Bottrop: Dem Quadrat zu Ehren

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Westfalen – Die Farben fallen einem ins Auge, nicht zuletzt die geometrischen Formen. Mit dem Namen Josef Albers verbinden sich Formen, die die Bühne für einen Dialog von reinen Farben abgeben. Die Stadt Bottrop hat zu Ehren ihres Sohnes ein eigenes Museum errichtet. Der Name steht für ein großes künstlerische Projekt und ein akribisches Programm. Das Museumzentrum heißt: Quadrat.

Museumsquartier Quadrat in Bottrop - Foto: Dexel Hannaappel

Museumsquartier Quadrat in Bottrop – Foto: Dexel Hannappel

Mehr als 30 Jahre ist es her: 1976 eröffnete das Museumszentrum Quadrat, dem 1983 das Josef Albers Museum als weiteres Gebäude angefügt wurde. In seinem Kern beinhaltet das Museumszentrum Ausstellungsräume für zeitgenössi­sche Kunst und das Museum für Ur- und Ortsgeschichte. Im Mittelpunkt des Interesses stehen allerdings immer Josef Albers und sein breitgefächertes Werk an allererster Stelle. Sie sind es, die überregionale Aufmerksamkeit für das Zentrum in Bottrop garantieren. Denn wer sich, wo auch immer auf der Welt, mit Farbe und deren Wirkung und dem Zusammenspiel der Farben untereinander auseinandersetzen will, der kommt an der Arbeit von Josef Albers nicht vorbei. Er hat sich in einer unvergleichlichen Akribie mit den Phänomenen befasst, wobei sein Ansporn weniger wissenschaftlich denn künstlerisch gewesen ist.

Innenraum des Josef Albers-Museums

Innenraum des Josef Albers-Museums

Das Josef Albers Museum bewahrt die größte öffentliche Sammlung von Werken des in Bottrop geborenen Künstlers – dazu zählen Gemälde, Druckgrafiken, Glasobjekte und Malereien auf Papier. Rings um den Gebäudekomplex im Stadtgarten befindet sich eine Sammlung zeitgenössischer Skulpturen, harmonisch in die Landschaft integriert und in vielen Sichtachsen auf das Museum bezogen. Einen Besuch ist das Museum allemal wert, zumal wenn in dem abstrakt gehaltenen klar durchstrukturierten Museumsbau gerade Arbeiten von Albers ausgestellt oder in Beziehung zu anderen Künstlern gesetzt werden, auf die Albers einen bedeutenden Einfluss gehabt hat.

Seine Liebe zum Quadrat ist unübersehbar, wiewohl sie erst mit den Jahren zur Reinform, ja beinahe zu einer Obsession herangewachsen ist. Wichtiger aber ist seine lebenslange Faszination, die der Farbe galt. „Wenn ich male, sehe und denke ich zunächst – Farbe. Und zumeist Farbe als Bewegung. Nicht als Begleitung von Form, die seitwärts bewegt, nur seitwärts verbleibt, sondern als Farbe in dauernder innerer Bewegung“, bekennt der Künstler in einem Prosagedicht. „Nicht nur in Interaktion und Interdependenz mit Nachbarfarben, verbunden wie unverbunden, sondern in Aggression – zum wie vom Beschauer in direktem frontalen Uns-Anschauen. Und näher betrachtet, als ein Atem und Pulsieren – in der Farbe.“

Josef Albers ist durch seine reduzierten Farbstudien internation bekannt - Fotos: Josef Albers Museum

Josef Albers ist durch seine reduzierten Farbstudien internation bekannt – Fotos: Josef Albers Museum

Josef Albers (1888 – 1976) gehört zu den zentralen Künstlerfiguren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er war Maler und Farbtheoretiker. Ausgehend von seiner eigenen künstlerischen Fragestellung entwickelte er mit seiner Lehre wichtige Grundlagen zum gestalterischen Prozess – während seiner Tätigkeit am Bauhaus ebenso wie nach seiner Emigration in die USA. Josef Albers’ Ruf als Pädagoge war legendär. Seine Kunst wurde während seiner gesamten Laufbahn durch eine intensive Lehrtätigkeit begleitet: zunächst in der Weimarer Republik am Bauhaus, seit 1933 am amerikanischen Black Mountain College, schließlich ab 1950 an der Yale University. Zu seinen Schülern zählen weltweit anerkannte Künstlergrößen wie Robert Rauschenberg, Eva Hesse und Richard Serra.

Moderne Präsentation des Namensgebers: Josef Albers - Foto: Hannappel

Moderne Präsentation des Namensgebers: Josef Albers – Foto: Dexel Hannappel

Die Sammlung des Museums macht Albers’ künstlerische Entwicklung in ihrer ganzen Breite nachvollziehbar. Im Mittelpunkt steht die Werkgruppe „Homage to the Square“, die ab 1950 entstand. Die breit angelegte Studie zur Wirkkraft der Farbe, umfasst zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Hundert Gemälde.

„Die in Bottrop präsentierte Sammlung macht Albers’ künstlerische Entwicklung in ihrer ganzen Breite nachvollziehbar“, erklärt Dr. Ulrike Growe. Sie enthält druckgrafische Blätter aus der westfälischen Zeit des Künstlers vor 1920. Es folgen Arbeiten in Glas, die am Bauhaus entstanden. Ebenfalls wird Albers’ Begegnung mit der präkolumbischen Kunst Mexikos vorgestellt. Denn in Südamerika wird seine Auseinandersetzung mit Formen und Farben am stärksten inspiriert. Auch ein Beleg dafür, dass im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit immer der Impuls aus der Wirklichkeit gekommen ist.

Das Museum mit quadratischem Grundriss präsentiert in räumlicher Offenheit zeitlich auseinander liegende Werke in lockerer Durchmischung, um so die eigentliche Stringenz von Albers’ künstlerischer Fragestellung – losgelöst von ihrer chronologischen Entwicklung – in den Fokus der Betrachtung zu rücken. Dies bedeutet eine Konfrontation früher Werke mit der später gefundenen Formensprache, die die Grundlagen farbiger und räumlicher Gestaltung im Bild auslotet. „Der Besucher wählt selbst seinen Weg durch das Werk und die Lebensstationen des Künstlers, entdeckt in der Betrachtung Bezüge, Blickachsen und die Strahlkraft der Farben“, schlägt Ulrike Growe vor.

Das Museum Quadrat widmet vom 23. November 2014 bis zum 15. Februar 2015 einmal mehr dem Namensgeber selber eine eigene Ausstellung. Dann heißt es: Josef Albers. Grafik und Prozess.“

Öffnungszeiten: Di bis Sa von 11 bis 17 Uhr, So von 10 bis 17 Uhr

Museumszentrum Quadrat / Josef Albers Museum / Im Stadtgarten 20 / 46236 Bottrop
Telefon 02041 – 29716
www.quadrat-bottrop.de

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