Edelbrennerei Druffel: Schnaps vom Stromberg

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Oelde-Stromberg – Um das Jahr 1790 brachte der Stromberger Amtsschreiber Ludwig Niedeck eine kleine, wohlschmeckende Pflaumensorte aus Südfrankreich mit in seine Heimat, die noch heute in der Edelbrennerei Druffel zu Schnaps verarbeitet wird. Seit 1792 wird am Stromberg Schnaps gebrannt. Bis Pflaume und Schnaps jedoch zueinander fanden, dauerte es noch mehr als 200 Jahre.

Edelbrennerei Druffel

Brennmeister Jochen Druffel prüft das Edeldestillat aus der Brennanlage. Der unverdünnte Brand hat einen Alkoholgehalt von 93 Prozent, Foto H. F. Gruber

Denn die heutige Edelbrennerei Druffel wurde 1792 zunächst als traditionelle, Münsterländer Kornbrennerei gegründet und bis 1900 wurden nur zwei Spirituosen hergestellt: ein 35-prozentiger Korn „Alter Münsterländer“ und ein Doppelkorn, der 40-prozentige „Der Burggraf von Stromberg“. Erst später kam ein Kräuterlikör hinzu. 2001 hat der heutige Inhaber und Brennmeister Jochen Druffel den Betrieb in siebter Generation von seinem Vater Josef Druffel übernommen. In den Jahren bis 2005 verwirklichte Jochen Druffel seinen Traum von einer gläsernen Destillerie für hochwertige Brände und Liköre. Spitzenpositionen bei internationalen Qualitätswettbewerben, wie zum Beispiel der Destillata, beweisen mittlerweile, dass Jochen Druffel auf dem richtigen Weg ist.

Destillate aus regionalen Früchten

Das breite Portfolio hochkarätiger Brände und Liköre umfasst bei Druffel neben Williams-Christ-Birnenbrand auch Aprikosen-, Quitten-, Schlehen- oder Mirabellenbrand. Walnusslikör und ein im Pflaumenholzfass gelagerter Whiskey ergeben eine bunte Vielfalt an geradezu unwiderstehlichen Aromen. Star des Angebots ist jedoch die Stromberger Pflaume. Aus dieser Traditionsfrucht ein Edeldestillat herzustellen, war mehr als naheliegend und man muss sich heutzutage wirklich fragen, warum man nicht schon viel früher darauf gekommen ist.

In alten Zeiten verschafften die Pflaumenbäume den Bauern ein solides Einkommen. Die schweren, aber fruchtbaren Mergelböden am Stromberg boten den Obstbäumen gute Wachstumsbedingungen. Zudem ist der kleine Stromberg im Münsterland eine Wärmeinsel. Neben Pflaumen wachsen hier auch Äpfel, Kirschen und an der Burgmauer sogar Wein. Der Obstbau bot eine Alternative zur mühevollen Feldarbeit. Denn wo auf leichten Böden früher ein Pferd zwei Pflugschare ziehen konnte, brauchte man am Stromberg für ein Pflugschar zwei Pferde. Zudem war das beackern der Hänge schwierig. Mehr als 20.000 Pflaumenbäume säumten einst die Hänge am Stromberg. Sie versorgten die Bevölkerung bis in Ruhrgebiet mit frischem, gesunden Obst. Um die Pflaumen haltbar zu machen, wurde eingemacht und gedörrt.

Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte der Pflaumenanbau einen Niedergang. Das sogenannte Wirtschaftswunder ließ Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft abwandern und zunehmend kam billigeres Obst von anderswo in die Märkte. Um das Jahr 2000 war die Zahl der alternden Pflaumenbäume, die teilweise nur noch extensiv bewirtschaftet wurden, auf unter 10.000 zurückgegangen. Sie waren zudem in keinem guten Zustand.

Schutz für die Stromberger Pflaume

Von der neuen Aussichtsplattform am Pflaumenwanderweg geht der Blick über die Obstbäume weit ins Land, Foto H. F. Gruber

Doch dann bahnte sich eine Wende an. Durch rechtliche Änderungen ergab sich die Möglichkeit, die „Stromberger Pflaume“ als geschützte Herkunftsbezeichnung im Rahmen einer neuen EU-Verordnung zu führen. Am Stromberg wurde die „Schutzgemeinschaft Stromberger Pflaume“ gegründet, der heute 15 Produzenten und weitere 15 Förderer angehören. Im Mittelpunkt der Schutzes stehen die Stromberger Pflaume als alte Sorte und auch ihre Herkunft aus einem Umkreis von rund 500 Meter um den Stromberg. Dies entspricht dem Gebiet der alten Gemarkung Stromberg vor der NRW-Gebietsreform 1975. Die EU-Verordnung, die in Stromberg seit 2013 gilt, schützt die Stromberger Pflaume und die daraus hergestellten Produkte vor fremden Plagiaten. „Heute wachsen hier wieder mehr als 15.000 Pfaumenbäume mit steigender Tendenz,“ erklärt Gerhard Stemich. Der Inhaber des gleichnamigen Obsthofes ist Vorsitzender der „Schutzgemeinschaft Stromberger Pflaume e.V.“. Die Schutzgemeinschaft kümmert sich nicht nur um das Produkt selbst, sondern auch um dessen touristische Präsentation. So ist der „Stromberger Pflaumenmarkt“ und die Wahl der Pflaumenkönigin zu einem Höhepunkt im Veranstaltungskalender geworden. Rund um den Ort führt ein Pflaumenwanderweg auf 10,5 Kilometern Länge zu interessanten Orten und erklärt auf Info-Tafeln die Historie des Pflaumenanbaus. So zum Beispiel die Geschichte der Dörröfen, von denen es leider am Stromberg keinen funktionstüchtigen mehr gibt. Aber auch die Wiederbelebung dieser Tradition hat sich die Schutzgemeinschaft auf die Fahne geschrieben. Zu den neueren Sehenswürdigkeiten gehört eine Aussichsplattform, die einen weiten Blick Richtung Nord-Osten gewährt. „Bei guter Sicht kann man das Hermannsdenkmal sehen!“ erklärt Jochen Druffel. Auch der Brennmeister ist von dem kleinen Aussichtsturm begeistert. Besonders zur Zeit der Pflaumenblüte wirkt die Gegend im Frühling wie verzaubert und taucht sich in zartes Blütenweiß vor hellem Grün.

Die Edelbrennerei Druffel, direkt an der uralten Dorfkirche in Stromberg gelegen, ist ein gläserner Betrieb. Führungen und Verkostungen für interessierte Gruppen gehören zur Unternehmensphilosophie. Die Prdukte aus dem Hause Druffel sind keine Massenware. Auch die Flaschen werden von Hand abgefüllt und etikettiert. So ist die Stromberger Pflaume von der Frischfrucht bis zum Edelbrand ein regionales, mit Liebe erzeugtes Produkt. So darf Heimat schmecken.

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