Udo Scheel – der Grandseigneur der Kunst

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Udo Scheel – der Grandseigneur der Kunst: Um seine Reputation braucht er sich keine Gedanken zu machen. Viele Jahre war er Rektor der Kunstakademie Münster. Dort hat er viele Künstler mit auf den Weg gebracht. Auch im Alter von 80 Jahren wird er nicht müde, in der Kunst mitzumischen als Ausstellungsmacher und nicht zuletzt als Künstler. Ein beeindruckendes Lebenswerk. Westfalium gratuliert.

Udo Scheel - der Grandseigneur der Kunst

Udo Scheel: Fischer, Sammler, Jäger, Schreiner, 2011, Öl auf Leinwand, 200×400

Corona hat so vielem einen Strich durch die Rechnung gemacht – so auch dem Münsteraner Künstler Udo Scheel. Den 80. Geburtstag, den er im vergangenen Jahr nicht zuletzt mit einer Ausstellung im Münsterschen Hawerkamp feiern wollte, fand wegen Corona vor leeren Rängen statt. Dafür soll in diesem Jahr gefeiert werden. Immerhin, so erklärt Udo Scheel mit einem für ihn typischen Aperçu, er sei ja gerade erst „80 Jahre jung“ und da könne man sich so etwas leisten. Dabei lacht er kurz auf. Udo Scheel ist ein eloquenter Geschichtenerzähler, ein inspirierender Redner und beeindruckender Laudator. Seine Ansprachen und Vorträge sind gebildet und kenntnisreich, sie sind voller Esprit und Charme.

Udo Scheel wurde 1940 in Wismar geboren. In den vergangenen Jahren hat er in Münster und Berlin gelebt und gearbeitet. Gerade erst hat er sein Atelier in Berlin aufgegeben und lebt nun gemeinsam mit seiner Frau nur noch in Münster.

Udo Scheel - der Grandseigneur der Kunst

Udo Scheel: Inseln, 2003_04, Öl auf Leinwand, 180×320

Seit ein paar Jahren zieht es ihn allerdings immer wieder in seine alte Heimatstadt Wiesmar, wo er der St. Georgenkirche mit spektakulären Ausstellungen neues Leben einhaucht und damit Wiesmar plötzlich auf der Landkarte mit dem Thema Kunst und Kultur auftaucht. Seit 2011 ist er Vorsitzender des Kunstbeirates der Hansestadt und holt international renommierte Künstler in die Stadt.

Von 1959 bis 1964 studierte Scheel an der staatlichen Kunstakademie bei Gert Weber und Otto Coester sowie an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Von 1964 bis 1971 unterrichtete er an Gymnasien. Anschließend wurde er Dozent für Malerei am Hochschulinstitut für Kunst- und Werkerziehung Mainz, heute Kunstakademie in der Gutenberg-Universität. 1976 war er Mitbegründer der Künstlergruppe Axiom. Von 1989 bis 1998 war er Vorsitzender des Kuratoriums der Stipendienstätte Künstlerdorf Schöppingen.

Udo Scheel - der Grandseigneur der Kunst

Udo Scheel: Die Sieger, 2014, Öl auf Leinwand, 200×400

Im Jahr 1972 wurde Scheel als Professor an das Institut für Kunsterzieher der staatlichen Kunstakademie Düsseldorf in Münster berufen. Maßgeblich war er daran beteiligt, dass 1986 die Kunstakademie Münster ausgegründet und selbstständig wurde. Ein wichtiges Zeichen auch für die Universitätsstadt Münster. Scheel leitete die Akademie bis 2005 und gab ihr in dieser Zeit entscheidende Impulse, die ihren exzellenten Ruf bis heute begründet. Darüber hinaus war er in seiner Zeit ein inspirierender Hochschullehrer, der eine ganze Generation von talentierten Akademieschüler beflügelte und damit sogar den Titel „Münstersche Schule“ prägte. Sein Ruf als Hochschullehrer ist bis heute ungebrochen. Aus seiner ursprünglichen Klasse kommen Meisterschüler und Künstlerpersönlichkeiten wie Martina Meyer-Heil, Klaus Möllers, Klaus Geigle, Ren Rong, Alexandra Medilanski, Jürgen Kottsieper, Ute Ostermann, Brigitte Baldauf, Maike Kloss, Stefanie Daume, Sabine Swoboda, Knut Kargel, Frank Schneiders und Ludger Wörtler.

Doch auch als Künstler macht Udo Scheel bis heute von sich Reden. Er ist ein fleißiger Arbeiter und schafft Gemälde von unglaublicher Intensität und spannungsreicher Emotionalität. Im vergangenen Jahr war er zusammen mit seinem Schüler Ren Rong mit Arbeiten in der Villa Friede in Bonn zu sehen. Weitere Ausstellungen, auch im Ausland, sind in Vorbereitung.

