Spannende Spielzeit im WBT im Anmarsch

Print Friendly, PDF & Email

Dass ein Theater auch ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb ist, das machte Intendant Meinhard Zanger gerade bei der Vorstellung der kommenden Spielzeitim Wolfgang Borchert Theater eindringlich klar. Sein Rückblick auf die vergangene Spielzeit zeigte auch die Sorgen und Nöte eines Privattheaters unter den Erschwernissen der Coron-Pandemie und nun des Ukraine-Krieges auf. Ein wichiger Perspektivenwechsel.

Spannende Spielzeit im WBT im Anmarsch

Anläßlich der Vorstellung der kommenden Spielzeit gings für Tanja Weidner, Meinhard Zanger und Annika Bade raus auf die Wasserbühne im Hafen – Foto Jörg Bockow

Theatermachen ist mühseliger und schwieriger geworden, weil die Zuschauer offenbar lieber Daheim vor dem Fernseher sitzen als ins Theater zu gehen, mutmaßte der Intendant. Hinzukommen wirtschaftliche Belastungen wie extrem steigender Strompreise, die die Theaterleitung sehr herausfordern. Es wird auch in Zukunft eher schwerer denn leichter. Trotzdem freut man sich auf die kommende Spielzeit 2022/2023, die einmal mehr ein spannendes Programm mit drei Uraufführungen und einer deutschsprachigen Erstaufführung bringen soll.

Spannende Spielzeit im WBT im Anmarsch

“Der Teufel hat uns den Arsch gerettet”, resümiert Intendant Meinhard Zanger den Erfolg von “The Black Rider” – Foto Tanja Weidner

2022/23 wird im Wolfgang Borchert Theater eine Spielzeit mit acht Neuinszenierungen präsentieren. Und einmal mehr zeigt sich: Das Wolfgang Borchert Theater wagt sich etwas und bezieht Position in schwierigen Zeiten. Bravo!

Spannende Spielzeit im WBT im Anmarsch

Das höllische Spektakel “The Black Rider” dürfte über den Sommer noch viele Zuschauer anziehen. Man sollte es nicht verpassen! – Foto Klaus Lefebvre

“Der Teufel hat uns den Arsch gerettet.” So eröffnete Meinhard Zanger, Intendant und Geschäftsführer des Wolfgang Borchert Theaters, die gestrige Vorstellung des Spielplans 2022/23. “Als wir feststellten, dass es ein zweites Jahr der Pandemie gibt, sind wir fest davon ausgegangen, dass es auch ein drittes Jahr geben wird”, so der WBT-Chef weiter. Und er sollte recht behalten. Das Theater ging nach draußen und zeigte – nach Shakespeares Sommernachtstraum im Gasometer (2012) und Shakespeares Sturm (2018) im Hafenbecken mit seiner dritten Open-Air-Produktion “The Black Rider” in diesen Zeiten große Risikofreude. “Die Pandemie und der Ukraine-Krieg haben die Menschen verunsichert, und wir wollten sie unbedingt wieder zurück ins Theater holen. Theater unter freiem Himmel gibt ein größeres Gefühl von Sicherheit. Allerdings wussten wir auch, dass der Kulturhunger bundesweit unterschiedlich ausgeprägt ist”, so Zanger.

Spannende Spielzeit im WBT im Anmarsch

Rückblick auf großartige Inszenierungen “Antigone” – Foto Klaus Lefebvre

Durch die Corona-Pandemie musste der Spielbetrieb in der Saison 2020/21 fast sieben Monate eingestellt werden. Kapazitätseinschränkungen und strenge Hygieneauflagen sorgten dafür, dass nur 90 Vorstellungen gespielt werden konnten, die von 5.438 Zuschauern besucht wurden.

Rückblick auf großartige Inszenierungen “Corpus Delicti” – Foto Annika Bade

In der laufenden Spielzeit 2021/22 erlebte das Theater einen regelrechten Zulauf. Bis Ende April wurde im Haus gespielt, es kamen knapp 20.000 Zuschauer, durch die Open-Air-Produktion wird die Besucherzahl bis Spielzeitende am 10. Juli auf 38.000 anwachsen, bis dato sind mehr als 34.000 Karten abgesetzt. “Obwohl wir – verwöhnt durch die beiden anderen Freiluftproduktionen – auf eine volle Auslastung gehofft hatten, dürfen wir sehr zufrieden sein. Andere Theater im Bundesgebiet mussten Vorstellungen komplett absagen, weil die Zuschauer nicht kommen. Dennoch konnten wir fast an Vor-Corona-Zeiten anknüpfen”, bilanziert der Intendant.

