Vegetarier, Veganer und Pescetarier essen auch „koscher“ – unbedenklich, fast wie nach der jüdischen Glaubenslehre.
Unsere Stammeltern Adam und Eva waren die ersten Vegetarier, denn Gott übergab ihnen nur Samen von essbaren Pflanzen der Felder und fruchttragenden Bäumen zur Speise (Genesis 1,29). Allerdings wurde ihnen die Frucht vom Baum der Erkenntnis zum Verhängnis.
Heute essen Vegetarier koscher, um die Umwelt zu schonen. Koscher bedeutet in der Umgangssprache so viel wie unbedenklich. Ist etwas „nicht koscher“, wird es gemieden. Der Begriff „koscher“ wird häufig genutzt, obwohl viele nicht wissen, was er ursprünglich bedeutete.
Als koscher („kascher“, wörtlich: tauglich) werden in der jiddischen Sprache alle Lebensmittel bezeichnet, die den jüdischen Speisegesetzen („Kaschrut“) entsprechen. Gläubige Juden dürfen nur koschere Speisen essen – nicht-koschere sind verboten.
Die jüdischen Speisevorschriften basieren auf der Tora und der jüdischen Glaubenslehre. Die Tora besteht aus den fünf Büchern Mose, die wiederum in mehrere Kapitel aufgeteilt sind. Das hebräische Wort Tora heißt übersetzt Lehre oder Weisung. Sie ist für Juden in aller Welt die Basis des Glaubens. Christen sehen in der Tora in erster Linie das Alte Testament, denn das Neue Testament spielt für Juden keine Rolle.
Die Tora ist in hebräischen Buchstaben auf handgefertigtem Pergament aus der Haut koscherer („reiner“) Tiere geschrieben. Eine Torarolle für den Gottesdienstgebrauch muss per Hand von einem speziell dafür ausgebildeten Kalligrafen geschrieben werden. Das Schreiben einer Torarolle dauert etwa ein Jahr und ist entsprechend teuer. Die Torarolle ist auf zwei Holzstäbe gewickelt. Die Stäbe werden als „Baum des Lebens” bezeichnet. Zur Aufbewahrung wird um die Torarolle ein spezielles Stoffband gebunden und mit einem bestickten Mantel bedeckt, der sie beschützt und verziert. Die Torarolle darf nicht mit bloßen Händen berührt werden. Ein silberner Stab dient deshalb als Lesehilfe.
Historisch gesehen sind die Speisegesetze und die koscheren Lebensmittel für die jüdischen Gemeinden identitätsstiftend. Als eigentliche Ursache nennen einige Historiker gesundheitliche und hygienische Gründe für die Einordnung als koscher oder nicht koscher. In der Region des heutigen Israel sollen über lange Zeit immer wieder Schweinekrankheiten aufgetreten sein, die auch für Menschen krankmachend waren. Aus diesem Grund sind Schweine angeblich nicht „kos“. Im 16. Jahrhundert bestritten Reformatoren wie Andreas Karlstadt die Autorschaft des Mose und sahen den Priester und Torakundigen Esra (etwa 440 v. Chr.) als Redaktor (Herausgeber), der die fünf Bücher aus älteren Teilen der Tora zusammengestellt habe (Esra 7,6 ). Auch im Talmud wird er als Bearbeiter der Tora erwähnt.
Koscher ist nur Fleisch von wiederkäuenden Paarhufern – Kühen, Schafen und Ziegen. Schweinefleisch ist tabu, ebenso wie das Fleisch von Wildtieren, Pferden und Kamelen. Koscher sind dagegen Hühner, Enten, Gänse und Truthähne. Raubvögel sind verboten und Singvögel werden sicherheitshalber nicht gegessen.
Fische dürfen gegessen werden, wenn sie Flossen und Schuppen haben. Verboten sind Meeresfrüchte wie: Aale, Muscheln, Langusten, Austern, Shrimps, Hummer, Tintenfische und Seeigel. Fische müssen mit einem Netz gefangen werden. Das Fischen mit Angelhaken ist untersagt, weil es als grausam gilt. Ein Fisch muss nicht rituell geschächtet werden. Sobald der Fisch aus dem Wasser gezogen wird, gilt dieser als geschächtet.
Juden ist es streng verboten, Blut zu essen. Beim sogenannten Schächten, dem betäubungslosen Schlachten, wird die gesamte Kehle des Tieres in einem Schnitt mit einem speziellen Messer durchtrennt. Dadurch soll erreicht werden, dass das Tier vollständig ausblutet.
Sogar Eier müssen penibel auf Blutstropfen untersucht werden.
Zurückzuführen sind die Speiseregeln auf das 2. Buch Mose, in dem es heißt: „Du sollst ein Zicklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen.“ Daraus wird ein generelles Verbot der Verbindung von Fleisch und Milchprodukten hergeleitet.
Damit etwas in der jüdischen Küche als koscher zubereitet gilt, sind sehr strenge Regeln zu beachten. Unverzichtbar ist, dass fleischige und milchige Lebensmittel getrennt voneinander aufbewahrt und zubereitet werden. Ebenso ist es verboten, sie in Speisen zu vermischen. Also keine Fleischgerichte mit Sahnesauce!
Juden teilen alle Lebensmittel in milchig (chalavi) und fleischig (basari) ein. Die Zutaten der neutralen Kategorie (parve) können sowohl mit milchigen als auch fleischigen Speisen kombiniert werden. Neutrale Zutaten sind Getreide, Gemüse und Früchte. Gewürzt wird mit Kreuzkümmel, Minze, Senf, Salz, Pfeffer und Knoblauch.
Selbst im Magen dürfen sich milchige und fleischige Speisen nicht vermischen. Deshalb sind Wartezeiten zwischen den Mahlzeiten einzuhalten. So darf eine milchige Nachspeise nicht nach einem Fleischgang serviert werden.
Selbst für Küchengeräte und Geschirr gilt die strikte Trennung: Ein Teller oder Topf für Milchiges darf nicht für Fleisch benutzt werden und umgekehrt. Wer es sich leisten kann, hat eine doppelt eingerichtete Küche – mit zwei Geschirrspülern, zwei Kühlschränken und zwei Herden. Auch Koch- und Essutensilien sowie Geschirr und Geschirrtücher müssen doppelt vorhanden sein.
Reisen kann für Juden, die sich an die Gesetze des koscheren Essens halten, manchmal schwierig sein. Doch bei gründlicher Planung ist es durchaus möglich.
Vegetarier, Veganer und Pescetarier können ihr Essen in der jüdischen Küche problemlos zubereiten. Die doppelte Küchenausstattung ist für ihre Gerichte entbehrlich. Für Pescetarier gilt das jedoch nur, wenn sie ausschließlich Meeresfrüchte zubereiten, die von Natur aus Schuppen und Flossen haben.
Es ist nicht bekannt, dass die jüdische Küche jemals mit Sternen ausgezeichnet wurde. Der Guide Michelin vergibt seit 1900 Sterne für Spitzen-Restaurants und deren Köche – doch koschere waren bisher nicht darunter. Bleibt zu hoffen, dass israelische Juroren bald „Sterne des Morgenlandes“ oder Kippa-Hauben für herausragende koschere Küche vergeben. Das würde das Reisen für jüdische Gourmets deutlich interessanter machen.
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