Udo Scheel ist ein überzeugter Maler. Die Malerei ist und bleibt für ihn faszinierend, selbst in Zeiten, da man sie bereits für tot erklärt hat. Daraus schöpft er seine Kraft. Dazu passt sein Credo: „Kunst ist kein Konsumartikel, sondern eine Energiequelle.“

Udo Scheel - der Grandseigneur der Kunst

Udo Scheel: De profundis, 2017, Grisaille, 200×400

Immer wieder widmet sich Scheel übergroßen Formaten, die vom Künstler ein exzellentes Gespür für Proportionen und Harmonien verlangen. Da wird das Spiel mit Perspektiven, den Auf- und Untersichten zu einer Herausforderung auch für den Betrachter, der mitunter an den Gemälden entlang gehen oder es von Ferne betrachten kann. „Diese großen Bilder, besonders die Triptychen, sind nicht mehr souverän verspielt oder brillant mondän, sondern bedrängend, mit Schnitten, Fragmenten, Fluchten, wo die Szene früher ambivalent, ja heiter war. Durch manche Kompositionen geht ein Riss. Udo Scheel setzt auf härtere Kontraste. Doch alle Kontraste bleiben letztlich Kontraste der Malerei“, beschreibt Manfred Schneckenberger diese monumentalen Arbeiten.

Schaut man sich die Malerei von Udo Scheel genauer an, dann springt einem eines unmittelbar ins Auge: Sie passen in kein Klischee, keine Schablone und keine Schublade. Udo Scheel ist ein Wanderer zwischen den Stilen, er transformiert die Regeln des einen, um sie mit einer anderen zu verschmelzen. Udo Scheel bedient sich dafür einer höchst artifiziellen und sehr individuellen Handschrift, die teilweise schamlos und direkt Anleihen bei unterschiedlichen, ja konträren Stilrichtungen nimmt und gleichzeitig zu einer wunderbaren Symbiose kommt.

Seine Gemälde sind figurativ, symbolistisch und teilweise abstrakt, ja mitunter auch informell in einem. Seine Gemälde in Mischtechnik, seine Gouachen und Radierungen und wem auch immer er eine Gestalt verleiht sind Arbeiten von einer großen handwerklichen Klasse. Dabei steht das Malerische eindeutig im Vordergrund. Auch bei seinen großen Formaten widmet er dem Detail größte Aufmerksamkeit. Seine Gemälde erzählen Geschichten wie aus einem Traum.

Udo Scheel - der Granseigneur der Kunst

Udo Scheel: Großmarkt, 2015, Öl auf Leinwand

Da fliegen fein säuberlich ausgemalte Menschen, Gesichter und Porträts, mitunter nur Gliedmaßen, Figuren und Gegenstände durch einen selbstdefinierten Orbit. Die Beziehungen und Bedeutungen muß sich der Betrachter selbst zusammensuchen so als sei er wie ein Detektiv oder Profiler auf der Suche nach dem vom Künstler gemeinten Sinn. Scheels Arbeit sind geheimnisvoll, rätselhaft und teilweise skurril. Es scheint als habe der Surrealismus die Hand des Malers geführt.

„Das Geheimnisvolle der gegenständlichen Andeutungen in Scheels Bildern, ja ihre oft ambivalente Gegenständlichkeit, liegt nicht nur an Kombinationen, Verzahnungen oder Verschmelzungen von gegenständlichen mit ungegenständlichen Partien, sondern auch im Wechsel von ‚plastischen‘ zu völlig flächigen Zonen“, schreibt Karl Otto Götz in einem Katalog über ihn.

Die Bild- und Symbolwelt von Udo Scheel ist vieldeutig. Mitunter hat man den Eindruck da arbeitet sich einer an seiner eigenen Seele und seiner eigenen Geschichte ab. Kunst könnte so eine Art Psychotherapie sein. Doch damit greift man zu kurz. Denn Udo Scheel spielt mit Versatzstücken der Kunstgeschichte, zitiert und persifliert. Ja, die Arbeiten des Meisters sind zugleich voller Witz und Ironie. Wer aufmerksam schaut, der entdeckt Bezüge zur Zeitgeschichte, ohne dass sich in den Bildern eine Botschaft erkennen ließe. Die Arbeiten sind voller Poesie, die sich einfach nicht auflösen lässt in Erklärungen und Deutungen. Was kann man Besseres von der Bedeutung der Kunst sagen?! Sie erschließt neue Welten. (Jörg Bockow)

Ausstellung: Udo Scheel – Diptychen

Aus Anlass der Vollendung des 81sten Lebensjahres des Künstlers laden wir herzlich in die Ausstellungshalle am Hawerkamp 31 ein

Ausstellungsdauer: 25.04. – 23.05.2021
Öffnungszeiten: Sa. 15 – 19 Uhr / So. 12 – 18 Uhr
Am Hawerkamp 31, 48155 Münster

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