Je älter, desto besser: Geschmack und Zeit

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Je älter sie werden, desto besser schmecken sie: Das Thema Genuss bewegt die westfälischen Gaumen in besonderem Maße, etwa vom 17. bis 19. Oktober bei der in Bochum stattfindenden “Finest spirits & beer convention“. Hier geht es um den Genuss des Augenblicks. Bei vielen Lebensmitteln gibt es für den perfekten Geschmack eine zentrale Hauptzutat: die Zeit. Oft bedeutet eine bestimmte Lagerdauer eine Zunahme an Aromen. Das gilt nicht für Nahrungs-, sondern auch für reine Genussmittel.

Je älter

Geschmack braucht Zeit, um sich zu entwickeln, nicht nur bei Whisky und Korn. Brennerei Geuting in Bocholt-Spork – Foto Westfalium

Ein ganz alltägliches Beispiel sind zahlreiche Obst- und Gemüsesorten. So reifen Äpfel, Bananen, Birnen, Feigen, Kiwis, Mangos, Tomaten und Melonen je nach Lebensdauer noch nach. Bei Pflaumen und Kartoffeln ist das stark von der Sorte abhängig. Letztere bilden im Zuge einer Nachreife über die Keimbildung noch letzte Aromen aus. Grapefruits und Orangen entwickeln mit der Zeit sogar einen milderen Geschmack. Die Devise “je älter, desto besser” gilt noch mehr beim Käse. Hart-, Schnitt- und halbfester Schnittkäse reifen nach und brauchen im Gegenzug zu ungereiftem Frischkäse Zeit, um perfekt zu munden. Auch spanischer Schinken in Trockenkammern und Steak-Fleisch mit der Dry-Aged-Methode brauchen Zeit, um auch Feinschmecker schwärmen zu lassen.

Bei den reinen Genussmitteln ist die Sache schon umstrittener. Bei Wein und Whiskey ist die Art der Reifung sehr viel entscheidender, als die viel zitierte Lagerdauer. Bei letzterem hat die Reifung im Eichenfass mehr Effekt auf die Komplexität, als auf die Qualität des Aromas. Somit erkennen Liebhaber die Güte eines Produktes viel eher an der Art des Holzfasses, als an der Liegezeit. Einfache Rotweine sind ohnehin oft schon nach 3 Monaten reif, wobei natürlich auch 7 oder 50 Jahre einen Einfluss auf das Geschmackserlebnis feiner Gaumen haben können. Wichtiger jedoch sind die Lagerbedingungen wie Temperatur, Licht-, Luft- und Ruhequalität.

Beim Tabakgenuss wie mit Zigarren zeigt sich die Produktqualität gegenüber dem Zeitfaktor besonders stark. Eine gute und ausreichende Reifungszeit veredelt daher vor allem eine gute Zigarre. Beim Privatgebrauch ist es der Humidor, der dabei hilft, dass die Zigarren noch nachreifen und letzte Aromen freigeben. Liebhabern schmeckt es nach längerem Lagern sogar frischer. Es ist daher gut zu beobachten, dass gerade bei lange gelagerten Premium-Genussmitteln wie Zigarren oft der persönliche Geschmack wichtiger ist. Wie beim Wein gilt auch hier “je älter, desto besser”. Sicher: Viele Jahre Lagerung machen aus einem schlechten Produkt kein gutes –  aber aus einem guten oft ein noch besseres.

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