Menden – 260 Zinkbleche machen ein altes Fachwerkhaus in Menden zu einem nicht alltäglichen Denkmal. Die Imitation einer Natursteinfassade aus Zinkblechen – das findet man in Westfalen-Lippe so schnell kein zweites Mal, so die Information aus der Denkmalabteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Deren Expertise hatte im Jahr 2012 das Fachwerkhaus in der Mendener Altstadt (Märkischer Kreis) gerettet. Eigentlich stand der Abriss auf der Agenda.
Fachwerkhaus zwei Jahre lang saniert
Nach jahrelangem Leerstand war 2012 der Abbruch des Baudenkmals beantragt worden. “Es war Rettung in letzter Minute”, berichtet LWL-Denkmalpflegerin Dr. Danae Votteler. “Wir konnten zeigen, dass ein Erhalt trotz der Schäden möglich ist.” Zwei Jahre lang wurde das um 1800 erbaute Bürgerhaus saniert. Heute präsentiert es sich als Schmuckstück der Mendener Altstadt.
Eigentümerin Monika Otten bereut ihre Entscheidung nicht. Ein Jahr nach dem Einzug zieht sie ein positives Fazit – der denkmalgerechte Einsatz traditioneller Handwerkstechniken und Materialien hat sich für sie gelohnt: “Wir freuen uns über ein besonders gutes Raumklima. Im Sommer ist es angenehm kühl und im Winter braucht man für die Gesamtfläche wenig Heizkosten.”
Fassade ist eine große Seltenheit
Auch die einzigartige Fassadenverkleidung konnte erhalten werden. Votteler erläutert: “Es handelt sich um 260 Zinkbleche, die mit aufwändigen Profilen in die Form von Steinquadern geprägt wurden. Solche Verkleidungen mit Blechen oder anderen Materialien waren im 19. Jahrhundert beliebt, um die als arm oder wenigstens unmodern empfundenen Fachwerkfassaden repräsentativer erscheinen zu lassen.” Heute sind kaum noch Vergleichsbeispiele bekannt. “Eine große Seltenheit”, sagt die Denkmalpflegerin.
Vom wirtschaftlichen Wandel des 19. Jahrhunderts erzählt das Innere des Denkmals. Votteler: “Ursprünglich vereinten die kleinen Bürgerhäuser in der Gerberstraße Wohnen und Wirtschaften unter einem Dach. Nachdem die Wirtschaftsdiele aufgegeben wurde, modernisierten die Bewohner das Erdgeschoss nach dem damaligen Zeitgeschmack.” Dass in der Gerberstraße 6 mehrere Generationen von Tischlern wohnten, zeigt sich bis heute in der aufwändigen Ausstattung des Flurs mit Wand- und Deckenvertäfelungen und der Treppe mit ihrem reich verzierten Antrittspfosten.
Westfälische und rheinische Handwerksexpertise
“Die hohe Qualität der Instandsetzung ist auch der guten Zusammenarbeit von Denkmalpflege, Handwerksbetrieben und Restauratoren zu verdanken”, so Votteler, die die Eigentümerin auch bei der Finanzierung der Maßnahme beriet. Für die Mehrkosten standen Fördermittel aus dem Denkmalförderprogramm des Landes NRW zur Verfügung, darüber hinaus förderte auch der LWL einzelne Restaurierungsmaßnahmen.
Für die die aufwändigen Handwerksarbeiten waren Westfalen und Rheinländer am Werk. Die Restaurierung des Fachwerks übernahm ein Handwerksbetrieb aus Soest. Der kümmerte sich um die Zimmer- und Lehmbauarbeiten sowie die Restaurierung der erhaltenen Außenfenster. Eine Mendener Schreinerei setzte die Innentüren instand. Die Zinkblechfassade haben Metallrestauratoren aus Duisburg übernommen. Dazu haben sie die verbeulten und teilweise gerissenen Paneele vorsichtig abgenommen, um sie in der Werkstatt weiter bearbeiten zu können. Nach dem Richten und Löten von Rissen haben die Restauratoren die Paneele in der ursprünglichen Farbe neu beschichtet. Eine besondere Herausforderung war es, die Blechpaneele und die restaurierten Fensterbekleidungen nach den fertiggestellten Zimmerarbeiten an der Fachwerkfassade passgenau zu montieren, so die Information aus der LWL-Denkmalabteilung. Das Haus wurde in diesem Januar als Denkmal des Monats gewürdigt.
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