Verschwörungsmythen rund um die Wewelsburg

Wewelsburg – Der ehemalige „Obergruppenführersaal“ im Nordturm der Wewelsburg ist ein mystischer Raum. Ein Rundbau mit prächtigen Säulen. In der Raummitte prangt die “Schwarze Sonne” im gefliesten Boden.

Schwarzen Sonne

Der ehemalige „Obergruppenführersaal“ im Nordturm der Wewelsburg. Die Schwarze Sonne überdeckt ein kleines  Regal. – Foto Kreismuseum Wewelsburg/Matthias Groppe

Sie ist ein Erkennungszeichen für Rechtsextreme weltweit und ein Magnet für Neonazis und Esoteriker. Viele Besucher kommen nur in die einzige Dreiecksburg in Deutschland, um dort die Schwarze Sonne zu sehen.

Verschwörungsmythen werden durchleuchtet

Dem tritt die Wewelsburger Museumspädagogik entgegen, indem sie den Raum mit orangen Loungekissen ausgestattet hat. Die sind nicht nur gemütlich, sie machen aus dem Ritualsaal eine Chillout-Zone und nehmen dem Raum so seine Mystik. Aber mehr noch: Das Kreismuseum Wewelsburg bietet eine öffentliche Führung zum Thema „Verschwörungserzählungen rund um die Wewelsburg“ an. Das Museumspädagogik-Team durchleuchtet am Samstag, 28. September, jene Mythen und Verschwörungserzählungen, die mit der Geschichte der SS in Wewelsburg verbunden sind und bis heute nachwirken. Los geht es um 15 Uhr im Eingangsfoyer der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 – 1945.

Energetisch aufgeladener Ort

Das Renaissance-Schloss Wewelsburg im gleichnamigen Dorf bei Büren ist für viele Besuchende ein geheimnisvoller Schauplatz, ein energetisch aufgeladener Ort oder eine vermeintliche Kultstätte der SS. Viele Geschichten ranken sich um das charakteristische Dreiecksschloss hoch über dem Almetal.

Das ehemalige Schloss der Fürstbischöfe von Paderborn könnte eigentlich allein durch sein Aussehen und seine attraktive Lage ein unbeschwertes, touristisches Ausflugsziel sein. Wäre da nicht dieses dunkle Kapitel: Heinrich Himmler plante ab 1933, in der Wewelsburg eine zentrale, elitäre Versammlungsstätte für die Schutzstaffel (SS) einzurichten. Seine gigantischen Baupläne sollten von Häftlingen eines extra für dieses Bauvorhaben eingerichteten Konzentrationslagers in Wewelsburg umgesetzt werden. Mindestens 1.229 Menschen starben vor Ort infolge der Arbeits- und Haftbedingungen sowie Misshandlungen und Willkür durch die SS-Wachmannschaften.

Exekutionsort der Gestapo

Das Konzentrationslager Wewelsburg war aber auch Exekutionsort der Gestapo. Mindestens 56 Menschen wurden auf dem Lagergelände oder einem unweit im Wald gelegenen Schießstand der SS ermordet. In der Dauerausstellung „Ideologie und Terror der SS“ im ehemaligen Wachgebäude auf dem Gelände der Wewelsburg werden alle weltanschaulich-ideologischen und verbrecherischen Facetten der SS auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstandes präsentiert.

Die „Gruft“ und der „Obergruppenführersaal“

Die Wewelsburg war in der NS-Zeit kein mystischer Ort, sondern Teil des verbrecherischen SS-Herrschaftssystems. Seit den 1950er Jahren ranken sich zahlreiche Verschwörungserzählungen und Mythen rund um das Schloss und seinen Nordturm. Hier befinden sich die „Gruft“ und der „Obergruppenführersaal“. Beide in NS-Architektur gehaltenen Räume blieben bis 1945 baulich unvollendet. Nach 1945 sind die Räume auch Gegenstand von den vom Nationalsozialismus beschönigten, kuriosen Deutungen geworden. In der Führung am Samstag, 28. September um 15 Uhr geht es um Mythen und Fakten.Geeignet ist der rund zweistündige Rundgang für Besuchende ab 15 Jahren und kostet pro Person 3 Euro. Karten können vor Ort oder online auf der Homepage www.wewelsburg.de erworben werden.

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