Gröninger im Kabinett der Wewelsburg

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Gertrud Gröninger im Kabinett der Wewelsburg: Das Historische Museum des Hochstifts Paderborn zeigt bis zum 7. Mai 2023 in einer Kabinettausstellung acht beeindruckende Werke der Paderborner Bildhauerin Gertrud Gröninger. Pausbacken, Doppelkinn und geschwungene Körper, die sich um die eigene Achse drehen: an diesen typischen Merkmalen lassen sich die Gröninger Figuren erkennen. Die Bildhauerin (1650 – 1722) stammte aus einer angesehen Künstlerfamilie und hatte die Gelegenheit, bei ihrem Vater in der Werkstatt die Bildhauerei zu erlernen und zu arbeiten. Nach seinem Tod um 1690 führte sie seine Werkstatt fort. Die Arbeiten von Gertrud Gröninger im Kabinett der Wewelsburg sind in dieser Werkstatt entstanden. Die Ausstellung  mit Arbeiten von Gertrud Gröninger im Kabinett der Wewelsburg ist nicht groß, aber allemal höchst sehenswert.

Gröninger

Arbeiten von Gertrud Gröninger im Kabinett der Wewelsburg. Foto: Kreismuseum Wewelsburg

Museumsleiterin Kirsten John-Stucke erklärt, dass Gertrud Gröninger eine Ausnahmeerscheinung gewesen sei. Ihr Wirken sei für eine Frau in der Frühen Neuzeit eher die Ausnahme gewesen, denn durch die strikten Regeln der Zünfte seien Frauen an der selbstständigen Erwerbsarbeit im Handwerk gehindert worden.

Schon früh, mit ca. 19 Jahren, fertigte Gertrud Gröninger eine Strahlenkranzmadonna für das Paderborner Michaelskloster an, später folgten noch zwei weiteren Madonnen. Eine davon, die Hausmadonna, wird jetzt im Kreismuseum zusammen mit einer weiteren Madonnenfigur aus der St. Martinus Pfarrkirche, Lippstadt-Hörste, gezeigt. Die Künstlerin fertigte zahlreiche Skulpturen für Kirchen und Klöster im Hochstift Paderborn an, darunter auch die Jesuitenkirche. Darüber hinaus arbeitete sie im Auftrag von Frauenklöstern.

Ihren größten Auftrag erhielt sie 1695 von der aus Lügde stammenden Äbtissin Anna Margaretha Blume aus dem Kloster Hadmersleben im heutigen Sachsen-Anhalt. Gröningers Aufgabe war es, 17 Figuren für einen neuen Hochaltar zu schaffen. Daran arbeitete sie drei Jahre – bei freier Kost und Logis im Kloster – und erhielt am Ende 150 Reichstaler. Als Dank für den Auftrag fertigte sie für die Äbtissin eine filigrane Kreuzigungsgruppe, die sie auf der Rückseite mit einer persönlichen Widmung versah. „Wir freuen uns, dass wir dieses besondere Werk von Gertrud Gröninger im Kabinett der Wewelsburg im Original ausstellen können, denn es ist die einzige bisher bekannte signierte Arbeit von Gertrud Gröninger“, betont Museumsleiterin Kirsten John-Stucke.

Die Bildhauerin entwickelte einen eigenen künstlerischen Stil, der es erleichtert, ihre nicht signierten Werke zu identifizieren. Die drei Leihgaben ergänzen die fünf Figuren, die in der Dauerausstellung des Historischen Museums des Hochstifts Paderborn gezeigt werden und seit langem zur Sammlung des Kreismuseums gehören. Sie zeigen die unterschiedlichen Phasen ihres Schaffens. Sind die frühen Figuren noch wenig strukturiert und ausdrucksstark, so zeigt sich in den späteren Werken eine spätbarocke Eleganz und ausgereifte Dynamik, die die den Faltenwurf der Gewänder vollendet schwingen lässt. Eine Begleitbroschüre zur Kabinettausstellung liegt zur Mitnahme in Raum elf des Museums aus.

Historisches Museum des Hochstifts Paderborn, www.wewelsburg.de

 

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