deutschland, Portugal und der Schweiz gezeigt.
Luckmann ist nur wenige Meter von der Performance auch in einer Ausstellung vertreten, die den schlichten Titel “Kunst” trägt. Vom 31. Juli bis zum 14. August stellt Helmut Luckmann zusammen mit dem befreundeten Maler Manfred Hesse und dem Bildhauer Rainer Schwabe in der Orangerie des Botanischen Gartens aus. Die Vernissage findet um 11 Uhr – also eine Stunde vor der Performance im Schlosgarten statt.
“Wahrnehmungen hängen zusammen mit den Phänomenen. Also mit dem, was wir in unserer Umwelt sehen, was wir in uns ‘aufnehmen’ und bewerten. Letztlich ist dies ein Prozess des naturwissenschaftlichen Arbeitens – nämlich die Welt wahrnehmen und zu versuchen, sie zu verstehen”, erklärt Luckmann den Ansatz zu der Gruppenausstellung in der Orangerie. “Denn als Maler bin ich der Akteur. Ähnlich wie ein Jazzmusiker oder Tänzer, die mit Anspruch auf Authentizität und körperliche Direktheit agieren. Das Malen lasse ich spontan ablaufen ohne rationale Steuerung – Kontrolle kommt später. Malen ist eine suchende, bejahende, zweifelnde, zögernde, spontane, vorwärtsdrängende Dokumentation unserer Existenz.”
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