Schweigen im Selbstversuch: Im Kloster Dalheim gibt es neben Veranstaltungen zur Fastenzeit auch Mitmach-Aktionen am “Tag des Schweigens”.
Raus aus dem Alltag und einfach einmal Schweigen: Wer am Sonntag (6.3.) die Klausur des ehemaligen Klosters Dalheim in Lichtenau-Dalheim (Kreis Paderborn) betritt, der macht es wie einst die Dalheimer Ordensleute: Schweigen – kein Wort geht über seine Lippen.
Doch auch ohne Geplauder und Gespräch gibt es viel zu erleben. Gemäß dem klösterlichen Leitsatz “Ora et labora” (lateinisch: Bete und arbeite) arbeiten sich die Gäste im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur durch einen Schweige-Parcours aus 16 Stationen. Vom stillen Chillen in der Klosterkirche über eine Klanginstallation im Garten bis zum selbst gestalteten Kunstwerk reichen die Mitmachangebote rund um das Thema Stille und Schweigen. Zum dritten Mal lässt die Stiftung Kloster Dalheim damit die klösterliche Tradition des Schweigens am ersten Sonntag der Fastenzeit wieder aufleben. Auch das Klosterwirtshaus macht mit.
Lebensgefühl der Dalheimer Ordensleute
Die Veranstaltung des LWL-Landesmuseums für Klosterkultur, Stiftung Kloster Dalheim, zum Schweigen baut auf der preisgekrönten Dauerausstellung in der mittelalterlichen Klausur des Klosters Dalheim auf. Sie zeigt, wie Ordensleute ihren Alltag verbrachten. “Der ‘Tag des Schweigens’ geht noch einen Schritt weiter und lässt das Lebensgefühl der Dalheimer Ordensleute hinter die Klostermauern zurückkehren”, so Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky zur dritten Auflage der Veranstaltung.
Schweigen als Experiment
Sechzehn Mitmach-Stationen und Ruhepunkte hat das Team der Stiftung Kloster Dalheim vorbereitet. “Im Schweige-Selbstversuch durchlaufen die Besucherinnen und Besucher einen Parcours, der sie teils spielerisch, teils meditativ mit der unbekannten Welt ohne Worte bekannt macht. Dabei machen die Mitmach-Stationen auch auf die unterschiedlichen Aspekte des Schweigens aufmerksam”, erläutert Museumspädagogin Dr. Christiane Wabinski den Ansatz der Dalheimer Veranstaltung.
Wenn die Glocke der Klosterpforte ertönt und die Besucherinnen und Besucher die Klausur betreten, verschlägt es ihnen nicht nur die Sprache: Im Kreuzgang erfahren die Museumsgäste, wie lang sich eine Minute ohne Worte anfühlen kann, und was andere über das Schweigen sagen. Der Versammlungssaal des Konvents, der Kapitelsaal, erinnert an den Ursprung des klösterlichen Schweigens in der rund 1.500 Jahre alten Benediktregel. Gartenarbeit steht ebenfalls auf dem Programm: Beim Gestalten eines japanischen Zen-Gartens finden Museumsgäste Ruhe.
Neu sind in diesem Jahr eine Klanginstallation im Konventgarten, die den Gesang des Windes auf-leben lässt, und eine Leseecke, die im ehemaligen Schlafsaal der Dalheimer Ordensleute Kinder und Erwachsene zum Schmökern einlädt. In der Kirche genießen sie beim stillen Chillen die Schönheit der traditionellen klösterlichen Chorgesänge und bringen den Dalheimer Himmelsgarten mit Pastell-Kreide auf Papier.
Gegen einen Aufpreis von 3 Euro lassen kleine und große Künstler bunte Farben beim Pouring fließen und kreieren ihr eigenes Kunstwerk. Aber auch für Quasselstrippen ist gesorgt: Wie im Mittelalter darf im Parlatorium – einem Raum mitten in der Klausur — gesprochen werden. Unter dem Motto “Schweigend schmeckt’s besser!” serviert Familie Brand im Schonlau-Saal des Wirtshauses frische, regionale Gerichte mit der Möglichkeit, diese schweigend zu bestellen und zu genießen.
Auszeit und Verzicht in der Fastenzeit
Passend zum Beginn der Fastenzeit sind die Besucherinnen und Besucher anhand ihres eigenen Schweige-Versuchs eingeladen, über unterschiedliche Dimensionen des Verzichts gestern und heute zu reflektieren. So verbrachten die Augustiner-Chorherren in Dalheim einen Großteil ihres Klosterlebens im Schweigen, verzichteten aber nicht nur auf das Sprechen, sondern mit dem Ein-tritt ins Kloster auch auf ihre alte Identität oder ihren privaten Besitz.
Mit dem “Tag des Schweigens” beruft sich das Kloster Dalheim auf eine der ältesten Tugenden klösterlichen Lebens und knüpft gerade damit an die Gegenwart an. “Was unfreiwilliges Verzichten heißt, haben wir alle in den vergangenen beiden Jahren erfahren”, stellte Grabowsky fest. “Beim ‘Tag des Schweigens’ geht es hingegen um die bewusste Entsagung und ein Innehalten in Zeiten, in der wir ständig chatten, posten und telefonieren”, so Grabowsky weiter.
Das klassische Fasten ist beispielsweise Thema im Speisesaal der Ordensleute, dem Refektorium. Auch heute ist die Fastenzeit für viele Menschen ein Anlass, auf den Konsum von Fleisch, Schokolade und Alkohol oder Fernsehen und Handynutzung zu verzichten.
Hintergrund:
Bereits bei den ägyptischen Mönchsvätern im 3. Jahrhundert n. Chr. hatte das Schweigen eine große Bedeutung. Sie glaubten, dass zu viele Worte der Erfahrung Gottes im Wege stünden. Auch der Heilige Benedikt legte in seinen Klosterregeln von 540 an mehreren Stellen fest, dass die Ordensleute – außer während der Liturgie – schweigen sollten. Heute halten sich Brüder und Schwestern vieler Ordensgemeinschaften ebenfalls an ein Schweigegelübde.
Eintritt
Die Teilnahme am “Tag des Schweigens” ist im Museumseintritt inbegriffen.
Erwachsene 7 Euro, Gruppen ab 16 Personen je Person 5,80 Euro, Ermäßigte 3,50 Euro, Kin-der/Jugendliche (6-17 Jahre) sowie LWL-MuseumsCard und LVR-Museumskarte frei.
Es gilt die 2 G-Regel. Weitere Informationen zu den aktuellen Corona-Regeln am “Tag des Schweigens” gibt es auf der Webseite des Museums.
Öffnungszeiten
Sonntag, 6. März, 10 bis 18 Uhr
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