Energiewende: Münster wird Hotspot

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Energiewende mit Knowhow aus Münster: Freude und Jubel in der Universität Münster und auch bei der Stadt sind riesengroß.  Am vergangenen Freitag kam aus Berlin von Bundesforschungsministerin Anja Karlizek die überraschende Mitteilung: Münster wird das Zentrum der Batterieforschung in Deutschland.

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Prof. Dr. Martin ist eine international anerkannter Fachmann der Batterieforschung. Mit seinem Institut MEET in Münster hat er jetzt den Zuschlag für eine große Investition bekommen – Foto FZ Jülich/Kraft

Am MEET, einer Einrichtung an der Universität Münster, entsteht eine Forschungsfabrik, wo die Technologie der Zukunft erprobt wird, mit der dann die industrielle Produktion von Hochleistungs-Batterien errichtet werden kann. In Münster soll die Blaupause geschrieben werden. Die Bundesregierung investiert 500 Millionen Euro und auch das Land NRW beteiligt sich mit zusätzlichen 200 Millionen Euro.

Das ist sowohl für die Universität Münster als auch die Stadt selber ein ordentlicher Schluck aus der Pulle. Bund und Land investieren zusammen rund 700 Millionen Euro, um die Batterietechnologie in der Bundesrepublik zu etablieren. Nach einem intensiven Bewerbungsverfahren hat sich das MEET, eine Einrichtung an der Universität Münster,  gegen fünf starke Mitbewerber qualifizieren und am Ende durchsetzen können.

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In Münster wird an leistungsfähigen Speichern geforscht – Foto MEET/Kraft

Der Name MEET steht für Münster Electrochemical Energy Technology. Hier wird seit Jahren bereits an starken Akkus, ihrer industriellen Fertigung und der intelligenten Steuerung geforscht. Leistungsfähigere Batterien sind ein entscheidender Schritt zu mehr Elektromobilität – eine Schlüsseltechnologie für die Energiewende. Denn die Stromspeicher sind bislang die Archillesferse des Elektroautos. Die Reichweiten sind noch arg begrenzt.

Aber auch in anderen Bereichen der Energiewende bracuht man händeringend leistungsfähigere Stromspeicher. Durch Windkraftwerke und Solaranlagen entsteht mitunter mehr Energie in Zeiten, wo diese nicht nachgefragt wird. Sie muss gespeichert und für einen späteren Bedarf vorgehalten werden. Hochleistungsbatterien wären eine Möglichkeit. Der Bedarf ist weltweit kaum zu ermessen. Und die Nachfrage wird binnen weniger Jahre geradezu explodieren.

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Ab jetzt nehmen die Wissenschaftler und Ingenieure auch die industrielle Produktion der Batterien in den Blick – Foto MEET/Kraft

Das Forschungszentrum MEET von Professor Martin Winter hat im Wettbewerb um den besten Standort seine Chancen am besten ausspielen können. Letztlich entscheidend war das Konzept, das auch das Recycling der teuren Lithium-Zellen in den Blick nehmen will. Dafür werden die Forscher und Ingenieure aus Münster mit einem speziellen Recycling-Zentrum in Ibbenbüren zusammenarbeiten, dort heißen das Konzept und der Auftrag: Aus Alt mach Neu. Damit profitiert der ehemalige Kohlestandort Ibbenbüren ebenfalls an den Investitionen in Münster und rüstet sich für die Energiewende. Eine tolle win-win-Situation.

Im MEET wird bereits an einer Batterie geforscht, die preisgünstig hergestellt werden kann, die eine starke Leistung bringt, die am längsten lebt und die die höchste Energiedichte hat. Außerdem im Fokus der Münsteraner Forscher: Die intelligente Steuerung der Batterien und deren Gewicht. Im Auto sollen sie nämlich möglichst leicht sein und nur wenig Stauraum benötigen.

Bei der immensen Investition geht es darum, möglichst den gesamten Wertschöpfungsprozess bei den für die Energiewende unabdingbaren Stromspeichern in Deutschland zu halten, vom Bau einzelner Teile und Komponenten bis zur Wiederverwertung gerade der teuren und damit wertvollen Alkalimetalle. Die neue „Forschungsfertigung Batteriezelle“ soll schon Mitte 2022 ihren Betrieb aufnehmen. Die Forschungsfabrik soll nach den vorliegenden Plänen in Amelsbüren entstehen. Hier stehen vier Hektar Fläche in unmittelbarer Nähe zum Kanal, zur Autobahn und auch zur Schiene bereit. Eine geradezu ideale Lokation, denn auch an eine Erweiterungsfläche ist bereits gedacht.

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart rechnet mittelfristig mit “tausenden” neuen Arbeitsplätzen. Diese werden vor allem in den Firmen entstehen, die sich im Umfeld des MEET und der neuartigen Forschungsfabrik in Münster ansiedeln werden. Die Forschungsfabrik selbst wird etwa 150 Wissenschaftler und Techniker in Brot und Arbeit bringen. Das freut die Stadt Münster, die finanziell davon profitieren wird. Zugleich wird sich auch das Renommee der Stadt als herausragender Forschungsstandort verbessern.

Keine Frage: Diese Perspektiven sind aber auch eine immense Herausforderung für die Stadtverwaltung. Die innerhalb der kommenden zwei, drei Jahre zu erwartenden Zuzügler werden den bereits jetzt sehr engen Immobilienmarkt zusätzlich stark beanspruchen. Dabei steht die Stadt auch wegen der vielen Studierenden unter Druck. Es werden kurzfristig neue Baugebiete ausgewiesen und zusätzlich Wohnmöglichkeiten geschaffen werden müssen. Es gilt keine Zeit mehr zu verlieren: Die Chancen für eine rasche Stadtentwicklung sind jetzt da! Münster muss sie nutzen. (Jörg Bockow)

www.uni-muenster.de/MEET/

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