Der RuhrtalRadweg entwickelt sich weiter

Der RuhrtalRadweg entwickelt sich beständig weiter: Von Winterberg bis Duisburg – auf 240 Kilometern erzählt der RuhrtalRadweg die Geschichte eines Reviers im Wandel. Jetzt zieht er selbst Bilanz die zeigt: Radfahren kann mehr als nur Fortbewegung.

Der RuhrtalRadweg entwickelt sich weiter

Der RuhrtalRadweg bei Hattingen – Foto Dennis Stratmann

Die „RuhrtalRadweg-Charta 2026“ knüpft an die Charta aus dem Jahr 2022 von allen Anrainerkommunen und -kreisen an, sie ist  so etwas wie ein Masterplan für die Zukunft eines der beliebtesten Fernradwege Deutschlands. Drei große Schlagworte stehen über der Charta: Qualität, Zielgruppenorientierung, Nachhaltigkeit. Jetzt, zur neuen Saison, ist Halbzeit – Zeit für eine Zwischenbilanz.

Seit 2009 trägt der RuhrtalRadweg das begehrte Vier-Sterne-Siegel des ADFC. Doch wer sich auf Lorbeeren ausruht, tritt irgendwann nur noch im Kreis. Also ging man ambitioniert ans Werk. Über 100 konkrete Maßnahmen wurden seither auf den Weg gebracht: Streckenverlegungen, Asphaltierungen, neue Brücken, getrennte Verkehrsführungen für Fußgänger und Radfahrende. Etwa in Iserlohn und Schwerte, wo ein gefährlicher Engpass am Wellenbad entschärft wurde – inklusive einer neuen Brücke. Oder in Witten, wo die Nachtigallstraße komplett neu ausgebaut wurde. In Hattingen trennt man Rad- und Fußverkehr auf der Henrichshütte-Trasse, und ganz im Westen, in Duisburg, wird nach und nach asphaltiert, was bisher nur Schotter war.

Solche Maßnahmen klingen nüchtern, doch sie entscheiden darüber, ob ein Familienausflug zum Genuss oder zum Kraftakt wird. „Wir wussten: Wer Qualität will, muss investieren – und zusammenarbeiten“, sagt eine Sprecherin der Ruhr Tourismus GmbH. Die Koordination mit 23 Kommunen ist komplex, aber sie trägt Früchte. Was auffällt: Vieles von dem, was jetzt umgesetzt wird, stand schon lange auf internen Wunschlisten – oder wurde vom ADFC mehrfach kritisiert.

Unzureichende Querungen wie an der B 480 im Sauerland oder die ungeliebte Schiebestrecke auf der Amprion-Brücke zeigen, dass es noch Schwachstellen gibt. Doch selbst kleine Eingriffe können große Wirkung haben. So werden im Rahmen des sogenannten „Pollererlasses“ in NRW seit Anfang des Jahres gefährliche Sperrpfosten überprüft – und wenn nötig entfernt. Eine Maßnahme, die kaum Schlagzeilen macht, aber Radfahrern das Leben buchstäblich leichter macht.

Ein anderes Problem: Personal. Die Pflege der Strecke ist Daueraufgabe – gerade in der Hochsaison. Viele Kommunen ächzen unter dem Fachkräftemangel, während Büsche wuchern und Wege verfallen. Qualität braucht Pflege. Und Pflege braucht Menschen.

Doch nicht nur Infrastruktur wird verbessert. Die Charta schaut auch nach vorn: Wen wollen wir eigentlich erreichen? Die Antwort: mehr als bisher. Familien. Junge Menschen aus trendaffinen Milieus. Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Dafür hat das Projektbüro Fördermittel aus dem Nationalen Radverkehrsplan eingeworben. Über drei Jahre sollen neue Produkte entwickelt werden. Weg von der Klischeevorstellung des kühlen Sportlers – hin zum emotionalen, inklusiven Reiseerlebnis. Dabei geht es nicht um Kosmetik, sondern um echte Teilhabe. Wer Menschen ansprechen will, muss sie mitdenken – auch im Design, in der Kommunikation, in der Sprache. Der RuhrtalRadweg könnte so zum Vorreiter eines neuen Radtourismus werden.

Und dann ist da noch der große Begriff der Nachhaltigkeit. Radurlaub gilt zwar als klimafreundlich – aber ist er auch wirklich nachhaltig? Die Projektpartner sagen: Noch nicht genug. Deshalb wurde der RuhrtalRadweg 2023 zum ersten „leitungswasserfreundlichen Radfernweg“ Deutschlands erklärt – mit über 100 Refill-Stationen von Winterberg bis Duisburg. Wer hier die Trinkflasche füllt, spart Plastik und schont Ressourcen.

Die Zwischenbilanz zur Charta fällt positiv aus. Viel wurde geschafft, manches wartet noch. Aber der entscheidende Unterschied: Der RuhrtalRadweg ist kein Flickenteppich mehr, sondern eine strategisch gesteuerte Route mit gemeinsamer Vision. Was bleibt, ist die Erkenntnis: Wer Radfahren will, muss auch Wandel gestalten. Zwischen Industrieromantik, Naturidylle und urbanem Aufbruch erzählt der RuhrtalRadweg längst nicht mehr nur von der Geschichte des Reviers – sondern auch von der Zukunft des Reisens. Nachhaltig, inklusiv, begeisternd.

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