LEI-Nummer ist Eintrittskarte zur Börse

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Die LEI-Nummer ist seit 2028 an den Finanzmärkte der EU Realität. Das global ausgerichtete Projekt dient der Herstellung von Transparenz und Fairness. Für die Börse benötigen Unternehmen eine LEI-Nummer.

LEI-Nummer ist Eintrittskarte zur Börse

Die Börse an der Wall Street in New York ist das Symbol der internationalen Finzmärkte – Foto Unsplash

Wer als „juristische Person“ und damit als rechtstragende Körperschaft an der Börse Geschäfte macht, ist nach EU-Recht zum Erwerb einer LEI-Nummer verpflichtet, die jedes Jahr neu beantragt werden muss. Die Registrierung ist zwar mit Kosten von durchschnittlich 60 Euro pro Jahr verbunden, gestaltet sich aber nach deutschen Maßstäben überraschend unkompliziert. So ist diese online bei einer Vergabestelle erhältlich und erfordert lediglich die Angabe der Unternehmensdaten sowie die Wahl des Gültigkeitszeitraums. Nach der Bezahlung sollten Kunden die LEI-Nummer am nächsten Werktag erhalten haben.

Die LEI-Nummer als Reaktion auf die Finanzkrise 2007/08

Eine LEI-Nummer beantragen können Unternehmen bei einem anerkannten Registrierungsservice. Um näher auf die Gründe für die Einführung dieses Zertifikats einzugehen, so waren die Jahre 2007 und 2008 von einer schweren Immobilien- und Finanzkrise geprägt, die globale Schockwellen auslöste und unter anderem die Volkswirtschaften im südlichen Europa in die Knie zwang. Massenarmut und Massenarbeitslosigkeit, auch unter Jugendlichen, waren die Folgen, sodass es abermals Millionen von Südeuropäern als Gastarbeiter in das nördliche Europa zog.

Noch viele Jahre litten die am stärksten betroffenen Länder unter einer enormen wirtschaftlichen Not, und die Konsequenzen zeigen sich bis heute, zu denen nach dem Vorbild von 1929 die politische Polarisierung, die Sehnsucht nach Autokraten und der Ansehensverlust liberaler Demokratien gehören. Das heutige Zeitalter der multiplen und sich wechselseitig verstärkten Eskalationen hat seinen Ursprung in der Finanzkrise von 2007/08.

Druck zu Veränderungen

Die mit der Finanzkrise ausgelösten globalen Verwerfungen zwangen die Volkswirtschaften zu einer Reaktion. Es gab einen makroökonomischen Paradigmenwechsel weg vom damals vorherrschenden Neoliberalismus hin zu einer stärkeren Regulierung der Ökonomie. Eine der Veränderungen, die mit diesen Prozessen einhergingen, betraf die Einführung einer für Börsianer verpflichtenden Registrierung, durch die jeder Marktteilnehmer mit einer Art digitalen Fingerabdruck versehen wurde, der eine digitale Rückverfolgung ihrer Handelsaktivitäten erlaubte.

Als die LEI-Nummer als Registrierungscode beschlossen wurde, ging dies 2011 auf Initiative der G20 zurück und wurde 2018 vom EU-Parlament in Brüssel ratifiziert. Schon in den Jahren zuvor wurde der LEI-Code auch innerhalb der EU eingesetzt. Von vornherein lag der Anspruch bei der Einführung auf globale Einheitlichkeit. Dass die LEI-Nummer bereits in 200 Staaten angewandt wird, zeigt, dass diese Durchdringung erfolgreich verläuft. Der Begriff LEI steht für legal entity identifier und sämtliche LEI-Nummern sind im Global LEI Index aufgeführt.

Die LEI-Nummer im Detail

Bei der LEI-Nummer handelt es sich um einen alphanumerischen Code, der aus 20 entsprechenden Zeichen besteht und auf der internationalen Norm ISO 17442 basiert. Die 20 Zeichen sind in vier Blöcke unterteilt, wobei sich die ersten vier Zeichen auf die LOU-ID und damit auf die für die Region zuständige Vergabestelle beziehen. Die beiden darauffolgenden Zeichen sind derzeit noch reserviert und haben solange den Wert 0. Während die Kennziffern 7 bis 18 die Unternehmens-ID beinhalten, sind die letzten beiden Zeichen Überprüfungszwecken vorbehalten.

In puncto Transparenz soll der LEI-Code Rückschlüsse zu drei zentralen Fragen erlauben.

  • Wer ist wer?
  • Wer gehört zu wem?
  • Wem gehört was?

