Die Realität hat viele Gesichter

Print Friendly, PDF & Email
Westfalen – Der Emsdettener Kunstverein zeigt unter dem Titel “Bis in die Poren” ein ganz besondere Ausstellung. Gezeigt werden Arbeiten von Andreas Orosz und seinen Schülern. Das Thema ist die Realität. Die Schau macht deutlich: Die Wirklichkeit hat unendliche viele Gesichter. Denn häufig wird der realistischen Malerei Oberflächlichkeit unterstellt. Mit der Ausstellung “Bis in die Poren” stellen Andreas Orosz und seine Kunststudenten der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft die Frage, inwieweit man sich dem Wesen der Dinge über ihre Oberfläche nähern kann.

Annika Morsch

Andreas Orosz lehrt seit nunmehr vier Jahren an der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn als Malereiprofessor und hat in dieser Zeit eine Klasse für “Figurative, gegenständliche Malerei” aufgebaut.

Manahatta

Die Ausstellung im Kunstverein Emsdetten ist die erste öffentliche Klassenausstellung  und versteht sich als Leistungsschau. Als eine Art “Best of” versammelt sie sowohl Arbeiten der Diplomanden und Meisterschüler der letzten zwei Jahre als auch Werke von Studierenden. Außerdem sind vier zentrale Arbeiten von Andreas Orosz zu sehen: “Ich begreife mich als Teil der Gruppe, als Teil des Projektes”, begründet der Künstler seine Entscheidung.

Maria Ostritz

Das Motiv der sich „porentief “ reinigenden jungen Frau auf dem Ausstellungsplakat, eine Arbeit von Annika Morsch, ist nahezu programmatisch für die Ausstellung: Einerseits ist es ein ironisierender Verweis auf den Ausstellungstitel. Andererseits stehen die weit aufgerissenen Augen auch für den Wert der optischen Wahrnehmung schlechthin. Gleichzeitig erinnert das Bild mit der beinahe penetranten “Blauäugigkeit” an die Naivität und Äußerlichkeit, die der Kunst auch zu eigen sein kann. Zudem wird durch das Spiegelmotiv – der Spiegel ist nicht sichtbar, aber vorstellbar – das reflexive und selbstreflexive Moment im Bild selbst und in der Ausstellung aufgegriffen.

Castel S. Angelo

“Gegenständlichkeit” wird im Rahmen der Klasse Orosz sehr weit begriffen – dies macht das Spektrum der Positionen der jungen Künstler deutlich. Es reicht von feiner, miniaturhafter  Stilllebenmalerei (Maria Ostritz, Lisa Morfeld etc.), über fotorealistisch beeinflusste Werke (Simone Albert, Katharina Reschke) und klassisch figurative Arbeiten mit ironischer Haltung (Annika Morsch, Maxim Probst, Lena Frings), bis hin zu großformatigen Arbeiten, die gestisch geprägt oder partiell ganz abstrakt sein können.

Lalena Moseler

“Nicht das Suchen nach einem signifikanten Markenzeichen führt zum eigenen Stil und somit zur Unterscheidbarkeit von den Kommilitonen,“ erläutert Andreas Orosz seinen Ansatz. “Spannend wird es unter Umständen dann, wenn zwei oder drei Schüler an sehr eng beieinander liegenden Themen und Stilistiken arbeiten und der Unterschied

sich im Detail offenbart. Wenn also evident wird, dass die künstlerische Ausdruckskraft des Künstlers in seiner ureigenen Pinselsprache liegt; in seinem Farbempfinden, seiner Handschrift, seinem Duktus, seiner Bildintelligenz.”
Die Ausstellung macht sehr deutlich, wie wesentlich die Nähe und Reibung an “Gleichgesinnten” sein kann für die Entwicklung und Ausdifferenzierung der künstlerischen Persönlichkeiten. “Ich möchte in diesem Prozess als Moderator auftreten. Und obwohl ich einen Vorsprung an malerischer Erfahrung und an Wissen habe, bleibe ich immer ein Lernender,” betont Orosz.
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Freitag von 16 bis 20 Uhr, Samstag von 15 bis 18 Uhr, Sonntag von 11 bis 18 Uhr
Emsdettener Kunstverein / Friedrichstr. 3 / 48282 Emsdetten

Speak Your Mind

*