Münster – Meinhard Zanger hat einen guten Riecher: Als Intendant im Borchert Theater Münster hat er einmal mehr ein Stück des französischen Erfolgsautors Éric-Emmanuel Schmitt ausgewählt, um es auf die Bühne zu bringen. Es ist bereits die siebte Premiere eines Stücks von Éric-Emmanuel Schmitt im Wolfgang Borchert Theater. Und wieder ist es ein Glücksgriff.
Als deutsche Erstaufführung gibt das Borchert Theater die Komödie “Zurück auf Anfang”. Die Inszenierung von Meinhard Zanger hat alles, was man braucht, um beim Publikum gut anzukommen: einen guten Plot und ein ernstes Thema, einen ebenso geistreichen wie pointenreichen Text und darüber hinaus blendend gelaunte Schauspielerinnen und Schauspieler, die genussvoll alle Chancen für einen unterhaltsamen Abend ausreizen.
Die Gags werden gleich in ganzen Salven abgefeuert und mit boulevardesker Spielfreude werden alle Auftritte zelebriert. So geizen die drei jungen Schauspielerinnen nicht mit ihren Reizen. Ob in knappen Hot Pants, im kessem Bikini oder mit unverschämt kurzem Rock, erlauben sie gar viele sexy Perspektiven. Florian Bender kontert in der Rolle des jungen Alexandre Suchet indem er blank zieht und im Adamskostüm neckisch über die Bühne turnt.
Die Schauspieler – allen voran Florian Bender als Sacha und Jürgen Lorenzen als Alexandre – Monika Hess-Zanger als die Großmutter Mami Lou sowie Hannah Sieh, Stefanie Winner und Alice Zikeli nutzen den spritzigen Text zu köstlichen Auftritten und garnieren diese mit amüsanten Slapstick-Einlagen.
Das Drama nimmt seinen Lauf als der berühmte Arzt, Alexandre Suchet, aus den USA kommend zur Nobelpreis-Verleihung reist und auf dem Wege Station in Frankreich macht. Er will den kleinen Herrensitz erwerben, wo er seine Kindheit und Jugend verbracht hat. Während er den Zustand des Hauses in Augenschein nimmt, wird er im Salon von der Standuhr niedergestreckt, die sich von der Wand löst und auf ihn nieder kippt. Nach einer kurzen Ohnmacht sieht er sich förmlich aus der Zeit gefallen und an einen entscheidenden Tag seiner Jugend zurückversetzt.
Alexandre begegnet Sacha, seinem jüngeren Ich. Der wird gerade heftig von Betty und Casandre, zwei Freundinnen umworben und er steht vor der Entscheidung, sich als Arzt in der Gegend niederzulassen oder nach Havard zu gehen, um dort im Team eines berühmten Forschers zu arbeiten. Sacha alias Alexandre am Scheideweg.
Es entwickelt sich ein Generationenkonflikt, den Alexandre mit der eigenen Jugend in Person, deren Idealen und deren Unerfahrenheit ausfechten muss. Soll Alexander seinem jüngeren alter ego raten und vielleicht an der Schicksalsschraube drehen? Will er nachträglich doch ein ganz anderes Leben?
Nachdem sich Alexander anfänglich einmischt und die Geschicke, immerhin seines eigenen Lebens, zu beeinflussen sucht, entscheidet er sich dann doch dazu alles so laufen zu lassen wie das Schicksal es bestimmt hat. Er kommt am Ende zu der Erkenntnis, dass doch alles gut gelaufen ist… – Jörg Bockow
Wolfgang Borchert Theater / Am Mittelhafen 10 / 48155 Münster
Tickets 0251 – 40019
Speak Your Mind