Im Grunde geht es darum, die Marktteilnehmer zu identifizieren, ihre Beziehungen untereinander darzustellen und ihre Vermögensverhältnisse sowie den Wert der gehandelten Einheiten aufzudecken. Auf diese Weise legt der Code Registrierungsdaten von Unternehmen sowie deren Eigentümerstrukturen offen, zum Beispiel zum Verhältnis zwischen Mutter- und Tochterunternehmen. Er verbindet die an der Börse handelnden Unternehmen mit Finanzmärkten und Regulierungsbehörden wie der BaFin.

Die Ziele der LEI-Einführung

Die Finanzkrise 2007/08 war die Folge eines unkontrollierten, hochspekulativen und teilweise unmoralischen Geschäftsgebarens führender Wirtschaftsakteure, deren Eigennutz nicht zwangsläufig nach der Vorstellung von Adam Smith zu einer Vermehrung des Gemeinnutzes geführt hatte. Im Gegenteil, die Banken mussten für ihre hochgradig verschuldetes Klientelen einspringen und wurden, um diese Last stemmen zu können, mit gigantischen staatlichen und öffentlichen Finanzspritzen am Leben gehalten. Das sollte niemals wieder passieren.

Auf diese Weise wurde die Einführung der LEI-Nummer mit einer Reihe von Regulationen begleitet, um unmoralische, kriminelle und hochgradig spekulative Geschäfte zu verhindern. Der LEI-Code dient der Transparenz und damit der Kontrolle zur Einhaltung dieser Gesetze. Mit ihm sollen Regulierungsbehörden die Marktteilnehmer jederzeit beobachten können, um derartige Machenschaften zu unterbinden. Die Offenlegung von Verflechtungen und Abhängigkeiten der Marktakteure dient dazu, weiteren Missbrauch und Verschleierungen zu erschweren.

Andere Vorteile ergeben sich daraus, dass Rating-Agenturen die Bewertung von Unternehmen und staatlichen Strukturen erleichtert wird, was gleichzeitig Banken zu einer sicheren Bonitätsprüfung gegenüber Kreditnehmern verhilft. Einzelpersonen können an der Börse auf eine größere Fairness hoffen, weil Marktmanipulationen, vor allem an Finanzplätzen mit geringer Liquidität, erheblich erschwert werden. Abschließend soll die angestrebte Zentralisierung des Informationsaustauschs zwischen Marktteilnehmern eine Steigerung der Effizienz bewirken.

Alles in allem lassen sich die erhofften Vorteile der LEI-Einführung wie folgt zusammenfassen:

LEI-Nummer ist Eintrittskarte zur Börse

Die Nachteile der LEI-Nummer

Die komplexe Umsetzung des LEI-Codes weist viele Facetten auf, von denen einige mehr und andere weniger Angriffsflächen bieten. Vor allem Unternehmen mit eher geringem Kapitaleinsatz leiden an den hohen Gebühren der LEI-Nummer, die je nach Anbieter zwischen 40 und 80 Euro angesiedelt sind. Hinzu kommt der bürokratische Aufwand, den LEI-Code jedes Jahr bis zum Stichtag am 1. Februar aufs Neue beantragen zu müssen, selbst, wenn die Laufzeit beim Erwerb der Identifikation auf mehrere Jahre ausgelegt wurde.

Andere Kritiker monieren die fehlende Trennung zwischen Unternehmen und Einzelpersonen sowie die Tatsache, dass die LEI-Nummer keinen Aufschluss über einen Eintrag des Unternehmens im Handelsregister zulässt. Die mit der LEI-Vergabe einhergehende Transparenz hat ferner ihre Schattenseiten in einer Aufweichung des Datenschutzes, zumal die LEI-Dateien öffentlich einsehbar sind. Dieses Problem lässt sich kaum auflösen, weil sich die Werte Transparenz und Datenschutz grundsätzlich unversöhnlich gegenüberstehen. Noch immer gibt es in Bezug auf die Auslegung des LEI-Codes im internationalen Geschäftsverkehr unterschiedliche Standards.

Das Ticket ist im Nu gelöst

Unabhängig davon, wie man persönlich zur LEI-Nummer steht, so ist diese innerhalb der EU gesetzliche Realität, der sich niemand entziehen kann. „Spielregeln“ müssen eingehalten werden, das gilt insbesondere für einen solch sensiblen Bereich wie die Wirtschaft. Hinzu kommt, dass es für alle Teilnehmer an den internationalen Finanzmärkten, die ehrlichen Herzens sind, durch die Herstellung einer größeren Fairness auch handfeste intrinsische Motive gibt, die Kosten für die Registrierung im GLEIF LEI Index zu stemmen. Die unbürokratische Prozedur löst im Handumdrehen das Ticket zur Börse und sollte deshalb kein Hindernis sein, um auf dem Parkett seine Spuren zu hinterlassen.

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