Zudem konnten durch zahlreiche Infrastruktur-Programme des Landes NRW Ausstattung und Angebote des Theaters verbessert werden. So wurde in neue energiearme Scheinwerfer investiert, eine Videoabteilung aufgebaut und Audiodeskription für seheingeschränkte Menschen eingeführt.

Rückblick auf großartige Inszenierungen “Turing Maschine” – Foto Klaus Lefebvre

So zeigen sich Meinhard Zanger und sein Team zuversichtlich für die neue Spielzeit 2022/23. Insgesamt stehen acht Neuinszenierungen auf dem Programm, davon drei Uraufführungen und eine deutschsprachige Erstaufführung. Das Motto: «Welten». Es beschreibt die verschiedenen Lebensmöglichkeiten, ihre Schnittstellen, ihre Differenzen – auch ihre Blasen.

Am Samstag, den 3. September, eröffnet das WBT mit  Robert Seethalers Bestseller “Der Trafikant” in der Inszenierung von Chefregisseurin Tanja Weidner die Saison – eine Coming-of-Age-Geschichte über den jungen Franz, dessen Heranwachsen im Wien des Jahres 1937 jäh vom aufkeimenden Nationalsozialismus überschattet wird. Ende September folgt die deutschsprachige Erstaufführung von Jordi Galcerans “Die Steilwand (FitzRoy)” (29.9.) in der Inszenierung von WBT-Chef Meinhard Zanger, in der eine Frauen-Seilschaft einer Zerreißprobe unterworfen ist. Vor einer solcher stehen auch die Lehrkräfte in der Uraufführung von Jan Weilers Gesellschaftssatire “Eingeschlossene Gesellschaft” (10.11.) nach dem gleichnamigen Kinofilm.

Im neuen Jahr treffen in der gleichnamigen deutschsprachigen Zweitaufführung “Die zwei Päpste” (12.1) aufeinander. Anthony McCarten hat einen rasanten Schlagabtausch zwischen Papst Benedikt XVI. und seinem Nachfolger Papst Franziskus verfasst. Hier führt erstmals der bekannte Theaterdirektor, Schauspieler, Regisseur und Autor René Heinersdorff am WBT Regie.

Ein Highlight der Saison dürfte die Uraufführung “Wann, wenn nicht jetzt?” (9.3.) werden. Zum 375. Jubiläum des Westfälischen Friedensvertrages beauftragte des WBT den luxemburgischen Dramatiker Olivier Garofalo sich in einem Schauspiel dieses Themas anzunehmen.

Mit “Don Quichote” (27.4.) von Miguel de Cervantes gibt es ein Wiedersehen mit der neapolitanischen Regisseurin Luisa Guarro. Und im Sommer 2023 beschließt eine dystopische Komödie die Saison: Nach seiner erfolgreichen Antigone inszeniert Schauspieler Florian Bender, seit 16 Jahren Ensemblemitglied, Philipp Löhles “Anfang und Ende des Anthropozäns” (16.6.).

Zusätzlich zu diesen Neuinszenierungen kommt eine besondere Uraufführung und Kooperation zustande: Tanja Weidner und Regieassistent Felix J. Mohr schaffen ein neues Bühnengenre: Betrugsaufklärung für Senioren. Der Präventionskrimi “Leg einfach auf!” (6.10. – Foyer) über Trickbetrug am Telefon, den sogenannten Enkeltrick, entsteht in Kooperation mit dem Betrugsdezernat der Polizei Münster und soll vor allem mobil gezeigt werden.

Auch in der Gastronomie gibt es Neuigkeiten: Ab der kommenden Spielzeit übernimmt das Münsteraner Restaurant LuMiná die Bewirtung im Flechtheimspeicher. Diese öffnet an Vorstellungstagen jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.

Trotz hoher Inflation und steigender Preise bleiben die Eintrittspreise stabil.

Die Theaterkasse ist montags bis freitags von 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr vor Ort oder telefonisch unter 0251.40019 erreichbar; sowie jederzeit online im Ticketshop des WBT.

 

 

Speak Your Mind

*