Herne: Das weiße Gold der Kelten

Westfalen – Tief unter die Erde führt die nächste Sonderausstellung im LWL-Museum für Archäologie in Herne “Das weiße Gold der Kelten – Schätze aus dem Salz”. Rund 250 spektakuläre Exponate nehmen die Besucher ab dem 23. August mit in das älteste noch in Betrieb stehende Bergwerk der Welt, an den Hallstätter See in Oberösterreich.

Salz der Kelten: Das Archäologische Museum Herne widmet dem weißen Gold der Kelten eine Sonderausstellung

Salz der Kelten: Das Archäologische Museum Herne widmet dem weißen Gold der Kelten eine Sonderausstellung

Hallstatt ist, inmitten der atemberaubenden Landschaft der österreichischen Alpen, nicht nur ein archäologischer Fundplatz von Weltruhm, sondern auch Weltkulturerbe, ein einzigartiges, vom Salz geformtes Stück Natur, das 7.000 Jahre Menschheitsgeschichte in sich trägt. Mit ausgeklügelter Technik und Logistik bauten die Bergleute den Bodenschatz ab, der damals so kostbar war wie Gold, und verhandelten ihn quer durch Europa. Doch katastrophale Erdrusche mit gewaltigen Schlammlawinen verschütteten die prähistorischen Stollen. Dies war Glück im Unglück: Das Salz konservierte eine Vielzahl von Ausrüstungsgegenständen, die vom beschwerlichen Leben der Bergleute zeugen, Tragesäcke aus Leder, Leuchtspäne aus Tannenholz und die älteste Stiege der Welt.

Am Hallstädter See ist es zu Hause: das älteste noch in Betrieb stehende Bergwerk der Welt. Foto: LWL/Mühlenbrock

Am Hallstädter See ist es zu Hause: das älteste noch in Betrieb stehende Bergwerk der Welt.
Foto: LWL/Mühlenbrock

Die hölzerne Treppe, mit der die Bergleute in die Tiefe der Schächte in Hallstatt vordrangen, ist eines der ungewöhnlichsten Ausstellungsstücke der Sonderausstellung. Die Stiege, die erst 2003 in einem Hohlraum in 100 Metern Tiefe entdeckt wurde, musste unter großem Zeitdruck geborgen werden. Denn der Druck der umgebenden Bergmassen drohte die Kammer zu zerstören. Die Treppe ist in mehrfacher Hinsicht eine Sensation: Modernste naturwissenschaftliche Methoden der Dendrochronologie haben ermittelt, dass das verwendete Holz 1344 und 1343 v. Chr. geschlagen wurde.

Stiegen heute wie damals. Hier die Stiege zum Kaiser-Josef-Stollen. Foto: LWL/Mühlenbrock

Stiegen heute wie damals. Hier die Stiege zum Kaiser-Josef-Stollen.
Foto: LWL/Mühlenbrock

Auch technisch ist die Stiege eine Meisterleistung. “Sie lässt sich nach einem Baukastensystem in Einzelteile zerlegen und damit problemlos transportieren”, ist Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock begeistert. Noch nie ist diese Stiege in Deutschland gezeigt worden. In der Ausstellung in Herne sind erstmals Teile der Stiege im Original und die gesamte Treppe als begehbare Rekonstruktion zu sehen.

An ihr können die Ausstellungsbesucher auch eine weitere besonderen Eigenschaft mit eigenen Augen erkunden: Die Neigung der einzelnen Stufen ist verstellbar und passt sich den unterschiedlichen Bedingungen im Berg an. Die Trittbretter sind nämlich nicht fest fixiert, sondern drehbar und nur mit Hilfe von Distanzbrettern befestigt. Mehr noch: Die ganze Konstruktion ist verlängerbar, Teile können bei Bruch ausgetauscht werden. Insgesamt hat die Stiege eine Auftrittsbreite von 1,20 m und ermöglichte damit den Transport von schweren Gegenständen – auch im “Gegenverkehr”.

Wer also ab dem 23. August die Sonderausstellung “Das weiße Gold der Kelten – Schätze aus dem Salz” besucht, bekommt echte Raritäten und bergbautechnische Pionierleistungen zu sehen. Die Ausstellungsarchitektur besteht aus sechs riesigen, begehbaren “Salzblöcken”. Originalobjekte, Videoinstallationen und Multimedia-Shows bieten eine Ausstellungserfahrung für alle Sinne: Man kann die Salzwelten von Hallstatt nicht nur sehen und hören, sondern auch riechen, berühren, und schmecken.

Über 250 Fundstücke erzählen von Aufstieg und Fall der vom Salzbergbau lebenden Menschen von Hallstatt, von den enormen technischen Leistungen, vom durch den Handel mit dem Salz gewonnenem Reichtum, von prachtvollen Bestattungen mit Gold, Elfenbein und Glas, aber auch von Kinderarbeit in dunkelster Tiefe, von Krankheiten und schwerer Arbeit.

Diese Sonderausstellung wurde erstellt vom Naturhistorischen Museum Wien in Zusammenarbeit mit der Ausstellungsgesellschaft MuseumsPartner. Eröffnet wird die Ausstellung “Das weiße Gold der Kelten – Schätze aus dem Salz” mit einer Podiumsdiskussion und geladenen Gästen am Freitag, 22. August, um 17 Uhr. Bis zum Januar 2015 können neugierige Besucher im LWL-Museum für Archäologie in die Welt der Kelten und des Salzes abtauchen. Ein vielseitiges museumspädagogisches Programm begleitet die Besucher bei ihrer Zeitreise.

LWL-Museum für Archäologie / Westfälisches Landesmuseum / Europaplatz 1 / 44623 Herne
www.kelten-ausstellung.lwl.org

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