“Futur4” im Pumpenhaus Münster

“Futur4” ist der dritte Teil einer Reihe von Monologen nach ‚Black Tie’ (2008) und  ‘Qualitätskontrolle‘ (2013). “Futur4” von Helgard Haug und Daniel Wetzler aus Berlin wird am 30. und 31. Mai im Pumpenhaus in Münster gezeigt. In diesem dokumentarischen Stück der Theatergruppe Rimini Protokoll wird das Leben zum Dauerthema: wie es sich immer neu schreibt und umgeschrieben wird.

"Futur4" im Pumpenhaus Münster

Rimini Protokoll zeigt im Pumpenhaus Münster die Produktion “Futur4” – Foto Max Borchardt

Rimini Protokoll ist ein Label, das eine deutsch-schweizerische Künstlergruppe für ihre Theater- und Audioproduktionen benutzt, heißt es bei Wikipedia. Unter diesem Label werden Bühnenstücke, Interventionen, szenische Installationen und Hörspiele oft mit Menschen entwickelt, die keine professionelle Theatererfahrung haben, aber ihr Wissen und Können jenseits des Theaters einbringen. Viele ihrer Arbeiten zeichnen sich durch Interaktivität und einen spielerischen Umgang mit Technik aus.

In dem Stück “Future4” geht es um die Protagonistin Ursula Gärtner. Sie wurde als Kind mit ihrer Familie Anfang der 70er Jahre von der Bundesrepublik Deutschland aus Rumänien herausgekauft – „ohne Quittung“, ohne Option auf Rückkehr, von der eigenen Geschichte abgekoppelt.

"Futur4" im Pumpenhaus Münster

Rimini Protokoll zeigt im Pumpenhaus Münster die Produktion “Futur4” – Foto Max Borchardt

Mit welchen Vorstellungen von ‘ihrer Zukunft’? Als eine von Tausenden von Siebenbürger Sachsen – den Nachfahren von Siedlern aus dem mittleren Westen Europas, die sich auf Einladung ungarischer Könige vor 800 Jahren in einem Gebiet ansiedelten, das heute im Deutschen Transsylvanien oder Siebenbürgen genannt wird. Seither und unter immer wieder wechselnder Herrschaft, wurden Deutsch als Sprache und die dörfischen Traditionen erhalten und wachsen dort noch heute Menschen auf: in Rumänien die fremden Deutschen, in Deutschland die irgendwie deutschen Rumänen.

In „Futur4“ lassen Rimini Protokoll die Siebenbürgerin Ursula Gärtner und die Datenwissenschaftlerin Xenia Klinge gemeinsam ein KI-Modell entwickeln, um Ursulas Erinnerungen lebendig zu halten. Die Aufführungen im Theater im Pumpenhaus am 30. und 31. Mai beginnen jeweils um 20 Uhr.

Rimini Protokoll blicken für „Futur4“ mit zukunftsweisender Technologie in die Vergangenheit. Die Protagonistin des Stücks, Ursula Gärtner ist als Teil der deutschen Minderheit in Rumänien aufgewachsen.

Erst in den 70er Jahren zog sie nach Deutschland. Es folgte: Eine Ausbildung zur Krankenschwester, ein Studium, verschiedene Jobs im Ausland und die Geburt ihres Sohnes. Inzwischen ist sie Großmutter. Damit ihre bewegte Biografie bei der Enkelin nicht in Vergessenheit gerät, hat die Datenwissenschaftlerin Xenia Klinge ein KI-Abbild von Ursula programmiert. Das funktioniert noch nicht immer fehlerfrei: In der Erinnerung der künstlichen Ursula hat die Schillerbüste der Eltern sieben Finger an jeder Hand. Aber die KI lernt schnell dazu. Und was bedeuten solche Details schon vor dem Hintergrund eines ganzen Lebens?

Das Theater im Pumpenhaus gehört zu den ersten freien Theaterhäusern in Deutschland und präsentiert seit 1985 in Münster lokale wie internationale Produktionen der freien darstellenden Künste mit den Schwerpunkten Neues Musiktheater, Performance und Tanz.

VVK online auf www.pumpenhaus.de und in Münster an allen VVK-Stellen von localticketing.

Speak Your Mind

*