Warendorf – Immer wieder zieht es Ende Oktober Zehntausende zum Warendorfer Fettmarkt. Die Warendorfer Herbstkirmes darf man mit Fug und Recht als Traditionsveranstaltung bezeichnen. Nach Angaben der Stadt Warendorf, geht der Markt bereits seit 355 Jahren über die Bühne. Der Startschuss fällt wie immer am Samstag – in diesem Jahr am 20. Oktober 2012 um 15.00 Uhr. Ebenfalls, wie seit vielen Jahren eingeführt, wird die Eröffnung am Musikexpress stattfinden – in diesem Jahr mit der ersten stellvertretenden Bürgermeisterin Doris Kaiser und den Schaustellersprechern Bernhard Jürgensmeier und Dirk Stippich.
Vom Wilhelmsplatz aus erstreckt sich der Kirmesparcours bis Mittwoch, 24. Oktober 2012 über die Teufelsbrücke bis hin zum Lohwall wo das 35 Meter hohe Riesenrad “Star of Berlin”, welches übrigens tatsächlich jedes Jahr aus Berlin nach Warendorf reist, den Besuchern den Weg weisen wird.
Am 21. Oktober 2012 wird die Fettmarktkirmes von einem verkaufsoffenen Sonntag begleitet. Die Warendorfer Einzelhändler haben von 13.00 bis 18.00 Uhr geöffnet und laden zur sonntäglichen Shoppingtour in der Innenstadt ein. Außerdem heißt es “mit Volldampf nach Warendorf”, denn aus Anlass der 125-jährigen Bestehens der Bahnstrecke Münster-Rheda-Wiedenbrück verkehren um 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr und 17 Uhr historische Dampf- und Dieselzüge und machen Halt am Warendorfer Bahnhof.
Montag, der 22. Oktober, steht ganz im Zeichen der Familie. Diverse Rabatte mit bis zu 30 Prozent-Ersparnis gelten bei allen teilnehmenden Schaustellern auf der Fettmarktkirmes. Am Dienstag, 23. Oktober, bedanken sich die Schausteller bei den Besucherinnen und Besuchern mit einem spektakulären Höhenfeuerwerk am Abend.
Fettmarkt-Mittwoch, der 24. Oktober, ist der unbestrittene Höhepunkt der Veranstaltung, zieht doch der Vieh- und Landmaschinenmarkt immer wieder zahlreiche Besucher aus der Region bereits frühmorgens in die Emsstadt. Reitturnier, Altstadttrödel, Krammarkt und Kirmes verbinden sich an diesem Tag mit dem Vieh- und Landmaschinenmarkt zu einem erlebnisreichen Gesamtspektakel. Ein großer authentischer Pferdemarkt mit Handschlaghandel begeistert die Besucher ebenso wie der Vieh- und Kleintiermarkt.
Der Eintritt auf das Fettmarktgelände berechtigt gleichzeitig zum Zugang auf das Turniergelände westlich des Wiesengrunds. Ab 8.00 Uhr findet ein finden die Wettbewerbe auf dem Springparcours statt. Das abschließende M-Springen, auch bekannt als “Preis der Stadt Warendorf” ist laut Veranstalter ab 16.00 Uhr zu erwarten. Mit den fehlerfreien Reitern des ersten Durchgangs wird im Stechen der Gewinner ermittelt. Im Anschluss bietet die Führzügelklasse den jüngsten die Möglichkeit, am Turnier teilzunehmen. Dabei können das Herausbringen von Pony und Reiter und der Umgang mit der Wettbewerbssituation erprobt werden. Die Begeisterung der ganzen Familie an einem solchen Ereignis lässt sich auch beim Fettmarktturnier an den hohen Zuschauerzahlen erkennen.
Vor 355 Jahren, am 3. Februar 1657 wurde der Stadt Warendorf mit Brief und Siegel das Recht zuerkannt, einen neuen Markt abzuhalten. Der Fürstbischof von Münster gestattete der Emsstadt “nach dem Münster Herbstsendt den ersten Mon- und Dingstag also zwey einander gehenden Thagen, zu besagtem Warendorpf offentliches Viehe Marckt gehalten […].” Nach dem 30-jährigen Krieg durften die Stadtväter also zur Belebung der Wirtschaft einen Viehmarkt etablieren. Der Landesherr entsprach den Wünschen des Warendorfer Magistrats ausdrücklich, um den “heruntergebrachte(n) Commercia” wieder aufzuhelfen.
Seit 1824 wird dieser Viehmarkt schlicht “Fettmarkt” genannt. Zu dieser Zeit ordnete der Warendorfer Bürgermeister Schnösenberg die Einrichtung eines neuen Marktplatzes vor dem Münstertor, auf dem Gelände des heutigen Wilhelmsplatzes an und prägte zum ersten Mal den Begriff eines “Fettmarkts”. Heute erinnert nur noch wenig an den ursprünglichen Zweck dieses Marktes. Die Bauern kamen zum Fettmarkt in die Stadt und verkauften das “fette” Vieh, um mit dem Erlös ihren Bedarf an Kleidung und Hausgeräten zu decken. Ende des 19. Jahrhunderts wurden Kühe und Schweine auf dem Fettmarkt noch nach Hunderten gezählt, heute gehören das Feilschen und der ursprüngliche Handschlaghandel fast schon zum Unterhaltungsprogramm für die Besucher und erinnern an vergangene Zeiten.
Was beim Fettmarkt als kulinarisches Element nicht fehlen darf, sind traditionelle “Münsterländer Töttchen” allerdingd teilen sich am Töttchen die Geister. Entweder man mag es – oder eben nicht. Und das Sprichwort sagt, was letztlich drin ist weis, neben dem Metzger, nur der liebe Gott. Zu Fettmarkt gehört ein Töttchen für viele Warendorfer einfach dazu. Nach alter Sitte lädt der Warendorfer Bürgermeister deshalb Personen des öffentlichen Lebens zum “Töttchenempfang” ins Rathaus ein.
Standhaft hat sich das Töttchenessen auch früheren Versuchen, die Sitte mit Blick auf die Kassenlage einzusparen, zur Wehr gesetzt. Seitdem findet der Brauch mit Hilfe von Sponsoren statt. In diesem Jahr hilft die Volksbank Ahlen-Sassenberg-Warendorf eG als Sponsor des festlichen Ereignisses. Eine Neuerung der letzten Jahre hat sich bewährt: Die Gäste werden vom Bürgermeister im Rathaus begrüßt und gehen gemeinsam vom Marktplatz über Trödel und Kirmes bis zum Vieh- und Landmaschinenmarkt. An zentraler Stelle wartet dort ein Festzelt mit gedeckten Tischen, heißem Töttchen und einer musikalischen Überraschung auf die Ehrengäste der Stadt.
Übrigens: Die Fleischerei Hinkelmann aus Münster bietet die ragoutähnliche Speise tafelfertig in der 400-Gramm-Dose an. Hergestellt werden „Kalli’s Töttchen“ aus Kalbsfleisch, Rindfleisch, Schweineherz, Kalbsbrühe und Schweineschwarten, dazu wird kräftig gewürzt, unter anderem mit Zwiebeln, Senf, Essig und Sellerie. Von Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe empfohlen! Für 6,65 Euro ist die Dose bequem im online im Westfalium-shop zu bestellen.
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