Kiepenkerl-Blog: Finanzpoker mit kommunaler Infrastruktur

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Bereits vor zwei Jahren wurde bekannt, dass viele Städte totes Kapital lebendig machen wollten. Cross-Border-Leasingverträge hieß das Zauberwort. Zwar wusste niemand so genau was das war, doch sie sollten Geld in die klammen Kassen bringen – mit Traumrenditen. Dazu überschrieben Kommunen Kläranlagen, Straßenbahnen sowie Strom-, Gas- oder Wassernetze an US-Trusts.

Euros

Foto: “Euros” von Images Money, via Flickr.com

Inzwischen steht fest, dass die kriminellen Finanzprodukte den Kommunen nicht die versprochenen Millionengewinne bringen, sondern riesige Verluste. Angesichts der versteckten Risiken in den undurchsichtigen Vertragskonstruktionen können die Kämmerer den Bürgern nicht einmal erklären, wie groß der angerichtete Schaden sein wird. In Münster stoppte eine Bürgerinitiative die riskanten Infrastrukturgeschäfte.

Cross-Border-Leasing

Seit geraumer Zeit müssen sich Banker vor Gericht wegen dieser Altlasten aus dem Investmentgeschäft verantworten. Es geht um Vorwürfe, dass sie den Schaden der Kommunen grob fahrlässig oder vorsätzlich herbeigeführt haben. Wohl aus Furcht vor nachteiligen Gerichtsurteilen schlossen viele Banken insgeheim Vergleiche, um den Imageschaden eines negativen Richterspruchs zu vermeiden. Experten gehen davon aus, dass Banken in Einzelfällen bis zu 90 Prozent des Schadens ausgeglichen haben. Es gibt aber auch Geldhäuser, die den Gerichten ins offene Messer laufen.

Bereits Fjodor Dostojewski wusste, dass Zocker auf Dauer nicht reich werden. Schließlich verlor er seine Reisekassen 1865 in Wiesbaden beim Roulette. Der Nachwelt hinterließ er immerhin den berühmten Roman „Der Spieler“. Seine modernen Nachahmer hinterließen in den Haushalten durch Finanzwetten nur Verluste und Schulden.

 

 

 

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