Treffpunkt Kneipe in Hamm

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Hamm – Eine außergewöhnliche Sonderausstellung präsentiert jetzt des Gustav-Lübcke-Museum in Hamm (Neue Bahnhofstraße 9, www.museum.hamm.de) noch bis zum 20. März 2222: „Treffpunkt Kneipe – Hammer Lokalgeschichten“ lautet der Titel, der lecker klingt und durchaus durstig macht…

Bergleute von Radbod beim Umtrunk, 1913, Foto – Sammlung Christa Weniger

Das Ausschenken von Getränken war zunächst Sache derjenigen, die Bier brauten, und zwar mehr Bier, als sie für ihren eigenen Bedarf benötigten. Dabei dienten zunächst die Küche oder eine schlichte Bank vor der Tür als „Kneipe“. Der Rat der Stadt Hamm richtete für den eher gehobenen Bedarf ein Stadtweinhaus ein und betrieb den Keutkeller. In einem Konzentrationsprozess während des 18. und 19. Jahrhunderts ging die Vielfalt der Hausbrauereien in Hamm zurück, während die Brauerei der Familie Pröpsting (Kloster) und die Isenbeckbrauerei ihre Kapazitäten professionell ausbauten und bis ins 20. Jahrhundert produzierten.

Im bürgerlichen 19. Jahrhundert entstanden viele unterschiedliche Kneipen, sozusagen für jeweils eigene „Zielgruppen“: für Schützengesellschaften, für Gesangsvereine, für politische Parteiungen, für Ausflügler ins Grüne. Postkutschenreisende kehrten etwa bei Brand im Grünewald ein, Bahnreisende hingegen im Hammer Empfangsgebäude, in Ermelinghof oder auch im Bahnhof Hamm-Süd.

Mit der Industrialisierung und dem damit verbundenenZuzug neuer Arbeitskräfte stieg der Bedarf an Kneipen um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Hammer Süden und Westen deutlich an. Und wie Pilze aus dem Boden schossen Kneipen für die Arbeiterschaft, nachdem zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Bergbau im Umland massiv Einzug gehalten hatte. Spätestens jetzt zeigte sich die ganze Vielfalt der Kneipenfunktionen: Kneipe als Turnhalle, Gesangsraum, Musikhalle, als Vereinsheim, Übungsarena für Solidaritätsradler, als Wohlfahrtsamtsfiliale, Wahlbüro, Tanzboden, Kinosaal, Betriebsversammlungssaal, Bildungsseminar oder auch als Parteilokal.

Die Ausstellung macht eindrucksvoll die große kommunikative Bedeutung der Kneipen deutlich. Sie zeigt aber auch, dass der gastronomische Bereich nach dem Zweiten Weltkrieg etliche der früheren Funktionen eingebüßt hat. Das ist nicht nur in Hamm so, sondern auch in anderen Orten. „Kneipen alter Art“ gibt es nur noch wenige. Nur noch selten heißt es “Treffpunkt Kneipe”…

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